
Ansturm auf Campingplätze in der Region

Plus Urlaub im Wohnmobil oder mit dem Zelt sind angesagt und in Corona-Zeiten möglich. Internationale Gäste fehlen, doch die Plätze sind trotzdem ausgebucht.

Deutsch ist die vorherrschende Sprache am Donau-Lech-Campingplatz in Eggelstetten. Das war nicht immer so. In den vergangenen Jahren mussten Besitzer Franz Schmid und Betreiberin Heidemarie Kästle eher Niederländisch sprechen. Die Gäste aus den Niederlanden sind derzeit aber in der Minderheit. Die Corona-Krise hat auch hier zwischen Kocher und Klappstuhl viel verändert: Jetzt kommen hauptsächlich Camper aus der Region, um am idyllisch gelegenen See einen Kurzurlaub zu verbringen.
„Es ist viel los“, berichtet Franz Schmid. Die Hälfte der 84 Plätze werden derzeit von Tagesgästen belegt. „Eigentlich wollten wir an den Ammersee. Dort haben wir aber keinen freien Platz mehr finden können“, erzählt Leon Nieberlein aus Augsburg. So ist er mit seinen Freunden nach Eggelstetten gekommen. „Wir fühlen uns hier sehr wohl“, fügt er hinzu und verweist auf den Badesee und andere Freizeitmöglichkeiten, die gegeben seien. Nur eine Nacht haben Ina Kochritze und Dennis Wolckenhauer aus Bremen in Eggelstetten verbracht. Sie sind gerade dabei, ihr kleines Zelt abzubauen. Das Paar ist mit dem Fahrrad unterwegs. Ihre Zwei-Wochen-Tour neigt sich dem Ende zu, „und hier war es wirklich toll“. Die beiden brechen erst gegen Mittag auf, weil sie die Ruhe am See genossen haben.

Wemdinger Waldsee übt große Anziehungskraft auf Besucher aus
Ebenfalls an einem See liegt der Campingplatz in Wemding. Der Waldsee habe immer eine große Anziehungskraft auf die Besucher ausgeübt, sagt Robert Hack. Nun aber seien Corona-Auflagen zu erfüllen. Das erschwere das Geschäft und halte auch etliche Stammkunden davon ab, wieder nach Wemding zu kommen. Eigentlich wäre Platz für 200 Gefährte oder Zelte, doch wegen der Pandemie-Verordnungen könne er den Platz nun nicht voll auslasten. Außerdem sei der direkte Zugang zum See nicht möglich. Hinzu kämen Einschränkungen im Sanitärbereich.
Hack hat aber in diesen Tagen kaum Zeit, denn ständig klingele das Telefon. Zahlreichen Interessenten habe er zuletzt eine Absage erteilen müssen. Denn der Platz ist ausgebucht. Auch in Wemding hat sich die Kundschaft geändert. Die Gäste aus dem Nahbereich und aus Deutschland seien verstärkt anzutreffen, internationale Platzbesucher dagegen weniger. In Gesprächen hätten ihm viele Menschen immer wieder gesagt, dass sie wegen der Corona-Risiken in diesem Jahr den Urlaub in heimischen Gefilden verbringen wollten. Hack hofft, „dass die Saison recht lange dauert“, denn wie auch andernorts habe er den Platz nach dem Lockdown wesentlich später als in den Vorjahren öffnen können.

Mit Corona waren Wohnmobile plötzlich die ideale Urlaubsunterkunft: Die „Wohnung auf Rädern“ ist sicher und immer mit dabei. Man kann Neues kennenlernen und trotzdem zu Hause schlafen. Abstand halten fällt weniger schwer. Um mehr als 56000 ist die Zahl der vollintegrierten Camper von 2019 auf 2020 in Deutschland angestiegen. Genau 589355 waren es nach der jüngsten Bestandsaufnahme des Kraftfahrt-Bundesamts bundesweit. Kaum ein freier Platz ist seit Wochen auch am Platz bei der früheren Schwabenhalle zu ergattern, wo die Stadt Donauwörth ein Areal für Wohnmobile reserviert hat – nur wenige Schritte von der Donau. Erfahrene Mobilisten wissen: In diesem Jahr gibt es viele Neueinsteiger, die sich zum ersten Mal für einen Urlaub dieser Art begeistern. Auch hier zeigt sich beim Blick auf die Kennzeichen: Die Urlauber kommen zum ganz großen Teil aus Deutschland. Dazwischen nur ein Wohnmobil aus Spanien und eines aus den Niederlanden. „Verstärkte Nachfrage“ vermeldet auch das Ferienland Donau-Ries. Im Radius von einer Fahrzeit von zwei Stunden hätte das Interesse stark zugenommen, berichtet Jessica Kießling. Besonders Radfahrer schätzten Nordschwaben, „weil es bei uns noch nicht überfüllt ist“.
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