Die Spitze des Kirchturms neigte sich bereits
In Gansheim musste der Turm aus dem 13. Jahrhundert saniert werden. Bis zum Pfarrfest soll alles fertig sein. Was es mit der Kugel der Turmspitze auf sich hat.
Pfarrer Wolfgang Rauch und Kirchenpfleger Dr. Franz Josef Merkl ahnten im Vorfeld, dass Großes auf die kleine Pfarrgemeinde Gansheim mit ihren knapp 400 Angehörigen zukommt. Der mächtige Turm aus dem 13. Jahrhundert musste dringend saniert werden. Die langgezogene Spitze neigte sich bereits nach Westen, das heißt in Richtung Langhaus.
Grund waren marode Balken an der Westseite. Bei der notwendigen „Operation am offenen Herzen“ – sprich am Tragwerk der Turmspitze – musste zudem auf das Große Mausohr Rücksicht genommen werden. 263 Tiere dieser streng geschützten Fledermaus-Art wurden am 13. Juli 2018 von Fachleuten im Turm gezählt. Im vorigen Jahr waren es schon um die 1000, eines der größten Vorkommen dieser Art in Bayern. So konnten die Handwerker nur arbeiten, während die Tiere im Winterquartier waren. Dazu kam die Erneuerung der Kupfer-Eindeckung der Spitze mit Erneuerung von Kugel und Kreuz. Jetzt stehen noch die Putzsanierung mit Neuanstrich des Unterbaues, die Rückkehr der überarbeiteten Zifferblätter der Turmuhr und die Restaurierung des Deckenstuckes in der Sakristei an.
Mehrfach durchschossene Kugel des Turms in Gansheim erneuert
Dieser Tage wird der obere Teil des Gerüstes bis zum Mauerwerk zurück gebaut. Ein letztes Mal ging es für die Verantwortlichen zum Pressetermin zur obersten Turmspitze. Die Kugel aus Kupfer und das Kreuz aus Eisen sind vergoldet. Während das Kreuz, eine Handwerksarbeit wohl um 1727 (Neubau des Langhauses und Erhöhung des Turmes), restauriert werden konnte, musste die mehrfach durchschossene Kugel erneuert werden. Inhalt fand man darin nicht, in die neue wurde eine Zeitkapsel mit einer Donauwörther Zeitung, einem Münzsatz und ein Dokument über die aktuellen Arbeiten eingelegt. Die Spenglerei Höringer aus Rain unter Leitung von Daniel Reiter zeichnete dafür und die komplette Kupfer-Eindeckung verantwortlich.
Für das Herzstück war die Zimmermannskunst von Richard Müller (Illdorf) gefragt. Der wunderte sich zum Auftakt über die Kunst seiner Kollegen aus dem 18. Jahrhundert, die die Spitze aus 18 Meter langen Eichensparren geformt hatten. Müller musste die Pfetten stückweise auswechseln und letztlich die Westseite wieder etwas anheben.
Gansheimer packten selbst mit an
„Wir werden voraussichtlich einigermaßen im Kostenrahmen von 464.000 Euro bleiben“, zieht Kirchenpfleger Merkl eine Zwischenbilanz. Er lässt aber den Wermutstropfen folgen: „Da die Landesstiftung wegen fehlender überörtlicher Bedeutung der Kirche eine Förderung abgelehnt hat, wird sich unser Eigenanteil wohl auf 130.600 Euro erhöhen.“ Ursprünglich hatte man mit 117.400 Euro Eigenmitteln und 13.200 Euro aus München gerechnet. Den Löwenanteil – nahezu 60 Prozent – übernimmt mit 272.900 Euro die Bischöfliche Finanzkammer aus Kirchensteuermitteln. Landesamt für Denkmalpflege, Bezirk Schwaben und Landkreis Donau-Ries haben je 4700 Euro zugesagt, 46.400 Euro kommen als Zuschuss von der Gemeinde Marxheim.
Pfarrer und Kirchenpfleger können auf ihre Gansheimer setzen. Wo immer es möglich ist, werden Eigenleistungen erbracht, beispielsweise Erdarbeiten am Fundament oder die Sanierung der Fenster. Die Arbeiten begannen mit der Vorbereitung des Bodens, das haben die Pfarrangehörigen am 16. August 2023 selber gemacht. Die Gerüstbauer starteten am 29. September 2023. Der Kirchenpfleger rechnet fest damit, dass die Arbeiten außen bis 30. Juni 2024 abgeschlossen sein werden. Die Innenarbeiten am Stuck der Sakristei hängen von der Terminierung durch Restaurator und Kirchenmaler ab. Merkl denkt, auch das wird bis Ende Juli 2024 gemacht sein. Bis zum Pfarrfest am 15. September sollte das ganze Projekt abgeschlossen sein.
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