Der Protest-Winter der Bauern wirkt nach
Auf den Bauernhöfen in der Region ist es zwar ruhig derzeit, aber es ist eine Stille des Abwartens. Es geht um viel, nicht nur für die Landwirtschaft.
Die Proteste der Bauern sind gefühlt weit weg. Der Frühling kommt, alles eitel Sonnenschein, alles gut. Nein, so ist es nicht. In der Tat ist zwar Alltag eingekehrt auf den Höfen im Kreis Donau-Ries, doch der Protestwinter wirkt nach. In zweierlei Hinsicht.
Erstens sollten die Verantwortlichen in der Bundes- und Europapolitik gemerkt haben, dass die Bevölkerung sehr solidarisch hinter den Landwirten stand und wohl weiterhin steht. Die Bauern kurzerhand als passendes Sparpotenzial zu sehen, ist den Menschen nicht vermittelbar. Zurecht. Sie haben ein Gespür dafür, dass es sich bei den Landwirten um einen existenziell notwendigen, nachhaltig zu achtenden Berufsstand handelt. Einen, den ein jedes Land braucht - was man in unseren Zeiten, in denen Diktatoren weltweit auf Konfrontation und Erpressung setzen, umso ernster nehmen sollte. Die Ernährung der Bevölkerung möglichst unabhängig von fragilen Lieferketten sollte demnach spürbar Priorität haben. Die heimischen Bauern zu schützen und zu unterstützen müsste in diesem Zusammenhang mehr als selbstverständlich sein. Da gibt es einiges aufzuholen. Die Politik gibt hier den entscheidenden Rahmen vor.
Politik muss Rahmen setzen - aber nicht nach Basta-Art
Zweitens: Es ist wieder einmal deutlich geworden, dass eine Politik mit maßgeblichen Entscheidungen über die Köpfe der Menschen hinweg in einem freien, demokratischen Land nicht sein sollte. Ob Heizungsgesetz oder E-Auto-Förderung - da gab es weitere Fehler. Natürlich soll Politik Linien ziehen, sie muss auch Marschrichtungen vorgeben. Aber eben nicht nach "Basta"-Manier, noch dazu offensichtlich undurchdacht und letztlich zu Lasten von Mensch und Wirtschaft.
Die Bauern haben indessen im Landkreis Donau-Ries immense Solidarität erlebt. Der Ehrlichkeit halber sollte man aber auch konstatieren: Es sind auch auf dieser Seite Fehler passiert. Die symbolischen Galgen auf den Demos (bei einigen Wenigen) waren unangebracht, geschmacklos. In unseren Zeiten, in denen sich bei vielen Menschen im Zuge der mannigfaltigen Krisen Frust angestaut hat und die Lunte kurz ist, sollten jene abstoßenden Symbole bitte verschwinden. Die Sprache kann deutlich sein, sollte aber zivilisiert bleiben.
Doch es bleibt zu sagen: Der Protest der Bauern an sich war angebracht und überfällig. Es geht und ging noch dazu nicht allein um ihre Existenz, sondern um die Versorgung dieses Landes. Das sollte uns allen etwas wert sein.
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