Hama: Rudolph Hanke war ein Top-Manager und Menschenfreund
Der Tod von Hama-Seniorchef Rudolph Hanke berührt viele Menschen in Monheim und darüber hinaus. Was ihn von anderen Wirtschaftsgrößen unterschieden hat.
Die Nachricht kam überraschend und berührte viele Menschen. Am Dienstag um 13 Uhr informierte die Firma Hama ihre rund 1500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Zentrale in Monheim über das Intranet vom Tod des Seniorchefs Rudolph Hanke. Beschäftigte blieben dem Vernehmen nach vor großen Bildschirmen, die im Unternehmen montiert sind, stehen, lasen die Meldung und waren ergriffen. "Da hatte sicher mancher Tränen in den Augen", erklärt Pressesprecherin Susanne Uhlschmidt. Am Abend verkündete Bürgermeister Günther Pfefferer im Stadtrat den Tod des Ehrenbrief-Trägers - das ist die höchste Auszeichnung, welche die Jura-Kommune zu vergeben hat - und das Gremium legte eine Gedenkminute ein.
Hanke wurde 86 Jahre alt. Mit ihm verlieren die Stadt Monheim und der Donau-Ries-Kreis eine der bedeutendsten Unternehmer-Persönlichkeiten der vergangenen Jahrzehnte. Hankes Biografie liefert genügend Stoff für einen Roman. Er erlebte im Zweiten Weltkrieg 1945 als Siebenjähriger in einem Keller in Dresden den verheerenden Bombenangriff der Alliierten auf die Stadt, in der sein Vater Martin Hanke 1923 den Fotozubehör-Betrieb Hamaphot gegründet hatte. Die Familie musste ihre Heimat in Sachsen verlassen und landete bei einem Geschäftskunden (Foto Mannes) in Monheim. Martin Hanke wagte dort in einem Schuppen den Neuanfang. Sein Sohn Rudolph musste 1959 jäh Verantwortung übernehmen, als sein Vater starb. Zusammen mit seinem Schwager Adolf Thomas (er starb 2002) leitete er fortan das Unternehmen.
Rudolph Hanke meldete zahlreiche Patente an
Dieses wuchs kontinuierlich. Hanke zeichnete für den technischen Bereich verantwortlich. Er war ein höchst kreativer Mensch, der zahlreiche Patente anmeldete. Er war Technikvorstand, Produktmanager, Entwickler und Werbeleiter in einer Person. Die Erfindungen machten Hama - so hieß die Firma inzwischen - immer größer. Ein Beispiel ist der Hamafix-Diarahmen. Damit wurde das Rahmen von Dias, das bis dahin eine regelrechte Fummelei war, quasi mit einem Klick möglich. Wie viele solcher Rahmen wurden weltweit verkauft? Hanke zuckte auf diese Frage stets mit den Schultern. Es müssen Hunderte von Millionen gewesen sein. Mindestens.
Den Hamafix-Diarahmen kennen heutzutage wohl nur noch Menschen über 50. Die Technik hat sich gewandelt. Hama auch. Die Firma passte sich stets an und liefert das passende Zubehör. Rund 18.000 Produkte umfasst das Angebot des Unternehmens, das als eines der ersten aus Deutschland in Ostasien fertigen ließ. Rudolph Hanke war sage und schreibe 58 Jahre lang geschäftsführender Gesellschafter von Hama und hielt den Betrieb auf Kurs. Im Alter von 80 Jahren zog er sich 2017 aus der Spitze der Firma zurück.
Dennoch war er weiter in dieser präsent. Beim Festabend der 100-Jahr-Feier 2023 erhielt Hanke den größten Applaus. Der Moment sei "ergreifend" und "emotional" gewesen, ist aus der Belegschaft zu hören. Alle hätten sich gefreut, dass Hanke dieses Jubiläum miterleben durfte. In der offiziellen Hama-Stellungnahme zum Tode des Seniorchefs heißt es, dieser sei nicht nur eine tragende Säule des Erfolgs gewesen, "sondern allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein menschliches Vorbild".
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Top-Manager Rudolph Hanke war Vorsitzender des Liederkranzes
Was Rudolph Hanke, der gerne Bildjournalist geworden wäre, von vielen anderen Top-Managern unterschieden hat: Er lebte nicht in exklusiven Kreisen, sondern fühlte sich als Teil seiner direkten Umgebung. Er war im Fasching als Büttenredner aktiv, unterstützte das Rote Kreuz, spielte Tischtennis im Verein, war Sänger im Liederkranz, führte diesen viele Jahre als Vorsitzender und ließ sich 2002 sogar als Kandidat für den Stadtrat aufstellen. Die Monheimer wählten ihn in das Gremium. Hanke übernahm in diesem zusätzliche Posten. Er war Kulturreferent und organisierte federführend die Historischen Stadtfeste 2005 und 2009. Der damalige Stadtratskollege Karl-Heinz Leinfelder erinnert sich: "Sein Wort hatte Gewicht. Er hat immer darauf geschaut, dass es Monheim gut geht. Er hat sich für die Ortsteile genauso eingesetzt wie für die Kernstadt."
Zu den Hobbys von Hanke zählte das Segeln auf dem Chiemsee. Dorthin ließ er sich stets die Donauwörther Zeitung schicken, denn er wollte informiert sein über das, was in seinem Umfeld passierte. Die alte Heimat Dresden hat er nie vergessen. Er zählte zu den großen Förderern des Wiederaufbaus der dortigen Frauenkirche und gehörte nach der Vollendung 2005 zu den persönlich geladenen Gästen.
Das Grundbedürfnis, sich gerne mit Menschen zu umgeben, blieb Rudolph Hanke bis ins hohe Alter erhalten. Selbst als ihn seit dem vorigen Jahr zunehmend gesundheitliche Probleme einschränkten, ließ er es sich nicht nehmen, ab und zu in der Firma vorbeizuschauen. Auch wenn sein Tod nun unerwartet kam - Hankes Lebenswerk wird noch lange sichtbar sein.
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