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Fußball: Schulprojekt erinnert an jüdischen Fußballer

Fußball

Schulprojekt erinnert an jüdischen Fußballer

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    Die Schüler der Leonhart-Fuchs-Mittelschule gedenken nicht nur, sondern spielen auch bei einem Fußballturnier in Nürnberg mit.
    Die Schüler der Leonhart-Fuchs-Mittelschule gedenken nicht nur, sondern spielen auch bei einem Fußballturnier in Nürnberg mit. Foto: Sascha Polanec

    Auch nach fast 80 Jahren berührt das Schicksal von Jenö Konrád immer noch. 1932 hatte der jüdische Fußballtrainer seinen damaligen Verein, den 1. FC Nürnberg, verlassen, Deutschland den Rücken gekehrt. Wenig später ging der gebürtige Ungar nach Amerika, lebte bis zu seinem Tod dort, den Fußball gab er schon mit Mitte 40 auf. Konrád war schon rund 30 Jahre tot, als die Schülerinnen und Schüler der neunten Jahrgangsstufe der Mittelschule Wemding auf die Welt kamen. Im Rahmen einer Projektwoche des Wirtschaftszweiges haben sie sich dennoch mit ihm und der Erinnerung an jüdisches Leben in Deutschland und der Region beschäftigt.

    Teil des Projekts waren Besuche im Konzentrationslager Dachau und Gesprächsrunden in der Schule. Zudem waren Vertreter des 1. FC Nürnberg in Wemding, um den Schülern vom Leben Konráds zu berichten, sagt Lehrer Sascha Polanec. Wie sich die Verfolgung der Juden im Dritten Reich im Landkreis Donau-Ries erkennen lässt, haben sie in der alten Synagoge in Hainsfarth erlebt. Bei dem Besuch dort konnten die Schülerinnen und Schüler erfahren, wie Betriebe verstärkt ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen können, und wie kulturelle Vielfalt und Toleranz in den einzelnen Unternehmen gefördert werden kann – vor dem Hintergrund des in den vergangenen Jahren in Deutschland wieder stärker erkennbaren Antisemitismus, wie die Synagoge mitteilt.

    Eingebettet war die Projektwoche in den „Jenö-Konrád-Cup“, eine Aktion des 1. FC Nürnberg. Der Wettbewerb verbindet sportliches und gesellschaftliches Engagement, im September spielen die Wemdinger in Nürnberg bei einem Fußballturnier der teilnehmenden Schulen mit. Dort zählen sie zu den Exoten im Starterfeld: Mit der Leonhart-Fuchs-Mittelschule hat zum ersten Mal eine Einrichtung außerhalb der Region Nürnberg und Fürth am Wettbewerb teilgenommen.

    Und nicht nur mit fußballerischem Talent hat das Wemdinger Projekt die Chance auf eine Auszeichnung: Unter den teilnehmenden Schulen werden auch Preise für gesellschaftliches Engagement vergeben. Polanec’ Kurs hat dazu ein Video erstellt, Bewegungsspiele für das Wemdinger Seniorenheim gefertigt und ein Flugblatt zur Hainsfarther Synagoge für die Wemdinger Tourist-Info produziert. Dass es am Ende mit einem Preis dafür nicht geklappt hat, sei zweitrangig, sagt Polanec: „Es geht darum, dass das Projekt bei den Schülern nachhaltig wirkt. Der olympische Gedanke zählt.“

    Die Verbindung zum Fußball habe vielen Teilnehmern geholfen, Zugang zum Thema zu finden. „Die Resonanz der Schüler war toll“, berichtet Polanec. Sie zogen Parallelen zu aktuellen Debatten rund um die gesellschaftliche Rolle des Fußballs, fragten sich etwa, wie tolerant der Sport tatsächlich sei. Und auch diejenigen, die keine Fußballfans sind, konnten einen Bezug zu Konrád finden, sagt Polanec – so eindrücklich seien die Berichte über Anfeindungen und Flucht aus dem Dritten Reich gewesen.

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