
In Eurasburg gibt es Ärger wegen gefällter Bäume

Plus Anwohner, Naturschützer und Politiker kritisieren die Abholzungsaktion neben dem ehemaligen Getreidespeicher, wo Häuser entstehen sollen. Das sagt die Eigentümerin des Grundstücks.
In der Ortsmitte von Eurasburg entsteht neuer Wohnraum. Doch es gibt deswegen Ärger: Ein Anlieger wirft der Eigentümerin des ehemaligen Getreidespeichers vor, sich nicht an umweltrechtliche Auflagen gehalten zu haben. Was ist dran an dieser Kritik?
Das Areal am alten Getreidespeicher wurde zuvor von einem Abfallbeseitigungsunternehmen als Lagerhaus und Büro genutzt. Neben dem Neubau von mehreren Einfamilienhäusern könnte der alte Turm vor Ort eventuell stehen bleiben und nach einer Sanierung Apartments und Wohnungen beinhalten. Im Vorfeld wurde Ende Februar der Baumbestand am südlichen Hang abgeholzt.
Nachbar des Grundstücks in Eurasburg sagt: alles kurz und klein gehackt
Ein Nachbar, der ungenannt bleiben will, verweist auf die Stellungnahme der Unteren Naturschutzbehörde zum Bebauungsplan. Demnach sei "eine Entfernung der gesetzlich geschützten Gehölzstrukturen nach Artikel 16 des Bayerischen Naturschutzgesetzes unzulässig und eine dauerhafte Sicherung zu gewährleisten". Auch andere Gutachten im öffentlich zugänglichen Bebauungsplan betonen, dass "Eingriffe in den bestehenden Baum- und Gehölzbestand auf das unbedingt erforderliche Maß zu minimieren" seien. Auf der privaten Grünfläche als "gehölzbestockte Hangzone sind mindestens 60 Prozent des Gehölzbestandes zu erhalten, dabei insbesondere Einzelbäume“, heißt es an anderer Stelle. Stattdessen sei aber, so der Beobachter aus der Nachbarschaft, "jeder Ast kurz und klein gehackt worden".

Kritik kommt auch von Olaf Redl. Der Gemeinderat spricht von einem "Umweltfrevel“. Derzeit sei Eurasburg noch "ein schönes Plätzchen". Dass der Ort seinen "naturverbundenen" Charme nicht verliere, sei ihm ein Anliegen, so Redl. Auch der Vorsitzende der Kreisgruppe Aichach-Friedberg des Bund Naturschutz äußert sich zu dem Vorgehen: "Naturschutzgesetzlich hätte dieser Hang niemals komplett abgeholzt werden dürfen", so Ernst Haile. Er denkt dabei auch an Quartierbäume und Vogelbestände. "Noch bevor der Bund Naturschutz als Träger öffentlicher Belange eine Stellungnahme abgeben konnte, wurde das Feldgehölz faktisch mitten im offenen Verfahren zerstört."
Haile findet es "umso verwerflicher, dass auch die Untere Naturschutzbehörde ihre Stellungnahme abgegeben hatte und ganz klar Ausgleichsmaßnahmen gefordert hat, falls Eingriffe stattfinden." Eine Wiederaufforstung des Hangs wäre in Ernst Hailes Augen nicht genug Ausgleich, "weil die verlorenen alten Bäume eine höhere Wertigkeit als nachgepflanzte junge Bäume und Tiere bereits ihre Habitate verloren hätten.“ Er macht deutlich: "Wenn der Verursacher nicht gewillt ist, diese Ausgleichmaßnahmen zu tätigen, wird es zur Anzeige gebracht."
Bauherrin in Eurasburg: Bäume waren krank
Bauherrin Elisabeth Osterried rechtfertigt das Vorgehen als notwendige Sicherungsmaßnahme. Verschiedene Bäume seien krank gewesen, wie eine Fotodokumentation belege. "Wenn ein Baum innen hohl ist, besteht die große Gefahr, dass er bei der kleinsten Belastung umfällt", sagt die Geschäftsführerin der Osterried Entsorgung GmbH. Würde ein Baum beispielsweise auf ein benachbartes Grundstück stürzen, wäre sie verantwortlich, so Osterried. "Die Wurzeln der Sträucher sind geblieben - die kommen wieder", ist sie überzeugt.
Skepsis gegenüber ihres Bauprojekts erlebt sie immer wieder. Nachempfinden kann sie diese nicht. "Es gibt einen Bedarf für betreutes Wohnen in Eurasburg, wir wollen hierfür Wohnraum schaffen", erklärt Elisabeth Osterried. "Es ist eines der ältesten Grundstücke im Ort und war viele Jahre im Familienbesitz meiner Eltern. Der soziale Charakter des Projekts wäre auch in deren Sinne gewesen", berichtet sie. Was die Anschuldigungen angeht, macht sie deutlich: "Natürlich werden wir alle Maßnahmen im Einklang mit der Gemeinde und dem Landratsamt abstimmen." Unten am Hang werde eine schöne Begrünung stattfinden, verspricht sie.
Baumfällung: Was sagt das Landratsamt Aichach-Friedberg dazu?
Frühestens Ende 2022 sollen diese Visionen Realität werden. Doch wie steht das zuständige Landratsamt Aichach-Friedberg zum aktuellen Stand der Dinge? Die bereits erfolgte Rodung sieht man auch hier kritisch. "Unser Ziel wird die Wiederherstellung des Gehölzes durch den Verursacher sein", macht Franz Rieber, Sachgebietsleiter Naturschutz, Gartenkultur, Landespflege deutlich. Neben dem Gehölz hat die Behörde auch andere Aspekte des Naturschutzes auf dem Schirm.
Die Grundstückseigentümerin ließ bereits von einem Fachbüro untersuchen, ob es in den abzureißenden Gebäuden Brut- oder Schlafplätze für Fledermäuse oder Vögel gibt. "Dabei wurden aber keine entsprechenden Lebensstätten festgestellt", so Rieber.
Anm. der Redaktion: In einer früheren Variante des Artikel stand, das Gutachten sei von der unteren Naturschutzbehörde in Auftrag gegeben worden - das ist nicht richtig. Das Landratsamt Aichach-Friedberg weist darauf hin, es sei grundsätzlich Aufgabe des Eigentümers, vorab nachzuweisen, dass geplante Maßnahmen nicht im Widerspruch zu Lebensstätten von geschützten Arten stehen.
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