
Gassipflicht greift Hundebesitzern in Aichach-Friedberg zu kurz

Plus Das Landwirtschaftsministerium plant strengere Auflagen für Hundehalter und -züchter. Tierfreunde aus dem Wittelsbacher Land sehen den neuen Gesetzesentwurf aber nicht nur positiv.
Ein Hund gilt als treuer Begleiter. Aber auch als nervtötender, aggressiver Kläffer hat sich der Vierbeiner bei so manchem Nachbarn einen Namen gemacht. Nun sollen neue Regelungen für Haltung und Zucht für mehr Auslastung sorgen. Friedberger Hundebesitzer halten den Gesetzesentwurf von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner prinzipiell für sinnvoll, teils aber auch für undifferenziert und ausbaufähig.
Die Regelungen sollen unter anderem vorschreiben, dass jeder Hund zweimal täglich für insgesamt mindestens eine Stunde Gassi geführt werden muss. Dieser Vorschlag sei nur bedingt sinnvoll, da nicht nach Rasse, Alter oder Gesundheitszustand differenziert werde, meint Beate Taschner von der Eurasburger Hundeschule Pfotentraum. „Bei manchen Hunden ist eine Stunde am Tag nicht ausreichend. Für einen 15 Jahre alten, kranken Hund hingegen ist eine Stunde möglicherweise schon zu viel.“
Was man in der Eurasburger Hundeschule Pfotentraum dazu sagt
Andere Probleme in der Hundehaltung seien von Klöckners Vorschlag hingegen nicht berührt worden: „Wenn ein Hund länger als vier Stunden alleine zu Hause ist, bedeutet das eine enorme Belastung für das Tier.“ Hier sollte man vielleicht eher über gesetzliche Regelungen nachdenken, meint Taschner.

Die Aichacherin Gabriele Tölle, die ihren Boston Terrier Grace in der Friedberger Innenstadt spazieren führt, begrüßt den Vorschlag: „Es gibt immer mehr große Hunde, die nicht ausgelastet sind und irgendwann aggressiv werden.“ Sie selbst sei von der Gassipflicht aber nicht betroffen, da sie ohnehin über zwei Stunden täglich mit ihrem Hund im Freien verbringe.
Beim Schäferhundeverein Friedberg gibt es Bedenken
Der Entwurf sieht außerdem vor, dass Hundezüchter mindestens vier Stunden am Tag mit ihren Welpen verbringen und maximal drei Würfe gleichzeitig betreuen. Christian Danhofer von der Friedberger Ortsgruppe des Vereins für Schäferhunde bewertet den Entwurf zwar prinzipiell positiv, sieht in der neuen Pflicht für Züchter allerdings auch eine mögliche Gefahr.
„Alles, was den Hunden Vorteile bringt, finde ich grundsätzlich sinnvoll. Da jedoch die Zucht durch die Regelungen für manche Züchter aufwendiger wird, werden die Welpen teurer. Es könnte sein, dass dann mehr Käufer auf Billighunde aus dem Ausland ausweichen“, so Danhofer.
Kissinger Züchterin Manuela Gamböck kritisiert den Gesetzesentwurf
Manuela Gamböck, eine Kissinger Züchterin der Rasse Berger des Pyrénées, findet den Gesetzesentwurf zu lasch und verspätet. „Solche Regelungen hätte man schon vor 20 Jahren einführen sollen“, meint sie. Auch Sachkundenachweise zur Kontrolle von möglichen Haltern seien sinnvolle Maßnahmen.

„Außerdem sollte man bei Züchtern noch strenger sein, denn für das Leid von Hunden tragen zu 50 Prozent sie die Verantwortung. Vor allem müssten die Haltungsbedingungen in der Aufzucht kontrolliert werden.“ Zu viele Welpen wüchsen in Kellern und Hinterhöfen auf.
Über eines sind sich Friedbergs Hundeliebhaber in jedem Fall einig: Wer sich einen Hund anschaffen möchte, solle sich fragen, ob er die nötige Zeit und Motivation dazu habe. Denn ein Hund sollte intensiv körperlich und mental gefordert werden. Dazu muss man aber nicht immer nur Gassi gehen. Christian
Ein Hund braucht Beschäftigung
Danhofer schlägt als Alternative vor, Futter in einem Handtuch oder im Garten zu verstecken, um das Tier seine Nase benutzen zu lassen und es beschäftigt zu halten. Wenn ein Hund sich ständig langweile, sei es nicht verwunderlich, wenn er schließlich als Ausgleich das Mobiliar seines Besitzers zerbeiße, so Danhofer.
Der Gesetzesentwurf sieht außerdem ein Verbot der ständigen Anbindehaltung an Ketten vor. Die Kontrolle der Umsetzung soll den Ländern obliegen.
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