
Begegnung beim Backen und Basteln

Veronika Machilek leitet die Mädchengruppe mit Teilnehmerinnen aus fünf verschiedenen Ländern
Die zwei Wochen Schulferien sind sicher für die meisten Kinder ein großer Genuss, der auch gerne länger dauern könnte. Eine Gruppe von Mädchen kann es aber kaum erwarten, dass die Schule endlich wieder losgeht.
Es sind die Teilnehmerinnen der Mädchengruppe im Kissinger Mehrgenerationenhaus (MGH) Casa Cambio. Die Acht- bis Elfjährigen freuen sich richtig darauf, dass mit dem Schulbeginn auch wieder die wöchentlichen Gruppenstunden stattfinden. Am kommenden Donnerstag, 10. Januar, ist es endlich soweit. Von 17 bis 18.30 Uhr trifft sich die neunköpfige Gruppe wieder in der Kissinger Nelkenstraße 18 zum Basteln, Backen, Spielen und natürlich auch zum ausgiebigen Ratschen.
Jede Woche sind Rolian, Nilofar, Nadija, Hiwa, Dalal, Shahendai, Joanna sowie Amna und Thalia gespannt darauf, was Gruppenleiterin Veronika Machilek für sie vorbereitet hat. Die 27-jährige Kissingerin ist Referendarin in Elternzeit und hat sich bereit erklärt, die wöchentliche Gruppe zu leiten. Schon seit dem Frühjahr hatte MGH-Leiterin Brigitte Dunkenberger eine pädagogisch geschulte Kraft gesucht, um nach längerer Pause wieder eine Mädchengruppe anbieten zu können. Ganz anders als in den Vorjahren hat sich dieses Mal eine recht internationale Gruppe zusammengefunden. Die teilnehmenden Mädchen stammen aus fünf verschiedenen Nationen. Sie kommen aus Jordanien, Bosnien, Afghanistan, Syrien und Deutschland.
Für Veronika Machilek ist dies vertrautes Terrain. Sie ist selbst im Kissinger Asylhelferkreis aktiv und besucht mit ihren beiden Kindern, fünf und ein Jahr alt, auch regelmäßig den Krümeltreff im Mehrgenerationenhaus. Freudig kommen die Mädchen jede Woche im Gruppenraum des MGH zusammen und sind offen für alle Angebote. Da werden Fensterbilder oder Windlichter gebastelt oder auch Sterne ausgeschnitten oder gefaltet. Selbst für Nikolausbasteleien und Weihnachtsgeschichten waren die Mädchen mit größtenteils muslimischer Herkunft offen.
Die Schüler aus der zweiten bis sechsten Klasse fühlen sich schon allein durch die Schule in der fremden Kultur zuhause und sind offen für alle Angebote. Dass sie aus verschiedenen Nationen stammen, ist den Mädchen beim begeisterten Tun selten bewusst. Nur wenn beispielsweise Pizza gebacken wird und sie gemeinsam die Teigböden belegen, fällt ihnen wieder ein, dass sie als Muslime ja keinen Schinken essen.
Die deutsche Sprache geht den jungen Migrantinnen leicht von den Lippen und sie sind voller Freude über die Geselligkeit in der Gruppe. „Wir haben ein tolles Mobile gebastelt, das habe ich an meine Zimmertür gehängt“, erzählt Joanna mit Begeisterung. Die Gruppe trifft sich seit September und bei anfänglich schönem Wetter genossen die Mädchen vor allem auch das Spielen und Toben im Garten des Mehrgenerationenhauses.
Teilweise leben sie mit ihren Familien und oft vielen Geschwistern noch in den Flüchtlingswohnheimen und wohnen deshalb sehr beengt. Besonders liebt die Gruppe es, wenn das Backen angesagt ist. „Veronika, wann backen wir wieder?“, ist eine häufig gestellte Frage. Über die Plätzchenbäckerei zu Weihnachten hinaus gibt es Pizza, Cupcakes, Blätterteigtaschen oder auch Muffins. Wenn alles frisch aus dem Ofen kommt, dann wird der Tisch gedeckt, Tee gekocht und alles gemeinsam verzehrt. Diese Gesprächsrunden genießen die Mädchen sehr und erzählen dann auch gerne von der Schule oder ihrem Alltag in den Familien und was sie in der Freizeit alles so machen.
Schnell sind die anderthalb Stunden um und man verabschiedet sich voller Vorfreude auf die kommende Woche. Jede Woche, wenn sie zusammenkommen, wird das Gruppenschild mit dem gemalten Baum in die Mitte des Tisches gelegt und signalisiert die Zusammengehörigkeit. Ab Februar kehrt Gruppenleiterin Veronika Machilek wieder in den Schuldienst zurück und unterrichtet am Peutinger Gymnasium Deutsch, Sozialkunde und Geschichte. „Die Gruppe möchte ich gerne weiterführen, denn die Mädchen sind mir sehr ans Herz gewachsen“, betont sie.
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