
Merings Gemeinderätinnen wollen mehr Frauen im Gremium

Plus Merings Gemeinderätinnen haben sich fraktionsübergreifend zusammengeschlossen und laden zu einem "Damischen Picknick" ein. Ihr Ziel: mehr weibliche Mitglieder nach der nächsten Kommunalwahl.

Unter dem Titel „Damisches Picknick“ laden Merings Gemeinderätinnen am Samstag, 31. August, ab 14 Uhr am Badanger alle interessierten Frauen ein. Das Motto der fraktionsübergreifenden Aktion zeugt von Humor, das Anliegen ist den Organisatorinnen jedoch ernst. Wie in den meisten Stadt- und Gemeinderäten liegt in Mering der Anteil der weiblichen Mitglieder weit unter ihrem durchschnittlichen Anteil in der Bevölkerung. Und das wollen die politische engagierten Meringerinnen ändern.
24 Marktgemeinderäte entscheiden über die Belange des Ortes von Kindergärten über Verkehrsplanung bis zum Rathausneubau. Nur sechs von ihnen sind Frauen. Bei einer allgemein ungleichen Geschlechterverteilung weist Mering damit im Vergleich der größeren Landkreiskommunen das stärkste Ungleichgewicht auf.
Gemeinderätinnen wollen Entscheidungen nicht den Männern überlassen
In der Nachbarkommune Kissing sind es bei ebenfalls 24 Mitgliedern sieben Frauen im Gemeinderat. Friedberg kommt bei 30 Stadträten immerhin auf zwölf Frauen. Auch die Kreisstadt Aichach hat 30 Sitze im Stadtrat, davon sind elf mit Frauen besetzt. Besonders ungleich fällt das Geschlechterverhältnis bei den kommunalen Spitzenpositionen aus. Von den 24 Kommunen im Landkreis hat keine einzige eine Frau als Rathauschef.
„Es ist unser Leben, das von den Entscheidungen der Politik geprägt wird. Das wollen wir mitbestimmen und nicht den Männern überlassen“, heißt es dazu im Einladungstext zum damischen Picknick.
Die Initiative zu dieser Aktion kam von Grünen-Fraktionssprecherin Petra von Thienen. „Wir wollen Frauen motivieren, selbst für ein Amt zu kandidieren“, erklärt sie. Für ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in den kommunalpolitischen Gremien müssten außerdem auch mehr Frauen ihre Geschlechtsgenossinnen wählen. Von Thienen hat die Erfahrung gemacht, dass bei Frauen die Hemmschwelle, sich ein Amt zuzutrauen, deutlich höher ist als bei vielen Männern. Außerdem seien noch immer viele Frauen hauptverantwortlich für die familiären Aufgaben. Ein Ehrenamt mit Familie und Beruf zu vereinbaren, sei für sie oft eine Herausforderung.
Rauer Umgangston im Meringer Gemeinderat wegen Frauenmangels
Die Männerlastigkeit des Meringer Gemeinderates habe großen Einfluss auf die Diskussionskultur. In der Marktgemeinde herrscht, wie berichtet, schon mal ein rauer Umgangston. „Je mehr Frauen dabei sind, desto mehr halten sich auch die Männer zurück“, ist Petra von Thienen überzeugt. Sie selbst habe keine Hemmungen, ihre Meinung zu sagen, auch wenn sie dafür manchmal hart angegangen werde. „Aber ich glaube, dass es andere Frauen abschreckt, etwas zu sagen“. Sie wünscht sich, dass die weiblichen Mitglieder zusammenstehen, um etwas zu bewirken. Das ist einer der Gründe, warum die Grünen die Aktion parteiübergreifend geplant haben.
In Elena Raab aus der SPD-Fraktion haben sie eine begeisterte Mitorganisatorin gefunden. Das Picknick sei ein niederschwelliges Angebot, um die Frauen aus dem Gemeinderat einmal kennen zu lernen und in einen Austausch zu treten, ist diese überzeugt. Die Sozialpädagogin hat sich in ihrer Bachelor-Arbeit intensiv mit der Gender-Thematik befasst und viel darüber nachgedacht, warum so wenig Frauen im Marktgemeinderat vertreten sind.
Frauen müssen sich wegen einer Kandidatur erst mal rechtfertigen
Es beginne schon damit, dass sich weniger Frauen für eine Kandidatur aufstellen lassen. Es sei bei ihnen wesentlich weniger selbstverständlich als bei einem Mann. Die Kandidatinnen müssten wesentlich stärker rechtfertigen, dass sie für ein solches Amt geeignet seien. Elena Raab berichtet aus eigener Erfahrung: „Zu mir hat einer gesagt: warum lässt Du Dich für den Gemeinderat aufstellen. Dein Mann wäre doch auch sehr gut geeignet.“ Sie glaubt, dass viele der Gemeinderätinnen am Anfang ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Weiter stelle sich die Frage, warum offensichtlich die Frauen selbst bei der Wahl ihre Stimme überwiegend Männern geben. Elena Raabs Erklärung: Man wähle vor allem, wen man kenne. Und viele Männer seien schon durch ihre Arbeit im Gremium präsent oder hätten einen prominenten vorderen Listenplatz, erklärt Elena Raab. „Ich bin überzeugt, wenn das Geschlechterverhältnis im Gremium ausgeglichen wäre, bräuchte es auch keine speziellen Aktionen mehr, damit Frauen gewählt werden“, erklärt sie.
Starke Solidarität bei den Meringer Gemeinderätinnen
Oftmals wird dem weiblichen Geschlecht vorgeworfen, dass Stutenbissigkeit statt Solidarität herrsche. „Bei uns Gemeinderätinnen in Mering ist das Miteinander sehr gut“, betont Elena Raab. Das Problem sei eher, dass alle so viel zu tun haben, dass es schwer sei, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen.
Deswegen ist auch Martina Schamberger, die einzige Frau der CSU-Fraktion, beim damischen Picknick nicht dabei. Die Agraringenieurin und Landwirtin hat zur Erntezeit alle Hände voll zu tun. Doch auch sie sagt: „Je mehr Frauen sich für den Gemeinderat aufstellen lassen, desto besser finde ich es.“ Denn auch ihrer Erfahrung nach gehen Frauen manche Themen anders an. Ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis sorge daher für mehr Vielseitigkeit.
Sie persönlich habe jedoch kein Problem, sich im Gremium zu behaupten. „Ich bin das gewohnt. Ich bin ja in der Landwirtschaftsbranche aufgewachsen. Die ist auch von Männern geprägt“, erklärt sie.
Das Damische Picknick im Überblick
- Termin Samstag, 31. August, ab 14 Uhr
- Ort Am Badanger in Mering, bei schlechtem Wetter in der öffentlichen Bücherei an der Bouttevillestraße
- Publikum Eingeladen sind alle Frauen, die Interesse daran haben, die Gemeinderätinnen kennen zu lernen und mit ihnen in Austausch zu treten
- Organisation Namentlich laden ein: Elena Raab, Pia Strecker, Barbara Häberle und Petra von Thienen.
- Essen Für Getränke und Brot ist gesorgt. Ansonsten sind alle Besucherinnen eingeladen, ihren Lieblingssnack mitzubringen.
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