
Wie die Lage in der Ankerdependance in Mering bewertet wird

Plus Die Polizei muss vor allem im Hinblick auf eine Aufgabe in der Ankerdependance in Mering anrücken. Die Unterstützer der Bürgerinitiative sehen sich getäuscht.

Seit über einem Jahr ist die Ankerdependance in Mering nun belegt. Doch wie bewertet die Polizei die Lage vor Ort und wie ist die Stimmung bei den Anwohnern?
Maria Enslin, Pressesprecherin des Präsidiums Schwaben Nord, sagt: „Das Einsatzaufkommen ist sehr gering.“ Seit der Eröffnung der Unterkunft im Juli vergangenen Jahres rückte die Polizei dreißigmal vor Ort an. Die bei der Inspektion Friedberg verzeichneten Einsätze hätten dabei „überwiegend einen ausländerrechtlichen Bezug“. Hierunter fallen insbesondere Abschiebungen. Ermittlungen gegen Bewohner fanden überwiegend in Zusammenhang mit Verstößen nach den ausländerrechtlichen Bestimmungen statt – zum Beispiel wegen der Einreise ohne Pass. Zudem sagt Enslin: „Jeweils in einem Fall wurden Ermittlungen wegen einer wechselseitigen Körperverletzung, dem Besitz von Betäubungsmitteln, Hausfriedensbruchs sowie eines Urkundsdeliktes geführt.“
Polizei: Bewohner leben in der Ankerdependance in Mering friedlich zusammen
Auf die Frage, wie oft es zu Konflikten kommt, antwortet die Sprecherin: „Die Menschen leben friedlich in der Unterkunft zusammen. Uns wurde nur ein Fall einer wechselseitigen Körperverletzung unter zwei Bewohnerinnen bekannt.“ Im Hinblick auf die Nachbarbarschaft sagt Enslin: „Das Beschwerdeaufkommen der Anwohner ist insgesamt sehr gering.“
Zunächst waren in der Einrichtung nur Familien untergebracht. Wie berichtet, sah sich die Regierung von Schwaben aber aufgrund der Corona-Pandemie im April dazu gezwungen, vorübergehend auch alleinreisende Männer in Mering unterzubringen. Laut Polizei hat sich dadurch nichts verändert. „Anfangs wurden Sorgen der Anwohner an uns herangetragen. Es blieb aber bisher sowohl in der Unterkunft als auch im Umfeld ruhig“, sagt Enslin.
Bürgermeister Florian Mayer schätzt die Lage ähnlich wie die Polizei ein. Seine Beobachtung sei, dass immer wieder Beamte vor Ort sind. Dabei handle es sich aber um Routineüberwachungen oder Abschiebungen. Vor der Eröffnung habe er Kontakt zu den Anwohnern aufgenommen. „Viele im Vorfeld geäußerten Befürchtungen haben sich nicht bestätigt“, sagt er. Das mit Innenminister Joachim Herrmann abgestimmte Vorgehen, nur Familien in der Einrichtung unterzubringen, sei gut gewesen. Die Einquartierung der alleinstehenden Männer habe zur „Grundunruhe“ beigetragen. „Sie war in der Notsituation völlig verständlich“, erklärt Mayer. Jedoch seien manchen Meringern die Hintergründe nicht bekannt. „Mit dieser Viruspandemie konnte niemand rechnen.“ Mayer betont, dass die Unterbringung der Männer nicht dauerhaft gedacht ist. „Die Gemeinde setzt sich auch dafür ein, dass das beachtet wird.“

Der Asylhelferkreis aus Mering sei nicht in der Dependance im Einsatz. „Die Menge der Helfer ist leider begrenzt und die, die sich einsetzen, sind schon recht eingespannt.“ Er appelliert an die Meringer, sich weiterhin zu engagieren und sich dem Helferkreis anzuschließen. Die Ehrenamtlichen unterstützen vor allem die Menschen in den dezentralen Unterkünften, aber auch Flüchtlinge, die bereits anerkannt sind und in der Marktgemeinde in Wohnungen leben. „Sie helfen ihnen, sich ein Leben aufzubauen.“ Der Zugang zur Ankerdepedance sei reglementiert. Daher sei es auch schwieriger, sich als Ehrenamtlicher von außen einzusetzen. Zudem gebe es in der Dependance eigene Ansprechpartner für die Bewohner.
Ankerdependance in Mering: Bürgerinitiative sieht Entwicklung kritisch
Nachdem bekannt geworden war, dass Mering eine Ankerdependance bekommt, gründete sich die Bürgerinitiative „Ankerzentrum Mering“. Gilbert Kiser sieht die derzeitige Entwicklung kritisch. Er vermutet hinter dem Vorgehen bei der Belegung der Einrichtung ein System. „Anfangs sind die Versprechen von Innenminister Hermann eingehalten worden, um die Wogen zu glätten“, sagt er. Nun befürchtet die Bürgerinitiative laut Kiser folgendes Vorgehen: In einem ersten Schritt wird die Anzahl der Familien verringert, in einem zweiten soll die Einrichtung mit bis zu 200 alleinreisenden Männern belegt werden. Die Regierung von Schwaben teilt allerdings mit, dass zurzeit in Neu-Ulm neue Unterbringungskapazitäten eingerichtet werden. Wenn die bereitstehen, sollen die alleinreisenden Männer die Dependance in Mering verlassen.
Corona bezeichnet Kiser von der Bürgerinitiative als „zweifelhafte Begründung“ für die Einquartierung der Männer. „Damit kann man alles begründen.“
Die Ankerdependance in Mering besteht nun seit einem Jahr
Schon jetzt sei die Anzahl der Familien erheblich reduziert worden. In Einrichtungen, in denen ausschließlich Männer untergebracht seien, würden Perspektivlosigkeit und beengte Verhältnisse oft zu Gewalt führen. In Mering seien beispielsweise am Badanger immer wieder Gruppen von männlichen Flüchtlingen zu sehen. Bisher laufe noch alles in geregelten Bahnen. Doch wenn immer mehr Alleinstehende in der Unterkunft untergebracht würden, steige die Gefahr, dass es zu Konflikten komme. „Das verkraftet der Ort nicht“, sagt Kiser.
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Die Bürgerinitiative habe bereits etwa 700 Unterschriften in Mering gesammelt. „Die ersten Versprechen sind gebrochen. Wenn weitere gebrochen werden, werden wir wieder aktiv“, sagt Kiser. Dann sollen weiter Unterschriften gesammelt werden und die Bürgerinitiative will auch den Gemeinderat in die Pflicht nehmen.
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