
Unheimliche Kunst von Fritz Schwimbeck im Wittelsbacher Schloss

Plus Die düstere Sonderausstellung in Friedberg wird immer wieder von zeitgemäßer Museumspädagogik durchbrochen. Das gefällt den Besucherinnen und Besuchern bei der Eröffnung.

,,Stark wirkten die Sagen von einer eingemauerten Nonne, von vergrabenen oder in der Turmwand eingemauerten zwölf goldenen Aposteln, vielleicht noch unheimlicher, weil der genaue Ort unbekannt ist…“ Bei der Eröffnung der Sonderausstellung „Unheimlich – die Kunst von Fritz Schwimbeck“ zitierte Alice Arnold-Becker, Museumsleiterin des Wittelsbacher Schlosses, den Künstler, der vor 134 Jahren im Friedberger Schloss aufgewachsen ist. 150 geladene Gäste hatten sich eingefunden, um den Gedanken über den „Meister der Inszenierung des Unheimlichen" zu folgen.
Düstere Bilder mit unheimlichen Motiven
Die Kunsthistorikerin Arnold-Becker verwies auch auf den Schweizer Maler Arnold Böcklin, dessen Schaffen großen Einfluss auf Schwimbecks düstere Kunst hatte. So zeigt eine Wand im Rittersaal des Schlosses eine Reproduktion von Böcklins „Toteninsel“ in der Leipziger Version. Schwimbecks Kopie beweist eine frappierende Ähnlichkeit. „Hier befinden sich die einzigen bunten Bilder“, erklärt Museumspädagogin Mariella Hosp. Ansonsten gäbe es nur Grafiken, Radierungen und Lichtdrucke.
Auch das Künstlerclubheim des Schwabinger Buchhändlers Steinicke hatte Einfluss auf Schwimbeck. Es war ein Treff der Kulturschaffenden wie Bertolt Brecht oder Karl Valentin. Eine Reproduktion des Steinicke-Clubheimes findet sich im Rittersaal. Die Köpfe des bekannten Künstler-Freundeskreises lassen sich wegklappen und dahinter Informationen zu den Persönlichkeiten entdecken. Da haben Arnold-Becker und ihre Mitarbeiter Jörg Adam und Museumspädagogin Mariella Hosp ganze Arbeit geleistet. Düstere Bilder, grafische Zyklen mit unheimlichen Motiven und nicht zuletzt Filmszenen des berühmten Schwarzweißfilmes „Nosferatu - eine Symphonie des Grauens", die über Monitore abzurufen sind, machen den Hauptteil der Schau aus.
"Nur im Dunkeln kann man die Sterne sehen"
Trotz all dieser dunklen Impressionen wurde die Ausstellung für die ganze Familie konzipiert. Für Kinder ab sieben Jahren sei sie geschaffen. Die siebenjährige Maria ist schnurstracks in ein seltsam anmutendes Haus geeilt, dessen Fassade die Besucher mit Magnetelementen in ein gruseliges Gesicht verwandeln können. Maria hat keine Angst, Mutter Eva ist ja dabei. Im Haus warten Kinderbücher, alle mit der Grundaussage: „Nur im Dunklen kann man die Sterne sehen.“ Als effektvolle Überraschung versetzen Schattenfiguren Groß und Klein in Erstaunen. Die Vorlagen für die Schattenbilder, die man selbst an die Wand werfen kann, vertreiben die Dunkelheit.
„Schwimbecks Grafiken faszinieren durch ihren geheimnisvollen Charakter“, sagt Markus Hahn aus Friedberg, der in sogenannten Fühlboxen merkwürdige Gegenstände ertastet. „Das fühlt sich an wie ein Skelett“, sagt er. „Das alles mag wohl düster anmuten, aber dann weiß ich die bunten Farben des alltäglichen Lebens mehr zu schätzen.“ Schon bei der Eröffnung lockt die Ausstellung bereits viele Besucherinnen und Besucher an. Und die faszinierenden Werke des Grafikers Schwimbeck sind es wert, sich auf den Weg nach Friedberg ins Museum im Wittelsbacher Schloss zu machen.
Die Ausstellung dauert noch bis zum 23. April. Voranmeldung für die Führungen (die neben den Eintrittskosten frei sind) unter der Rufnummer 0821/6002-684. Weitere Informationen unter auf der Website des Museums im Wittelsbacher Schloss.
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