
Ehrenamtliche gebraucht: Kissinger Fahrdienst sucht Verstärkung

Seit mehr als fünf Jahren bietet das Kissinger Mehrgenerationenhaus einen kostenfreien Fahrservice. Es werden weitere ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer gesucht.
Vorsichtig steigt Jutta Herrmann mit ihrer Gehhilfe in den blauen Opel Combo, und Rudolf Dauer reicht ihr die volle Einkaufstasche und schließt die Schiebetür. Wieder sind alle Erledigungen des Tages geschafft, zuvor war die Seniorin auch noch in ihrer wöchentlichen Physiotherapie. Nun fährt Rudolf Dauer sie nach Hause, und wenn die Tasche recht schwer ist, trägt er sie ihr auch gerne zu ihrer Wohnungstür in den ersten Stock hinauf. Die beiden sind schon ein eingespieltes Team, denn immer am Donnerstagnachmittag ist Rudolf Dauer beim Fahrdienst des Kissinger Mehrgenerationenhauses (MGH) im Einsatz.
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"Eine Kollegin bringt Frau Herrmann um die Mittagszeit zur Physiotherapie, und ich hole sie dann wieder am benachbarten Supermarkt ab", erklärt Dauer. Zu seinem Ehrenamt kam er über einen Kollegen im Fitness-Sport. "Der hat mich gelöchert, bis ich gesagt habe, ich mache mit", erinnert er sich. "Mittlerweile ist der Fahrdienst ein fester Bestandteil meiner Woche. Und es ist für mich absolute Ehrensache, dass ich mich da engagiere", sagt Dauer, der seit 2010 in Altersteilzeit ist. "Mein Ehrenamt gibt mir ein gutes Gefühl, weil es so eine tolle Sache ist." Für Jutta Herrmann ist das Angebot des begleiteten Fahrdienstes ein Segen, denn die Seniorin ist nicht nur gehbehindert, sondern sie hat auch Probleme mit den Augen. Den kostenfreien Service des Mehrgenerationenhauses nutzt sie bereits seit 2018. "Das klappt einfach super", schwärmt sie.

Ihre regelmäßigen Termine stehen fest, und wenn sie mal außer der Reihe zum Kardiologen oder Augenarzt nach Friedberg oder auch zum Orthopäden nach Mering muss, dann ruft sie vom Handy aus an, wenn sie abgeholt werden möchte. "Ich wüsste gar nicht, wie ich das alles sonst bewerkstelligen sollte", sagt Jutta Herrmann. Vor elf Jahren zog sie von Berlin nach Kissing, weil ihre Tochter hier wohnt. "Doch die ist tagsüber in der Arbeit, genauso wie mein Enkel." Auch Brigitte Dunkenberger, Leiterin des Mehrgenerationenhauses, zeigt sich sehr zufrieden. "Wir haben unseren Fahrdienst im Herbst 2017 ins Leben gerufen, und seitdem wird er von den Seniorinnen und Senioren in Kissing rege genutzt."
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Immer wieder erhalten die Fahrerinnen und Fahrer ein Dankeschön auch in Form von Schokolade oder einer netten Karte zu Weihnachten. "Ohne Sie käme ich nicht mehr dahin, wo ich hin möchte oder muss", heißt es dann oft. "Manchmal, wenn ein Fahrgast verstorben ist, erhalten wir auch Briefe oder Mails von weiter entfernt wohnenden Angehörigen", berichtet Brigitte Dunkenberger. Diese bedanken sich dann, dass ihr Familienmitglied durch den Fahrdienst noch lange in der eigenen Wohnung bleiben konnte und es eine Beruhigung war, zu wissen, dass es den Fahrdienst gibt. Auch von den Ehrenamtlichen im Fahrdienst bekomme sie oft die Rückmeldung, dass ihnen die Tätigkeit großen Spaß mache und dass es oft ein sehr schöner Kontakt mit den Fahrgästen sei und sie auch sehr viel Dank bekommen.
Derzeit besteht das Team aus elf Fahrerinnen und Fahrern, die zumeist einen festen Vor- oder Nachmittag pro Woche im Einsatz sind. "Zur Entlastung unserer Ehrenamtlichen suchen wir auch noch weitere Fahrer, die eventuell auch als Springer zur Verfügung stehen, wenn jemand im Urlaub ist oder aus einem anderen Grund mal ausfällt", wünscht Brigitte Dunkenberger. Gefahren wird nicht mit privaten Pkws, sondern nur mit dem eigens angeschafften Fahrdienstauto, einem Opel Combo mit Einstiegshilfe, zusätzlichen Haltegriffen und, seit Corona, auch einer Trennwand zwischen Vorder- und Rücksitzen.
Zum Fahrdienst-Team gehören auch die beiden Koordinatorinnen Andrea Mayr und Monika Pautz. Beide haben jeweils zwei Wochen pro Monat "Dienst", nehmen die Anfragen für Fahrtermine entgegen und tragen sie im Online-Kalender ein. Die Fahrerinnen und Fahrer können dann ihren Plan ausdrucken und wissen genau, wann und wo sie im Einsatz sind. Dies funktioniert natürlich nur, wenn sich die Fahrgäste rechtzeitig mit ihrem Beförderungswunsch melden. Das Angebot ist kostenfrei und wird vom Förderverein Casa Cambio finanziert, Spenden für die Benzinkasse werden gerne angenommen.
Info: Die Telefonnummer des Fahrdienstes lautet 0157/87948972. Terminvereinbarungen können von Montag bis Freitag von 9.30 bis 11.30 Uhr vorgenommen werden. Die ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer stehen von Montag bis Freitag von 8.30 bis 16.30 Uhr zur Verfügung.
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