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Am Ende wurden die Beine schwer

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Am Ende wurden die Beine schwer

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    Vera Müllegger und Klaus Drescher schafften es in 24 Stunden von Hochzoll nach Torbole am Gardasee und posierten dann abgekämpft aber glücklich am Ufer des Sees. Foto: Drescher
    Vera Müllegger und Klaus Drescher schafften es in 24 Stunden von Hochzoll nach Torbole am Gardasee und posierten dann abgekämpft aber glücklich am Ufer des Sees. Foto: Drescher Foto: Drescher

    "Ich kann das Ganze noch gar nicht fassen, es ist noch so unwirklich, die Erkenntnis kommt erst so peu á peu", erzählte die gerade 26 Jahre alt gewordene Vera Müllegger auch Tage nach dem Gewaltakt. "Ich hatte Angst, dass sie es nicht schafft, aber sie hat einen eisernen Willen", meinte Klaus - genannt "Willi" - Drescher mit Anerkennung.

    Wie so vieles entstand auch diese tolle Aktion aus einer Laune, einer nahezu unbedachten Äußerung heraus. Ein Bekannter von Vera Müllegger hatte in geselliger Runde gemeint, dass es zu schaffen sein müsste, in 24 Stunden von Friedberg oder Augsburg zum Gardasee zu radeln. "Ich hab's nicht geglaubt und hab' das dann Klaus Drescher erzählt - und der meinte nur, alles sei machbar", so Müllegger. Drescher hatte die Ballsportlerin Vera Müllegger schon zum Marathon gebracht, und nach anfänglichem Zögern arbeitete er einen Trainingsplan für das "Unternehmen Gardasee" aus. Im Winter startete man mit dem Grundlagentraining auf dem Mountainbike oder beim Spinning, ab Ostern folgten die Rennradeinheiten - bei jedem Wetter. Zuletzt standen dann jedes Wochenende 200 Kilometer auf dem Plan. Hartes Training also, doch wollte man die 400 Kilometer und 2360 Höhenmeter nach Torbole in 24 Stunden packen, dann musste ein Schnitt von 23 bis 24 Kilometer pro Stunde geschafft werden. Alles lief bestens, doch dann kam der Rückschlag, als Vera Müllegger nach 300 Kilometer Training im Regen krank wurde - zehn Tage vor dem geplanten Start. Die Aktion wurde um eine Woche verschoben, Vera Müllegger ließ sich noch einmal von Kopf bis Fuß durchchecken und bekam von den Ärzten schließlich "grünes Licht". Dann ging es los, die Route war bis ins Kleinste geplant, die Ruhepausen genau vorgeschrieben - doch schon bald hatten die beiden Abenteurer die erste Panne. Beim ersten Stopp in Peiting riss bei Vera Müllegger die Kette. "Gott sei dank fast direkt vor einem Radgeschäft und der Mechaniker hat uns dann gleich geholfen", erzählte die 26-Jährige. Die halbe Stunde Zeitverzögerung musste aber wieder reingeholt werden. Am Zirler Berg kam die nächste Überraschung - ein "böses Schild" wie Klaus Drescher es nannte: "Für Radfahrer verboten". Ein Umweg über Telfs hätte den Zeitplan völlig über den Haufen geworfen, also radelten die beiden bei einbrechender Dämmerung den Zirler Berg hinunter Richtung Innsbruck. Dort warteten Dreschers Frau und Sohn mit dem Wohnmobil, die nächste Rast stand an. Und dann folgte der schönste Teil: Der Anstieg zum Brenner auf der alten Brennerstraße - bei Nacht. "Es war toll, kein Auto unterwegs, es war stockdunkel, über uns der Halbmond und die Europabrücke, am Horizont ein Wetterleuchten - das war schon einzigartig", schwärmte Vera Müllegger. "Ihr war fast ein bisschen mulmig, weil es so ruhig war, dass wir das Rascheln in den Gebüschen am Straßenrand hörten - da hat sie schon gefragt, ob's denn wilde Tiere gäbe", so Klaus Drescher schmunzelnd.

    Alles lief dann nahezu problemlos, man war der Marschtabelle ein Stück voraus, doch am Vormittag bei Auer merkten beide, dass es noch eng werden könnte. Vor allem in Sachen Verpflegung tat sich nun vor allem Vera Müllegger schwer. "Ich hatte keinen Appetit, brachte kaum die Nudeln runter, ich musste mich wirklich zum Essen zwingen", berichtete die Jurastudentin. Die beiden gerieten in Zeitnot, die letzte Pause musste verkürzt werden und "dann sind wir gefahren wie der Teufel, denn wir wollten es nicht auf den letzten Metern vergeigen", meinte Klaus Drescher.

    Doch es klappte, auch wenn die letzte Etappe länger war, als berechnet - nach 23 Stunden und 25 Minuten war Torbole erreicht. Dreschers Familie hatte eine Zielbanderole vorbereitet und nahm die beiden erschöpften aber euphorisierten Fahrer in Empfang. Mit einem Juchzer wurde das Band durchfahren, dann ging's zum See und ins Eiscafé - "und das Eis schmeckte hervorragend", meinte Vera Müllegger lachend.

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