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Geburtstag: Die Lichtgestalt strahlt auch hier

Geburtstag

Die Lichtgestalt strahlt auch hier

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    Als Spieler war Franz Beckenbauer 1974 Weltmeister, als Trainer gelang ihm dieses Kunststück 1990.
    Als Spieler war Franz Beckenbauer 1974 Weltmeister, als Trainer gelang ihm dieses Kunststück 1990. Foto: dpa

    „Der Kaiser hat immer recht.“ Diese Redewendung ist jungen wie älteren Menschen ein Begriff. Franz Beckenbauer ist einer der bekanntesten Deutschen weltweit, prägte eine gesamte Fußballgeneration, holte die Weltmeisterschaft 2006 ins eigene Land und stürmte mit „Gute Freunde kann niemand trennen“ sogar die deutschen Single-Charts. Die Lichtgestalt wird 70 Jahre alt und strahlt heute wie damals in den Fußball hinein, auch in der Region fasziniert sein Wirken die Menschen.

    Jorgo Kotsis, A-Jugend-Trainer beim BC Aichach, bekam bei einem Besuch im Sportfernsehen die Möglichkeit, ein Foto mit Beckenbauer zu schießen: „Ich habe das Glück gehabt, dass ich mich in der Werbepause mit ihm ablichten lassen konnte“, sagt der 42-Jährige begeistert. „Das ist schon etwas Besonderes.“ Das gerahmte Foto hängt heute in Kotsis’ Wohnzimmer.

    Nicht immer trifft Beckenbauer den Ton, ist bekannt dafür heute dies, morgen das zu sagen. Widersprüche, Kritik und Imagekratzer lächelt er einfach weg. Kostsis beteuert aber, menschlich sei der Kaiser für ihn eine Respektsperson, die zu Fehlern steht. Und sportlich? „Für mich ist Beckenbauer mit Pelé der beste Spieler des vergangenen Jahrhunderts“, sagt er. Kotsis, gebürtiger Grieche, erklärt, dass man ihn nicht umsonst in jedem Eck der Welt kenne.

    Einer der bekanntesten Friedberger Fußballer hat in den 1980er-Jahren auf dem Spielfeld mit dem Kaiser die Klingen gekreuzt: Reinhard Kindermann. Der 56-Jährige bekam es im Dress von Eintracht Braunschweig in der Saison 1981/82 mit Beckenbauer zu tun. Beckenbauer war von Cosmos New York zum Hamburger SV gewechselt, Kindermann mit der Eintracht gerade aus der 2. Liga ins Oberhaus aufgestiegen. Allerdings: direkte Gegenspieler waren sie nicht. „Ich musste die Seite zumachen, auf der Manni Kaltz kam“, erinnert sich Kindermann. Der Ex-Profi kommt ins Schwärmen, wenn er vom Fußballer Beckenbauer spricht. „Der Franz war ein super Fußballer, einer der besten der Welt. Seine Ballführung, seine Außenristpässe, sein Stellungsspiel – das war einfach gigantisch“, so Kindermann.

    Auf Beckenbauer angesprochen ist auch Josef Kigle, Vorstand Spielbetrieb des TSV Aindling, begeistert – und das, obwohl er eingefleischter „Sechzger“ ist. Kigle gesteht sich sogar ein, der FC Bayern sei für den Kaiser der richtige Verein gewesen: „Es ist gut, dass ein Roter aus ihm wurde. Bei Sechzig wäre es aus ihm vielleicht nichts geworden.“ Bekanntlich verhinderte ein „Watsch’n“ eines Löwenspielers im Spiel gegen den SC 1906 München den Wechsel Beckenbauers zu 1860 – er ging stattdessen zum FC Bayern und wurde dort zur Lichtgestalt. Kigle ist der Meinung, kein Deutscher habe mehr für den Fußball geleistet als Beckenbauer. Vor allem an sein Auftreten als Spieler erinnert sich Kigle gerne. Wie der Ball an seinem Fuß klebte, das sei einzigartig gewesen. Beckenbauer gilt als Menschenfänger, ihn umgibt eine Aura. Von dieser würde sich Kigle gerne einmal einnehmen lassen: „Es wäre für mich ein Höhepunkt, an einem Tisch mit ihm zu sitzen und über Fußball zu plaudern.“

    Das Vergnügen, Beckenbauer zu treffen, hatte Joachim Schnürer, ein ehemaliger Weggefährte Kigles beim TSV Aindling. In Diensten des FCA absolvierte Schnürer Mitte der 80er-Jahre einen Trainerlehrgang in der Sportschule Grünwald, als es Besuch vom Kaiser höchstpersönlich gab. Beckenbauer war etwa eine halbe Stunde vor Ort und hielt einen Vortrag. „Wir waren so beeindruckt, dass wir lauschten wie kleine Schulbuben“, erzählt der 55-Jährige rückblickend. Seine Bewunderung sei über die Jahre nicht kleiner geworden. „Der Mann hat alles gewonnen und war immer mein Idol.“ Schnürer war dem Mythos Beckenbauer stets erlegen. Als Jugendlicher besuchte er einmal extra eine Autogrammstunde mit Beckenbauer und ergatterte eine Originalunterschrift. Und als Kind hatte der Inchenhofener das Bayern-Trikot mit der Rückennummer fünf im Schrank. Weil Beckenbauer für Schnürer stets eingroßes Vorbild war, zeigte er sich enttäuscht, als der Kaiser zu Cosmos New York in die amerikanische Profiliga wechselte.

    Schnürer ist nicht mit allem einverstanden, was der Kaiser so von sich gibt. Manchmal sei auch „Schmarrn“ dabei, meint er. Aber darüber kann der langjährige Funktionär hinwegsehen, denn auch er sagt mit einem Lächeln: „Der Kaiser hat immer Recht.“ (mit pkl)

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