
Paralympics 2026 im Blick: Friedberger feiert WM-Erfolg am Geburtstag

Plus Leander Kress hat nach seinen ersten Paralympics große Ziele. Bei der WM muss der Friedberger Para-Skifahrer lange warten. Die Saisonhöhepunkte kommen noch.

Immer wieder wird Leander Kress vertröstet. Der starke Wind macht es dem Friedberger unmöglich zu trainieren. Doch gerade bei den Weltmeisterschaften sind die Trainingsfahrten sehr wichtig, um sich auf die Strecken einzustellen. So verschieben sich aufgrund der schwierigen Bedingungen die Rennen nach hinten. Am Ende hat sich das Warten zumindest teilweise gelohnt. Ausgerechnet an seinem 22. Geburtstag fährt der Friedberger mit Platz 14 in der Abfahrt sein bestes WM-Ergebnis im spanischen Espot in den Pyrenäen ein. Ich bin zufrieden mit meinen Leistungen, obwohl noch mehr drin gewesen wäre. Ich habe aber auf jeden Fall wieder einen Schritt nach vorne gemacht“, so Kress. Die Ergebnisse der WM sind auch im Hinblick auf die Paralympics 2026 wichtig. Auf die kommenden Weltcups freut sich der Friedberger aber noch mehr.

Denn durch die Aufnahme des Paraskisports in den internationalen Skiverband FIS gibt es zahlreiche neue Strecken im Plan. Unter anderem geht es für Kress und seine Kontrahenten nach Kitzbühel. "Wir fahren zwar nicht die Streif, aber die Abfahrt findet etwa auf der Slalomstrecke statt. Das ist schon richtig cool. Allein an diesen denkwürdigen Weltcup-Hängen zu fahren, wird der Wahnsinn." Ganz besonders freut sich der Friedberger auch auf die Rennen in Cortina d’Ampezzo (Italien). Dort finden 2026 die nächsten Olympischen Spiele statt, bei denen Kress unbedingt dabei sein will.
Bereits im vergangenen Jahr war der Student bei den Paralympics am Start, allerdings mit einem Wermutstropfen: "Natürlich war das toll und eine wichtige Erfahrung, aber durch Corona war es eben auch anders. Die Gemeinschaft mit anderen Sportlern hat gefehlt und meine Familie konnte auch nicht vor Ort sein." Auch wenn es nicht für die Top Ten gereicht hat, blickt Kress zufrieden auf die vergangene Saison zurück.
Skifahrer Leander Kress arbeitet auch im Sommer hart
Seit August geht der Friedberger aber schon wieder auf die Piste. "Ohne Pause war es länger als in den Jahren zuvor. Das haben wir auch gebraucht. Das Gefühl für den Ski geht im Sommer meist verloren, weil Kraft, Kondition und Koordination auf dem Trainingsplan stehen. Das Gefühl kommt aber schnell zurück." Während der schneefreien Zeit ist Kress, der mittlerweile in Augsburg wohnt, größtenteils mit dem Rad unterwegs oder trainiert im Fitnessstudio.
Das Training hat sich gelohnt, denn trotz einer Handverletzung, die Kress zwei Monate außer Gefecht setzte, feierte er in diesem Winter seinen ersten FIS-Sieg. "Das war jetzt kein Rennen der höchsten Kategorie, aber dennoch ein wichtiger Erfolg, gerade nach der Verletzung, denn nach zwei Monaten ohne Skifahren, muss man sich das Gefühl erst wieder erarbeiten." Dabei hatte Kress noch Glück im Unglück. Nach einem Sturz mit dem Rad wurden die Schmerzen immer größer. "Die Hand war kurz vor dem Bruch. Durch Schonen haben wir Schlimmeres verhindert."
Der Allrounder fährt alle Disziplinen und war deshalb bei den Weltmeisterschaften stark gefordert. "Ich wollte eigentlich in allen Disziplinen unter die Top 15", so Kress. Das gelang ihm aber nur in der Abfahrtswertung. Noch besser wäre eine Fahrt unter die besten Acht gewesen. "Damit qualifiziert man sich für den Perspektivkader für die Paralympics". Besonders schade fand der Student der Sportwissenschaft, dass der Parallel-Slalom den Bedingungen zum Opfer fiel. Hier treten zwei Fahrer im Eins-gegen-eins gegeneinander an. Wer zuerst im Ziel ist, kommt weiter. "Je nach Grad der Behinderung bekommt man einen Zeitvorsprung. Bei diesem Wettbewerb geht es aber nur um den Spaß."
Friedberger hat Paralympics 2026 als Ziel
Nach der WM, die erst am Sonntag endete, ging es für Leander Kress wieder nach Hause. Lange Zeit, sich auszuruhen, hat der 22-Jährige allerdings nicht. Am Wochenende steht schon das nächste Rennen in Saalbach auf dem Programm. In der Saison möchte der Friedberger möglichst gute Ergebnisse einfahren, auch um sich ins Blickfeld für die Paralympics 2026 zu fahren.
Im Alter von sieben Jahren musste ihm der rechte Oberschenkel aufgrund einer Krebserkrankung amputiert werden. Die Amputation erfolgte mittels einer sogenannten Umkehrplastik. Sein Unterschenkel fungiert seither als Oberschenkel, das Sprunggelenk als eine Art Knie.
Friedberger Skifahrer will professioneller werden
In den kommenden Jahren will Kress dann noch professioneller werden und sich auf einige wenige Disziplinen spezialisieren: "Um wirklich erfolgreich zu sein, muss ich diesen Schritt irgendwann machen. Mir gefallen die Speed-Disziplinen, aber die fahre ich halt noch nicht so lange." Seine erste Abfahrt absolviert Kress ausgerechnet bei den Paralympics. "Da hat es mich auch geschmissen."
Und noch eine Veränderung wird es vermutlich schon 2024 geben. Der Student plant, nach Innsbruck zu ziehen. "Ich merke einfach, dass ich doch sehr weit weg bin von den Bergen. Wenn man täglich die Möglichkeit hat zu fahren, kann man viel intensiver trainieren. Diesen Schritt werde ich wohl gehen müssen." Da der Friedberger ein Fernstudium absolviert, spielt der Wohnort für seinen Abschluss keine Rolle.
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