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Pflegeprodukte: Auch im Badezimmer können Kunden auf Bio setzen

Pflegeprodukte

Auch im Badezimmer können Kunden auf Bio setzen

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    Bei der täglichen Hygiene werden oft Wegwerfprodukte benutzt, dementsprechend viel Müll fällt im Bad an.
    Bei der täglichen Hygiene werden oft Wegwerfprodukte benutzt, dementsprechend viel Müll fällt im Bad an. Foto: stock.adobe.com

    Wenn man mit Axel Kaiser spricht, landet man schnell bei den Kernfragen der Zahnhygiene. „Die meisten Menschen putzen die Zähne falsch“, sagt der Berliner Unternehmer. Denn mit herkömmlichen Zahnbürsten würden die Zähne nur gewaschen. Er empfiehlt stattdessen, die Zähne zu polieren. Dadurch seien sie glatter. Beläge, betont er, blieben kaum noch hängen, Karies und Zahnstein hätten keine Chance. Deshalb hat Kaiser vor 15 Jahren angefangen, Zahnputz-Tabletten herzustellen, die mit Mikrozellulose-Partikeln die Zähne polieren. Sie werden so lange zerkaut, bis sich eine cremige Masse im Mund bildet. Dann kommt die Zahnbürste zum Einsatz.

    Der Unternehmer ist mit seiner Firma Denttabs einer von etwa 300 Ausstellern auf der Vivaness in Nürnberg, der weltweit wichtigsten Messe für Naturkosmetik, die aktuell gleichzeitig mit der Öko-Messe Biofach stattfindet. Lange Zeit, erzählt Kaiser an seinem kleinen Stand, sei das Geschäft nur langsam gewachsen. Bis er eine Entscheidung traf – und das Unternehmen nach über einem Jahrzehnt plötzlich einen gewaltigen Schub bekommen hat. Kaiser hat beschlossen, bei der Verpackung seiner Tabletten komplett auf Plastik zu verzichten. Über zwei Jahre arbeitete er mit Partnern an der neuen, plastikfreien Hülle. Herausgekommen ist eine Papierfolie, die zu 100 Prozent kompostierbar ist. „Die können Sie im Park vergessen und sie verrottet einfach.“

    Viele Anbieter verzichten auf Plastikverpackungen

    Auf der Vivaness klettert die Zahl der Unternehmen, die Kunststoff-Produkte ersetzen wollen, von Jahr zu Jahr nach oben. Damit reagieren sie auf die stetig steigende Nachfrage der Kunden. Denn immer mehr Verbraucher wollen in so vielen Bereichen wie möglich nachhaltig leben. Sie geben sich nicht mehr damit zufrieden, nur Eier, Kartoffeln oder Milch in Bio-Qualität zu kaufen, sondern wollen auch auf überflüssige Plastikprodukte verzichten.

    Auf der Naturkosmetik-Messe zeigt sich das an jeder Ecke. In einem Holzregal liegen Wattestäbchen aus Bambus und Bio-Baumwolle neben Holzzahnbürsten. Ein paar Stände weiter präsentieren die Aussteller vegane Kondome, Menstruationstassen oder auch feste Haarseife.

    Nicht weit entfernt davon steht Gina Nyeky vor einem Foto von Susie Hewson. Die Britin auf dem Bild hat vor 30 Jahren das Unternehmen Natracare gegründet, Nyeky arbeitet für die Firma der Bio-Pionierin. Natracare stellt Tampons, Binden und andere Hygieneprodukte in Bio-Qualität her. Gründerin Hewson ärgerte sich schon 1989 über die großen Mengen Plastik, die für die Produktion dieser Artikel verwendet wurden. Eine Frau, rechnet Gina Nyeky jetzt vor, verbraucht durchschnittlich 17000 Binden oder 10000 Tampons in ihrem Leben. Eine einzige Packung Einlagen enthalte dabei bereits so viel Plastik wie vier Einkaufstüten. Hewson, erzählt Nyeky, sei der Industrie damals „auf die Schliche gekommen“.

    Auf der Messe werden auch Bio-Tampons präsentiert

    Daraufhin fing sie an, Produkte aus pflanzenbasierten Stoffen zu entwickeln. Zuerst stellte Hewson Öko-Binden her, Anfang der 90er Jahre brachte die Unternehmerin den weltweit ersten Bio-Tampon auf den Markt. Heute hat die Firma etwa 30 Produkte im Sortiment, jedes davon kommt ohne Kunststoff aus. „Alles was aussieht wie Plastik, ist in Wahrheit ein Ersatzstoff“, sagt Gina Nyeky

    Natracare liefert seine Produkte in über 80 Länder, mittlerweile gibt es auch Stilleinlagen, Inkontinenz-Binden oder feuchtes Toilettenpapier in Bio-Qualität. Alle Produkte können auf dem Kompost oder in der Bio-Tonne landen, wo sie nach einiger Zeit verrotten – anders als konventionelle Binden oder Tampons, die 500 Jahre brauchen, bis sie sich vollständig zersetzen.

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