Startseite
Icon Pfeil nach unten
Geld & Leben
Icon Pfeil nach unten

Lebensmittel: So landet weniger Essen im Müll

Lebensmittel

So landet weniger Essen im Müll

    • |
    Oft landen auch Lebensmittel im Müll, die sich noch essen ließen.
    Oft landen auch Lebensmittel im Müll, die sich noch essen ließen. Foto: Patrick Pleul, dpa (Symbolbild)

    Die Packung Äpfel, in der einer eine faule Stelle hat, der Laib Brot, der bei Ladenschluss nicht verkauft ist, oder der Kürbis, bei dem der Stiel abgebrochen ist – alles landet im Müll. Würde man die weggeworfenen Lebensmittel im Freistaat auf den einzelnen Menschen herunterrechnen, käme jeder Bayer im Jahr auf 65 Kilogramm. Um das zu ändern, fand am Montag in München das erste bayerische Symposium gegen Lebensmittelverschwendung statt. Veranstalter war das Kompetenzzentrum für Ernährung (Kern). Experten stellten dort Maßnahmen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Essen und Projekte für eine bessere Kontrolle der Nahrung vor.

    Die größten Verschwender in Bayern bleiben laut Maria Gerullis, die am Kern das Projekt "Wir retten Lebensmittel" leitet, die Privathaushalte. Häufig landen Lebensmittel aus banalen Gründen im Müll: Die Menschen hätten gerade keine Lust auf ein bestimmtes Produkt, zu große Mengen gekauft oder zu viel gekocht, fasst Gerullis zusammen. Damit das nicht vorkomme, sei es wichtig trotz Reizüberflutung durch Werbung und Sonderangebote bewusst einzukaufen. XXL-Packungen versprechen einen Preisvorteil, werden laut Kern aber häufig nicht aufgebraucht. Vermeiden sollte man außerdem, hungrig einkaufen zu gehen. Stattdessen ist es sinnvoll, sich zunächst einen Überblick über die Vorräte zu verschaffen und sich eine Einkaufsliste zu schreiben.

    Wie lagern Lebensmittel richtig?

    Daheim angekommen ist die richtige Aufbewahrung der Lebensmittel wichtig. Das Kompetenzzentrum rät hier: Brot sollte möglichst im Stück gekauft werden und im Tontopf oder Brotkasten gelagert werden. Obst und Gemüse halten im Kühlschrank am längsten. Ausnahmen sind Tomaten, Gurken, Zucchini sowie Süd- und Zitrusfrüchte. Sie bekommen im Kühlschrank dunkle Flecken und verlieren an Geschmack. Beim Einräumen sollte man die älteren Lebensmittel nach vorne stellen.

    Ob ein Lebensmittel nach Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums noch genießbar ist, kann man teilweise mit einfachen Mitteln feststellen: Riechen, Anschauen und Probieren. Wer sich dennoch nicht sicher ist, dem könnten künftig sogenannte Foodscanner helfen. Diese Geräte sollen durch eine Untersuchung nicht nur feststellen können, ob ein Lebensmittel noch genießbar ist, sondern auch eine Schätzung abgeben, wie lange es das noch ist. So könne man Produkte, die schneller schlecht werden, frühzeitig aussortieren und anderweitig verwerten oder weiterverarbeiten, erklärt Peter Muranyi vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung.

    Praktisch könnte das so aussehen: Der Foodscanner erkennt bereits bei der Ernte, ob eine Kartoffel es bis in den Laden schafft. Falls nicht, wird sie direkt aussortiert und beispielsweise zu Pommes Frittes verarbeitet.

    Vor allem Obst und Gemüse landen oft im Müll

    Der Entwickler weiß allerdings auch: „Die Gefahr, dass Leute sich im Supermarkt die Rosinen rauspicken, also nur das Beste und Frischeste kaufen, ist da.“ Andererseits sei es möglich, dass es dieses Problem künftig nicht mehr gebe, weil die gesamte schlechte Ware vorher aussortiert wurde. Laut Muranyi sei man mit der Entwicklung etwa zur Hälfte fertig. „Wir haben die Hardware. Jetzt fehlt noch die Datenbasis für unterschiedliche Lebensmittel.“ Bisher wurden Foodscanner an Tomaten und Hackfleisch getestet.

    So viel Essen werfen die Bayern weg

    In Bayern werden laut Kompetenzzentrum für Ernährung jedes Jahr 1,31 Millionen Tonnen genießbare Lebensmittel weggeworfen. Das entspricht 73.000 voll beladenen Lastwagen.

    Die Landwirtschaft verzeichnet pro Jahr etwa 290.000 Tonnen Lebensmittelverluste. Diese entstehen durch Lagerung und Transport, Schädlinge und verfrühte Keimung.

    Im Lebensmittelhandel und Großhandel fallen Verluste in Höhe von 99.000 Tonnen pro Jahr an.

    222.000 Tonnen Verlust gibt es in der Lebensmittelverarbeitung.

    In Privathaushalten landen 544.000 Tonnen Lebensmittel im Müll. Das entspricht etwa 43 Kilogramm pro Person pro Jahr.

    Obst und Gemüse machen zusammen etwa 38 Prozent der weggeworfenen Lebensmittel in Privathaushalten aus. 15 Prozent entfallen auf Backwaren. Nur 5,4 Prozent sind Fisch und Fleisch. (das)

    Obst und Gemüse landen besonders häufig auf dem Müll. Da sie nur kurz haltbar sind, können die Händler nicht auf schwankende Nachfrage reagieren. Unternehmen versuchen deshalb, diese Lebensmittel länger haltbar zu machen, so auch das Start Up „Die Frischemanufaktur“. Durch die Behandlung mit Vitamin C hält deren Obstsalat nach eigener Aussage zwei bis dreimal länger als andere Produkte, insgesamt bis zu zwölf Tage. „Ungefähr so, wie wenn Oma eine Zitrone über einem Apfel ausdrückt, damit er nicht braun wird – nur komplizierter“, erklärt Gründerin Jenny Müller. Aktuell würden im Einzelhandel jährlich 1262 Tonnen frisch geschnittenes Obst weggeschmissen, sagt sie. Durch die längere Haltbarkeit seien die Lebensmittelhändler flexibler und müssten im besten Fall weniger Lebensmittel wegwerfen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden