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Umgangsformen: Das "Du" setzt sich durch: Stirbt das "Sie" aus?

Umgangsformen

Das "Du" setzt sich durch: Stirbt das "Sie" aus?

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    In vielen Unternehmen setzt sich das "Du" mittlerweile durch.
    In vielen Unternehmen setzt sich das "Du" mittlerweile durch. Foto: Photographee.eu, Fotolia.com (Symbolfoto)
    Der Altkanzler Helmut Schmidt pflegte das "Siezen".
    Der Altkanzler Helmut Schmidt pflegte das "Siezen". Foto: Rainer Jensen, dpa, lbn (Archivfoto)

    Es wird so einiges gegeben haben, das ihn gestört hat an der eigenen Partei. Doch an einem Punkt, da zog er eine rote Linie, verließ sogar die wohlfeile Sprache der Diplomatie für eine Sekunde. „Ich muss sagen“, erklärte der inzwischen verstorbene Altkanzler Helmut Schmidt einmal, „bei den Sozialdemokraten ist es üblich, dass die sich gegenseitig duzen.“ Wahrscheinlich blies er erst einmal eine ordentliche Wolke Zigarettenqualm in die Luft, um dann wieder anzusetzen: „Und ich finde das zum Kotzen. Ich finde das furchtbar.“

    Reißen wir im Deutschen sprachliche Barrieren ein?

    Der Grandseigneur der Politik war dafür bekannt, das Hamburger „Sie“ zu pflegen: „Sie“ plus Vorname. Wie aus der Zeit gefallen wirkt das heute, wo sich doch alle Welt duzt und das „Sie“ eher als abfälliger Hinweis auf das eigene Alter verstanden wird. Das „Du“ als Zeichen ewiger Jugend. Deutschland macht sich locker und reißt sprachliche Barrieren ein. Die Polizei wirbt im Kumpelton für Nachwuchs („Hast du das Zeug zum Cop?“), Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller lädt zum Fest der Deutschen Einheit mit dem Slogan: „Nur mit Euch“, und in den Berliner U-Bahn-Schächten mischt man das „Du“ gleich mit einem Anglizismus. „Wenn ihr eure Fahrkarten nicht stempelt, habt ihr schnell 100 problems“, warnen die für flapsige Sprüche bekannten Berliner Verkehrsbetriebe die Schwarzfahrer.

    Stirbt das „Sie“ also aus? „Im Zuge der Internationalisierung verliert das Sie an Gewicht“, sagt der Wirtschaftspsychologe Joost van Treeck. Vom Aussterben bedroht sei es aber nicht. „Insgesamt sind wir in Deutschland noch sehr formal und werden noch lange beim Sie bleiben.“

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