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Familie: Das können Sie tun, wenn das Kind einfach nicht einschläft

Familie

Das können Sie tun, wenn das Kind einfach nicht einschläft

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    Das Kind schreit und will einfach nicht einschlafen. Was tun?
    Das Kind schreit und will einfach nicht einschlafen. Was tun? Foto: detailblick-foto/Fotolia.com

    Die Bücher zum Thema „Babys und Schlafen“ füllen meterlagen Regale im Buchhandel, eins unter dem drastischen Titel „Verdammte Scheiße, schlaf ein!“ Ein umstrittener Ratgeber, aber ein Bestseller, ist auch „Jedes Kind kann schlafen lernen“. Aber wie? Darum geht es in einem Vortrag, den die erfahrene Früherziehungsberaterin Marion Hirsekorn am morgigen Dienstag in Neusäß hält. Sie ist seit fast 20 Jahren Expertin für frühkindliche Entwicklung, hält Vorträge, gibt Kurse und begleitet Familien in schwierigen Phasen. Dazu kam die 53-jährige Pädagogin und Mutter zweier erwachsener Kinder durch ihre eigene Tochter: „Sie war ein Schreikind, das jeden Abend erst einmal eineinhalb Stunden gebrüllt hat, bevor es eingeschlafen ist.“

    Kind schläft nicht: Spazieren gehen und Herumtragen wirkt Schlaf entgegen

    Hirsekorn kennt also die Nöte vieler Eltern und weiß, welche Blüten der Kampf um ein paar Stunden Schlaf manchmal treibt. Während sinnloses Spazierenfahren mit dem Auto oder stundenlanges Herumtragen in der Wohnung noch harmlos sind, greifen neuerdings manche schon zu Medikamenten, um das Kind ruhig zu stellen. „Davon halte ich überhaupt nichts“, sagt Marion Hirsekorn erwartungsgemäß, „denn Eltern sollten ihre Kinder bei ihren Einschlafschwierigkeiten unterstützen“. Es sei zu beobachten, dass zunehmend erreicht werden soll, „dass das Kind immer Ruhe gibt“, sein Weinen wird als Störung empfunden. Dabei dient es dem Abbau von Stresshormonen. Außerdem beseitigen Medikamente nicht die Ursache. Damit kommt die Familienberaterin zu den drängendsten Fragen:

    Warum kann mein Kind nicht einschlafen? Das Kind wird oft zu spät hingelegt, die ersten Signale des Babys werden übersehen: Meidung von Blickkontakt, fahrige Bewegungen, übers Ohr und über die Haare streichen, Quengeln. „Manche Eltern geben dann noch mehr Reize, tragen das Kind herum, dadurch wird das Einschlafen noch schwerer“, so Hirsekorn. Besonders abends sei es wichtig, dass der Tag langsam ausklingt, es immer etwa zur selben Zeit ins Bett geht. „Das ist besonders schwierig, wenn abends der Papa heimkommt, eine halbe Stunde bevor das Baby schlafen sollte, und dann noch gespielt wird.“

    Und ab dem Alter von sechs Monaten sollte es ein festes Einschlafritual geben, damit das Baby weiß, was als nächstes kommt. Hilfreich ist auch eine ruhige, abgedunkelte Umgebung und möglichst immer der gleiche Schlafplatz.

    Familienberaterin Marion Hirsekorn weiß was gegen schlaflose Kinder zu tun ist.
    Familienberaterin Marion Hirsekorn weiß was gegen schlaflose Kinder zu tun ist. Foto: Marcus Merk

    Schlaf fürs Baby: Geduld und Beachten von Signalen führen zum Erfolg

    Und wenn das Kind trotzdem nicht einschläft und weint? „Die Eltern müssen lauschen lernen“, sagt die Pädagogin. Quengelt das Kind oder ist es wirklich in Not? Lieber erst einmal ein paar Minuten abwarten, bevor man reagiert und dann stufenweise vorgehen: ins Zimmer gehen, mit dem Kind in einem beruhigenden „Singsang“ sprechen, zunächst ohne Körperkontakt – abwarten. Dann die Hand auf die Brust legen, vielleicht die Arme des Babys anlegen, falls es rudert – abwarten. Zuletzt einen Schnuller anbieten (nicht reinstopfen!). „Damit sind schon mindestens zehn Minuten vergangen, in denen das Baby Gelegenheit hatte, sich selbst zu beruhigen“, und zwar in der beruhigenden Gegenwart der Mutter oder des Vaters. Das ist dann auch der Unterschied zum „Ferbern“ (nach dem Autor von „Jedes Kind kann schlafen lernen“). Nach jener Methode verlassen die Eltern das Zimmer und lassen das Kind allein. „Man sollte aber nicht nach der Uhr reagieren, sondern nach der Befindlichkeit des Kindes“, meint Hirsekorn. Trotzdem sollte man bedenken: Eigenregulation kann man erst von Babys ab etwa sechs Monaten erwarten.

    Hat der Vater schlechtere Chancen? Nicht, wenn er auch eine echte Bindungsperson für das Kind ist und viel Zeit mit ihm verbringt. Entscheidend ist, dass er das Kind trösten kann. Manche schicken besonders in der Abstill-Phase eher den Vater. Obwohl es auch dann wichtig ist, dass die Mütter bewusst die Grenze ziehen und diesen wichtigen Entwicklungsschritt gemeinsam mit dem Kind „durchstehen“.

    Warum sind viele Probleme hausgemacht? Das Kind schreit, die Eltern verfallen in Aktionismus. „Babys lernen schnell, dass sie etwas bewirken können“, erklärt Hirsekorn. „Zum Beispiel: Ich wache auf und weine – Mama kommt und gibt mir eine Flasche/Schnuller/nimmt mich in den Arm. Das ist super, aber die falsche Antwort.“ Eltern bieten oft viel zu viel an und sorgen für weitere Reize. So entstehe ein Teufelskreis, denn das Kind meint, das müsse immer so sein und fordert das künftig vehement ein. Dabei laufe das Gehirn des Kindes vor allem in der Phase großer Entwicklungsschritte (krabbeln, laufen, Zahnen, feste Nahrung) auf Hochtouren, manchmal auch nachts.

    Wenn das Kind nicht einschläft: "Nervosität der Eltern überträgt sich auf das Baby"

    Da braucht es eigentlich nur das Signal: Ich weiß, du hast gerade viel zu verarbeiten, ich bin da. Viele unterschätzen auch die Übertragung eigener Gefühle auf das Kind: „Die Nervosität der Eltern überträgt sich auf das Baby, es übernimmt dann die Kontrollfunktion nach dem Motto: Wenn die Mama so ist, kann irgendwas nicht stimmen.“ Ein Klassiker ist auch: Kind schläft im Arm ein, sobald man es hinlegt, wacht es wieder auf und schreit. „Wer voller Anspannung, mit angehaltenem Atem das Kind ablegt, wird oft scheitern“, so die Beraterin, denn das Kind spürt sofort, dass da was nicht stimmt. Lieber für einen klaren Abschied sorgen, am besten im Wachzustand.

    Wie kann sich etwas ändern, wenn man schon monatelang alles „falsch“ gemacht hat? „Man muss innerlich die Kraft dazu haben und absolut überzeugt davon sein, nun dringend etwas ändern zu wollen und damit dem Kind auch nichts Schlechtes anzutun“, sagt Marion Hirsekorn. Wenn man fest entschlossen ist und eine gute, sichere Bindung zu seinem Kind hat, dauert die Umstellung nach ihrer langjährigen Erfahrung dann meistens nur drei bis vier Nächte.

    Informationsabend „Rund ums Schlafen bei Kindern“ mit Marion Hirsekorn am Dienstag, 21. März, um 20 Uhr in der Begegnungsstätte St. Ägidius (Bgm.-Kaifer-Str. 6) in Neusäß. Veranstalter ist die AWO Neusäß, der Abend ist kostenlos.

    Mehr hilfreiche Informationen finden Sie hier in unserem Ratgeber zum Thema Familie.

    Hinweis der Redaktion: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Beitrag aus unserem Online-Archiv.

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