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Der Energie-Tipp: Der riesige Energiehunger unserer digitalen Welt

Der Energie-Tipp

Der riesige Energiehunger unserer digitalen Welt

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    Das Nutzen von Smartphones braucht in der Summe recht viel Energie.
    Das Nutzen von Smartphones braucht in der Summe recht viel Energie. Foto: Jens Kalaene, dpa

    Flugreisen sind schlecht fürs Klima, das ist hinlänglich bekannt. Dass aber der Betrieb des Internets ungefähr dieselbe Menge an CO2 verursacht wie der Flugverkehr, das dürfte doch viele überraschen. Und noch ein beeindruckender Vergleich, den die Umweltorganisation Greenpeace angestellt hat und der die Dimensionen verdeutlicht: Wäre das Internet ein Land, hätte es weltweit den sechstgrößten Energieverbrauch.

    Suchanfragen im World Wide Web, Streamen von Filmen und Musik, das Verschicken von Fotos und Videos via Smartphone – in der digitalen Welt werden gigantische Datenmengen ausgetauscht, Tendenz steigend. Mag der Energieverbrauch für das Weiterleiten eines einzelnen Fotos niedrig sein, angesichts von Milliarden an Nachrichten, die allein in Deutschland tagtäglich versendet werden, erwächst daraus in der Summe ein gewaltiger Energiebedarf.

    Rechenzentren verschlingen viel Strom

    Der überwiegende Teil davon wird in den Rechenzentren verbraucht, von denen immer mehr und immer größere gebaut werden. Hierzulande gibt es rund 50.000 Rechenzentren, so die Schätzung. Mit einem Verbrauch von jährlich circa 13 Terawattstunden (TWh) – so viel Strom produzieren in etwa vier bis fünf Großkraftwerke – verantworten sie rund zwei Prozent des jährlichen Strombedarfs in Deutschland. Kräftig zu Buche schlägt insbesondere die Kühlung der Anlagen. Zwar werden in Sachen Energieeffizienz ständig Fortschritte erzielt. Allerdings werden die Energieeinsparungen aufgrund einer effektiveren Technik durch die Zunahme des Datenverkehrs bei weitem übertroffen. Kaum zu glauben, aber Letzterer verdoppelt sich alle zwei bis zweieinhalb Jahre.

    Videostreaming erzeugt große Datenmengen

    Einer der Gründe für den immer größer werdenden digitalen Energiehunger ist die rasante Entwicklung beim Cloud Computing, sprich die Datenbereitstellung und -verarbeitung über externe Anbieter. Wer einen Onlinedienst nutzt, um E-Mails zu senden, Dokumente zu bearbeiten, Filme oder Fernsehsendungen wiederzugeben, Spiele zu spielen oder Bilder und andere Dateien zu speichern, tut das inzwischen häufig mittels Cloud Computing. Experten gehen davon aus, dass im Jahr 2020 allein der Anteil des Videostreamings am globalen Datenverkehr bei 80 Prozent liegen wird. Dabei wäre das Streamen eigentlich sogar energiesparender als das Filmeschauen mittels einer DVD, rechnet man die für die DVD-Herstellung und die Autofahrt zur Videothek nötige Energie mit ein. Der Haken an der Sache: Durch die Streaming-Angebote hat die Zahl der Filme und Serien, die tagtäglich konsumiert werden, extrem zugenommen. Und damit schnellt auch der Energiebedarf in die Höhe.

    Besonders energieintensiv wird der Datentransfer, wenn er über mobile Geräte wie Smartphone oder Tablets via Funknetz erfolgt. Auf Facebook chatten, während man auf den Bus wartet, Freunden in der Kneipe ein Video vorspielen oder auf dem Weg zur Arbeit schon mal die E-Mails checken – gibt es kein WLAN, werden die Daten an den Mobilfunkmast geschickt und von dort aus ins Internet weitergeleitet. Und das kostet deutlich mehr Energie, besonders dann, wenn der nächste Funkmast weit entfernt ist. Der Energieverbrauch wächst quadratisch mit der Entfernung. Am energiesparendsten ist die Datenübermittlung über eine Kabelverbindung.

    Apple, Google & Co. setzen auf erneuerbare Energien

    Lobend erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang, dass einige der großen Unternehmen der Internetwirtschaft wie Apple, Google oder Facebook stark auf erneuerbare Energien setzen und den überwiegenden Teil ihres Strombedarfs aus regenerativen Quellen stillen. Noch einen Schritt weiter geht die Suchmaschine Ecosia. Das Unternehmen mit Sitz in Berlin verwendet die Einnahmen aus Suchanzeigen, um Bäume zu pflanzen.

    Trotz solcher Fortschritte im Sinne der Nachhaltigkeit sollte man sein Nutzerverhalten hinterfragen. Muss jeder Film im Freundeskreis verschickt und jedes Urlaubsfoto gepostet werden? Wie viel permanente Vernetzung brauche ich wirklich? Die zunehmende Digitalisierung des Alltags verbraucht ja nicht nur viel Strom, sondern auch Zeit und Lebensenergie.

    Zur Person: Martin Sambale ist Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu, kurz eza!

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