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Hobbygärtner: Grün ist nicht unbedingt grün: Zierpflanzen nachhaltig kaufen

Hobbygärtner

Grün ist nicht unbedingt grün: Zierpflanzen nachhaltig kaufen

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    Wer nachhaltig produzierte Zierpflanzen für Garten und Balkon kaufen will, muss derzeit oft noch bewusst danach suchen.
    Wer nachhaltig produzierte Zierpflanzen für Garten und Balkon kaufen will, muss derzeit oft noch bewusst danach suchen. Foto: Andrea Warnecke, dpa (Symbolbild)

    Tomaten, Petersilie, Kirschen oder Haselnüsse: Wenn Essbares nach bestimmten Vorgaben produziert wird, kann es ein Bio-Siegel erhalten. Bei Zierpflanzen wie Hortensien, Flieder oder Petunien ist das nicht unbedingt der Fall. "Es gibt keine gesetzliche Grundlage für den ökologischen Gartenbau", sagt Laura Gross von der Verbraucher Initiative. "Die EG-Öko-Basisverordnung bezieht sich auf die Landwirtschaft im Sinne der Lebensmittelkette." Wer nachhaltig produzierte Zierpflanzen für Garten und Balkon kaufen will, muss derzeit also oft noch bewusst danach suchen. 

    Siegeln bei Zierpflanzen nicht blind vertrauen

    Dabei ist es aus Sicht von Magnus Wessel vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) erstrebenswert, auch in diesem Bereich auf die Arbeitsbedingungen für die Menschen zu achten und verantwortungsbewusst mit Ressourcen wie Wasser und Erde umzugehen. "Nachhaltigkeit sollte in jedem Lebensbereich ein Kriterium sein. Wir dürfen nicht weiter über unsere planetaren Verhältnisse leben, sondern sollten fair gegenüber unseren Kindern und anderen Regionen der Welt sein", sagt Wessel.

    Anders als bei Lebensmitteln ist laut Gross im Zierpflanzenmarkt die Zahl der Label noch recht übersichtlich. GlobalGAP ist ein Beispiel dafür. Es wird allerdings nur an Zulieferer gegeben, Verbraucher finden es daher nicht direkt im Handel. Aber: Diese Waren können dafür das GGN-Label erhalten, mit dessen Nummer wiederum Verbraucher über ein Onlineportal sogar den Anbauer ausfindig machen können. 

    Ein zweites Label ist etwa das niederländische Zeichen Milieu Projekt Siertee, und nur für Geranien gibt es ein ProPlanet-Zeichen. "Die Zeichen setzen allerdings unterschiedliche Schwerpunkte und sind nicht gleichzusetzen mit Bio-Siegeln, wie man sie vielleicht aus anderen Produktgruppen kennt", betont Gross. 

    Auch muss man in das Kleingedruckte der Vergabe schauen: "Bei international gehandelten Pflanzen ist das Transfair-Siegel ein guter Wegweiser - wobei fair nicht immer auch bio heißt", nennt Wessel ein Beispiel. Er rät daher, Siegeln nicht blind zu vertrauen.

    Auf Torf sollte bei Zierpflanzen verzichtet werden

    Eine vergleichsweise gut bekannte Orientierung für Blumen, Stauden und Ziergehölze aus Bio-Anbau bieten die Zeichen ökologischer Anbauverbände - zum Beispiel Demeter, Bioland und Naturland. "Mit der Bio-Zertifizierung geht man schon einen guten Weg beim Einkauf", bewertet Wessel. Bio-zertifizierte Betriebe müssen die EG-Öko-Verordnung einhalten und werden regelmäßig von einer unabhängigen Stelle kontrolliert. 

    "Bio dürfen sich laut Gesetz nur solche Zierpflanzen nennen, bei deren Produktion vollständig auf Chemie verzichtet wird", erklärt Andrea Frankenberg, die bei Bioland für das Projekt Bio-Zierpflanzen zuständig ist. "So gelangen keine schädlichen Stoffe in den Garten oder ins Wohnzimmer." 

    Einige der Verbände haben in ihren Richtlinien weitere Vorschriften für den Gartenbau festgelegt. Darin regeln sie unter anderem, wie die Pflanzen gedüngt und gepflegt werden sollen. Auf Torf sollte, muss aber nicht unbedingt verzichtet werden. Laut den Richtlinien von Bioland zum Beispiel darf der Torfanteil in Substraten maximal 50 Volumenprozent bei Baumschul-, Stauden- und Zierpflanzenkulturen betragen, bei Erden für Jungpflanzenerden maximal 70 Volumenprozent. 

    Aber nicht nur bei Bio-Produzenten, auch bei konventionellen Zierpflanzen-Anbietern tut sich was in Sachen Nachhaltigkeit. So gründeten beispielsweise Gartenbaubetriebe und Handelsunternehmen aus Nordrhein-Westfalen den Verein Nachhaltige Zierpflanzenproduktion. 

    Hobbygärtner sollten sich bei regionalen Gärtnern erkundigen

    "Wir verzichten auf bienenschädliche und umweltbedenkliche Mittel und setzen stattdessen auf Pflanzenstärkungsmittel und Nützlinge, um Wurzeln und Blätter gegen Schädlinge und Pilzkrankheiten zu schützen", sagt Vereinsmitglied Norbert Engler. Auch der Einsatz von Schafwolldüngern, die Reduktion von Torf und Einwegtöpfen aus Plastik stehen in den Richtlinien. 

    Diese haben sich Betriebe im Rahmen eines von der EU und dem Land NRW co-finanzierten Projektes in Zusammenarbeit mit der Hochschule Rhein-Waal und Landwirtschaftskammer NRW erarbeitet. Die ersten Pflanzen, die entsprechend produziert wurden, werden nun ausgeliefert. "Als grüne Branche haben wir einen Vertrauensvorschuss. Diesen dürfen wir nicht leichtfertig verspielen, indem wir jedes Jahr Zehntausende Tonnen Plastikmüll hinterlassen, die verbrannt oder im Magen eines Wals gefunden werden", erläutert Engler das Ansinnen.

    Es lohnt sich also für Hobbygärtner, sich auch bei regionalen Gärtnern nach ihren Pflanzbedingungen zu erkundigen. Denn eine nachhaltige Produktionsweise von Zierpflanzen muss nicht durch ein Siegel gekennzeichnet sein. "Kleine Gärtnereien, die ökologisch produzieren, können sich eine Zertifizierung nicht unbedingt leisten", erklärt BUND-Experte Wessel. 

    Er empfiehlt daher, immer gezielt nachzufragen und lokale Betriebe dem Großhandel oder Online-Shop vorzuziehen. So werden regionale Kreisläufe unterstützt. Pflanzentauschbörsen sind ebenfalls eine Möglichkeit, um nachhaltige Pflanzen zu bekommen. Und Wessel betont: "Nachhaltig bedeutet auch: Neues im Handel nur dann zu kaufen, wenn andere Wege ausgeschöpft sind." (dpa)

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