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Krankenversicherung: Ist eine Private Krankenversicherung auch für mich sinnvoll?

Krankenversicherung

Ist eine Private Krankenversicherung auch für mich sinnvoll?

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    Privatpatienten bekommen häufig bessere Arztleistungen als Versicherte einer Krankenkasse. Doch ob sich eine private Krankenversicherung lohnt, sollten Verbraucher ganz genau prüfen.
    Privatpatienten bekommen häufig bessere Arztleistungen als Versicherte einer Krankenkasse. Doch ob sich eine private Krankenversicherung lohnt, sollten Verbraucher ganz genau prüfen. Foto: Marijan Murat, dpa

    Für wen ist eine private Krankenversicherung sinnvoll?

    Laut Angaben der Stiftung Warentest, die für die November-Ausgabe der Zeitschrift Finanztest 120 Tarifangebote von 30 Versicherern unter die Lupe genommen hat, ist eine private Krankenversicherung (PKV) vor allem für Beamte empfehlenswert. „Sie müssen nur einen Teil ihrer Heilkosten versichern, bekommen mit der Beihilfe die Unterstützung durch ihren Dienstherrn und brauchen sich kaum Sorgen wegen hoher Beiträge im Alter zu machen“, fasst Stiftung Warentest-Finanzexpertin Cornelia Nowack zusammen. Angestellte, deren Einkommen die Pflichtversicherungsgrenze von derzeit 60.750 Euro pro Jahr (ab 2020 sind es 62.550 Euro) übersteigt und die sich deshalb theoretisch privat versichern könnten, sollten das nur tun, wenn sie eine langfristig sichere und sehr gut bezahlte Stelle haben und von Anfang an Geld für die später höheren Beiträge zur Seite legen können.

    Wer eine Familie gründen will, sollte bedenken, dass jede Person einen eigenen Vertrag braucht und es keine Familienversicherung wie in der gesetzlichen Krankenkasse gibt. Für alleinstehende Selbstständige mit hohen Einkünften kann die private Krankenversicherung beim Eintritt mit Mitte 30 zwar zunächst günstiger sein als die gesetzliche. Sie ist trotzdem nur für den zu empfehlen, der dauerhaft die nötigen Rücklagen für die höheren Beiträge im Alter bilden kann.

    Was sind die Vorteile einer privaten Krankenversicherung?

    Den größten Unterschied zwischen Kassen- und Privatpatient gibt es laut Stiftung Warentest im Krankenhaus. Entscheidend ist weniger die Unterbringung im Ein- oder Zweibettzimmer, sondern der Anspruch, sich vom Chefarzt behandeln zu lassen. Aber auch wer zum niedergelassenen Arzt geht, profitiert davon, Privatpatient zu sein. Vorteile bei der Terminvergabe darf es zwar offiziell nicht geben, viele Privatpatienten machen aber die Erfahrung, schnell an einen Arzttermin zu kommen. Außerdem übernehmen die privaten Versicherer fast alles, was der Arzt verschreibt – auch rezeptfreie Medikamente, die Kassenpatienten aus eigener Tasche bezahlen müssen. Außerdem sind Ärzte weder bei ihrem Honorar noch bei den zu verschreibenden Leistungen an Budgets und andere Obergrenzen gebunden. Auch beim Zahnarzt bringt die private Krankenversicherung Vorteile mit sich: Leistungen wie Kronen, Brücken oder Implantate, die Krankenkassen nur anteilig übernehmen, werden von den privaten Versicherern vollständig bezahlt.

    Was tun, wenn die Beiträge steigen?

    In gewissem Umfang sind Beitragserhöhungen zur Kostendeckung normal, im Schnitt sind es etwa drei Prozent pro Jahr. In den vergangenen Jahren verteuerten sich einzelne Tarife aber um mehr als zehn Prozent. Ein älterer, leistungsstarker Tarif kann monatlich 1000 Euro kosten. Versicherte haben aber Möglichkeiten, den Beitrag zu senken. Am einfachsten ist es, die Selbstbeteiligung zu erhöhen. Um abzuschätzen, ob sich das lohnt, teilt man den Selbstbehalt durch zwölf und addiert ihn auf den monatlichen Beitrag. Eine deutliche Ersparnis gegenüber dem alten Beitrag rechtfertigt eine Erhöhung. Höher als 1000 Euro sollte der Selbstbehalt aber nicht sein.

    Kann man den Anbieter wechseln?

    Es ist selten sinnvoll, den Anbieter zu wechseln. Denn seit dem Vertragsabschluss ist man älter geworden, was allein schon zu höheren Beiträgen führt. Hinzu kommt eine neue Gesundheitsprüfung. Ein Tarifwechsel innerhalb der gleichen Gesellschaft kann sich lohnen. „Der Preis hängt nicht nur von den Leistungen ab, sondern auch von der Gesundheit der Versicherten“, sagt Expertin Nowack. Aber es gilt genau darauf zu achten, wo es beim neuen Tarif Einschränkungen gibt. So kann ein Tarif mit Zweibettzimmer gewählt oder eine Krankentagegeldversicherung gestrichen werden. Bietet der neue Tarif bessere Leistungen, steht nur für diese eine erneute Gesundheitsprüfung an.

    Was sind die Sozialtarife der PKV?

    Wenn sich privat Versicherte den Beitrag nicht mehr leisten können, können sie in die Sozialtarife der PKV wechseln. Der Standardtarif bietet ähnliche Leistungen wie die gesetzlichen Krankenkassen. Weil die Altersrückstellungen für den Beitrag genutzt werden, ist er mit im Schnitt knapp 300 Euro im Monat vergleichsweise günstig. Offen steht er aber nur Versicherten über 55 Jahren, die bereits vor 2009 in der PKV versichert waren. Für die übrigen Versicherten gibt es noch den Basistarif, der auch ein ähnliches Leistungsniveau wie die gesetzlichen Krankenkassen hat. Hier werden allerdings bereits um die 700 Euro im Monat fällig.

    Gibt es einen Weg zurück in die Gesetzliche Krankenkasse?

    Der Weg zurück in die gesetzliche Versicherung ist nicht ohne weiteres möglich, denn das gesetzliche System basiert auf sozialen Prinzipien: Die jüngeren, gesünderen und besser verdienenden Kassenmitglieder bezahlen für die älteren, kränkeren und ärmeren mit. Die Hürden zwischen den beiden Systemen sind daher hoch – aber überwindbar.

    Für Arbeitnehmer Sinkt das Bruttogehalt unter die Versicherungspflichtgrenze, werden sie wieder versicherungspflichtig in der gesetzlichen Krankenversicherung. Wer vorübergehend aufgrund von Teilzeitarbeit weniger verdient, kann freiwilliges Mitglied in der gesetzlichen Krankenkasse bleiben, wenn er später wieder mehr verdient.

    Selbstständige Die Rückkehr ist nur möglich, wenn man ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis findet und höchstens noch nebenberuflich selbstständig tätig ist.

    Ab 55 ist die Rückkehr ausgeschlossen: Über die Versicherungspflicht zurück in die gesetzliche Kasse zu kommen, funktioniert nur bis zum 55. Geburtstag. Alle Älteren müssen auch bei sehr niedrigem Einkommen oder Arbeitslosigkeit in der privaten Krankenversicherung bleiben. (czy)

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