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Arbeitsalltag: Lärm und schlechte Luft: So klappt das Miteinander im Großraumbüro

Arbeitsalltag

Lärm und schlechte Luft: So klappt das Miteinander im Großraumbüro

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    Der Alltag in Großraumbüros ist nicht immer harmonisch. Zu hoher Lärmpegel oder unangenehme Gerüche stören viele Kollegen.
    Der Alltag in Großraumbüros ist nicht immer harmonisch. Zu hoher Lärmpegel oder unangenehme Gerüche stören viele Kollegen. Foto: Daniel Naupold, dpa (Archivbild)

    Im Großraumbüro sitzen alle zusammen. Die Wege sind kurz, der Informationsaustausch geht schnell, im besten Fall entsteht ein Wir-Gefühl. Doch was in der Theorie so nett und unkompliziert klingt, sorgt im Alltag oft für Frust. 

    Nach der Auswertung mehrerer Studien kamen australische Forscher schon 2009 zu dem Ergebnis, dass für viele Berufstätige das Arbeiten im Großraumbüro negativ für Gesundheit und Psyche ist. Dabei war für viele nicht nur der Lärmpegel eine Belastung, auch das Licht und die Temperatur stören. Essensgerüche vom Nachbarplatz empfinden viele ebenfalls als unangenehm.

    Dennoch halten etliche Firmen am Großraumbüro fest - weil sie von den Vorteilen überzeugt sind. Hinzu kommt, dass aus Arbeitgebersicht in einem Großraumbüro die Raumnutzung effizienter ist als in Einzelbüros: Bei Urlaub oder Dienstreisen gibt es dann zum Beispiel keinen teuren Leerstand. "Die Einrichtung eines Großraumbüros ist eine unternehmerische Entscheidung", sagt der Berliner Arbeitsrechtler Ulf Weigelt. Allerdings keine diktatorische: Schon in der Planungsphase muss ein Betriebsrat über solche Schritte informiert und in die Vorbereitung einbezogen werden.

    In Großraumbüros stehen Arbeitnehmern 12 bis 15 Quadratmeter zu

    Für die Größe eines solchen Büros gibt es klare Regeln: "Jedem Arbeitnehmer steht laut Arbeitsschutz eine Fläche von mindestens 12 bis 15 Quadratmeter zu", erklärt Weigelt. Hält sich der Arbeitgeber nicht an diese Vorgabe, droht ihm ein Bußgeld oder schlimmstenfalls der Entzug der Gewerbeerlaubnis.

    So bleiben sie trotz Bürojob fit

    Bewegung im Alltag ist sehr wichtig für die Gesundheit, doch wer im Büro arbeitet, kann es oft nicht ändern: Er sitzt fast den kompletten Arbeitstag vor dem Computer. Doch es gibt ein paar Tricks, trotz der Schreibtischarbeit im Alltag in Bewegung zu kommen:

    Mindestens einmal in der Stunde aufstehen: Hilfreich ist dafür, den Drucker außer Reichweite aufzustellen oder beim Telefonieren etwas auf- und abzugehen.

    Täglich einige Kilometer gehen: Mindestens fünf oder besser zehn Kilometer pro Tag empfehlen Mediziner. Bahnfahrer und Pendler können eine Station früher aussteigen als erforderlich und dann zügig zur Arbeit gehen.

    Es kann auch hilfreich sein, Kollegen in anderen Teilen des Gebäudes zu besuchen, statt sie nur anzurufen.

    Auf die richtige Sitzposition achten: Der Rücken sollte entlastet werden, die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin empfiehlt dynamisches Sitzen. Dabei wippen Sie hin und wieder mit dem Becken vor und zurück oder verlagern das Gewicht von einer Gesäßhälfte auf die andere.

    In der Freizeit einen Ausgleich schaffen: Eine halbe Stunde Bewegung pro Tag sollte das Minimum sein. Es muss nicht immer Sport sein, auch Fahrradfahren oder Spazierengehen reicht aus - wenn man leicht ins Schwitzen gerät. (dpa)

    Für die Privatsphäre der Mitarbeiter gibt es weniger genaue Vorschriften. Darum kümmern kann und sollte sich der Arbeitgeber aber natürlich trotzdem, mit Stellwänden etwa. "Für Stellwände gibt es sehr gute Dämmungen", sagt Anette Wahl-Wachendorf, Vizepräsidentin des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW). So hat nicht nur jeder sein eigenes Reich, sondern auch etwas mehr seine Ruhe.

    Aber auch die Mitarbeiter selbst müssen dazu beitragen, dass der Büroalltag erträglich ist. Und zwar mit Rücksichtnahme und Disziplin. "Idealerweise setzen sich dafür alle zusammen und treffen Absprachen", sagt Susanne Helbach-Grosser vom Seminar-Institut Takt & Stil in Schwäbisch Gmünd. Eine der Regeln kann zum Beispiel sein, dass keine warmen Mahlzeiten am Arbeitsplatz eingenommen werden.

    Kompromisse sind das A und O im Großraumbüro

    Für das Lüften lassen sich feste Zeiten vereinbaren - was aber nicht bedeuten muss, dass ein offenes Fenster abseits dieser Zeiten absolut tabu ist. Da ist dann die eine, der es im Raum zu stickig ist und die deshalb das Fenster aufmachen möchte, und der andere, dem es bei offenem Fenster zu kalt ist. In einer solchen Situation muss jeder auf das Verständnis des anderen setzen und eine Lösung suchen. "Ständig Kompromisse zu schließen ist ohnehin das A und O im Großraumbüro", betont Helbach-Grosser.

    So kann es die Regel geben, dass alle Kollegen aus Rücksicht möglichst gedämpft miteinander sprechen. Und trotzdem kann es Momente geben, in denen jemand etwa am Telefon unbewusst lauter spricht als gewollt. "Für einen solchen Fall können Kollegen untereinander Handzeichen vereinbaren", rät Helbach-Grosser. Im Idealfall reicht dann schon ein kurzer Wink, um die Lautstärke des Kollegen wieder herunterzupegeln

    Regeln hin, Absprachen her - immer wieder gibt es Kollegen, die sich nicht daran halten. "Kollegen sollten dann auf den Störenfried zugehen", rät Wahl-Wachendorf. Zeigt er sich resistent, ist das ein Fall für den Chef, so Arbeitsrechtler Weigelt. "Im schlimmsten Fall gibt es dann eine Abmahnung." (Von Sabine Meuter, dpa/tmn)

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