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Lehrstellenoffensive: Von der Schule in den Beruf: Antworten auf Azubi-Fragen

Lehrstellenoffensive

Von der Schule in den Beruf: Antworten auf Azubi-Fragen

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    Einen Beruf zu erlernen ist gar nicht so leicht – nicht nur wegen des vielen neuen Wissens, das sich Azubis aneignen müssen. Es stellen sich auch drum herum ganz viele Fragen.
    Einen Beruf zu erlernen ist gar nicht so leicht – nicht nur wegen des vielen neuen Wissens, das sich Azubis aneignen müssen. Es stellen sich auch drum herum ganz viele Fragen. Foto: stock.adobe.com

    Ich habe Abitur, würde aber gerne eine Ausbildung zum Schreiner machen. Geht das oder werde ich abgelehnt, weil ich überqualifiziert bin?

    Ja, das ist möglich. Viele Betriebe freuen sich sogar, wenn sich Abiturienten bewerben. Weil diese sich durch ihre schulische Vorbildung manchmal mit Fächern wie Mathe oder Chemie ein bisschen leichtertun. Wegen Überqualifizierung abgelehnt zu werden, müssen Abiturienten also nicht fürchten.

    Ich habe Abitur, kann ich meine Ausbildungszeit dann verkürzen und ist das zu empfehlen?

    Ja, grundsätzlich gibt es die Möglichkeit. Mit einem Realschulabschluss lässt sich die Ausbildung um ein halbes Jahr und mit Abitur um ein Jahr verkürzen. Empfehlenswert ist das aber nicht. In Berufen wie Schreiner sammelt man in dieser Zeit sehr viel praktische Erfahrung, lernt viel über die Maschinen und über den Umgang mit Materialien. Verkürzt man die Ausbildung, fehlt dieses Wissen. Deshalb gilt: Verkürzen geht, ist aber nicht empfehlenswert.

    Mein Sohn hat eine Ausbildung zum Fachinformatiker gemacht und abgeschlossen. Nun hat er schon zum zweiten Mal nur einen befristeten Vertrag bekommen. Ist das rechtlich überhaupt zulässig?

    Ja, das geht. Verträge dürfen bis zu zwei Mal innerhalb von zwei Jahren befristet werden. Danach muss eine unbefristete Anstellung folgen. Der Arbeitsmarkt für Fachinformatiker ist aber recht gut, Ihr Sohn sollte also gute Chancen haben, falls die Befristung nicht in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übergeht.

    Mein Schwiegersohn kommt aus Mexiko und hat dort eine Ausbildung gemacht. Wie kann er sich diese anerkennen lassen?

    Es kommt ganz darauf an, welchen Beruf er gelernt hat, je nachdem sind unterschiedliche Stellen zuständig. An wen er sich wenden kann, findet er mit einem Blick auf Anerkennungsfinder im Internet heraus. Ist es ein Dienstleistungs-, Handels- oder Industrieberuf, kann er sich an die IHK wenden. Dort prüft eine Stelle namens Fosa, ob der Beruf anerkannt wird. Die IHK vor Ort berät bei der Antragstellung und dabei, welche Unterlagen benötigt werden. Bei Handwerksberufen kümmert sich die HWK um die Anerkennung. Eine unabhängige Beratung biete zum Beispiel der Verein Tür an Tür. Generell ist es empfehlenswert, sich um ein Praktikum zu bewerben. Währenddessen kann man Kontakte knüpfen. Das erleichtert die Stellensuche. Außerdem ist es möglich, sich einen Termin bei einem Berufsberater der Arbeitsagentur geben zu lassen. Er erklärt dann genauer, wie eine Bewerbung in Deutschland ausschaut und welche Unterlagen dafür wichtig sind.

    Ich studiere im zweiten Semester Mathe. Vor kurzem hatten wir Informatik. Nun überlege ich, ob ich das Studium abbrechen und eine Ausbildung zum Fachinformatiker machen soll. Können Sie das empfehlen?

    Als Fachinformatiker hat man sehr gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Es ist oft sogar so, dass die Firmen Bewerber mit einer Ausbildung gegenüber Bewerbern mit einem Studium bevorzugen. Im Studium fehlt die praktische Erfahrung und Azubis bringen das Wissen aus dem Betrieb schon mit. Wenn man sich also für ein Fach interessiert, ist es nicht verkehrt, eine Ausbildung darin zu machen.

    Ich würde gerne eine Ausbildung machen, überlege aber auch, danach noch zu studieren. Wie sage ich das dem Arbeitgeber am besten?

    Es ist nicht ratsam, das im Bewerbungsgespräch anzusprechen. Schließlich bilden Unternehmen aus, um Fachkräfte zu sichern und die Menschen im Betrieb zu behalten. Wer wissen möchte, ob der Arbeitgeber dem Thema generell aufgeschlossen gegenübersteht, könnte nachfragen, welche Möglichkeiten es gibt, sich nach der Ausbildung zu entwickeln. Oder ob die Firma schon Erfahrungen mit einem dualen Studium nach der Ausbildung gesammelt hat. Denn viele Arbeitgeber heißen es auch gut, wenn ihre Mitarbeiter sich weiterbilden, aber im Betrieb bleiben wollen.

    Mein Sohn macht eine Einstiegsqualifizierung und verdient 231 Euro im Monat. Davon kann er gerade einmal die Fahrt zur Berufsschule und zur Arbeit bezahlen. Gibt es da eine Möglichkeit, eine finanzielle Hilfe zu bekommen?

    Die 231 Euro sind das Geld, das der Arbeitgeber von der Arbeitsagentur bekommt, damit dieser die Einstiegsqualifizierung anbietet. Darüber hinaus kann der Betrieb mehr Geld bezahlen, wenn er möchte. Manchmal hilft es schon, den Chef auf die finanziell schwierige Situation anzusprechen. Außerdem gibt es vom Landratsamt in manchen Fällen einen Schulwegkostenzuschuss. Übersteigen die Fahrtkosten zur Schule 430 Euro im Jahr, werden sie vom Landratsamt getragen. Allerdings müssen dafür sämtliche Belege eingereicht werden. Wenn das Geld gar nicht ausreicht, kann man sich auch im Jobcenter beraten lassen, ob die Möglichkeit besteht, das Einkommen aufzustocken.

    Mein Sohn macht in einem Jahr seine Abschlussprüfung zum Elektriker. Momentan sind seine Noten nicht besonders gut. Welche Möglichkeiten für Nachhilfe gibt es?

    Zum einen bieten viele Innungen Prüfungsvorbereitungskurse an, in denen sie den Stoff intensiv mit den Jugendlichen durchgehen. Zum anderen gibt es von der Arbeitsagentur ausbildungsbegleitende Hilfen. Die greifen dann, wenn die Jugendlichen Probleme bei grundlegenden Fächern wie Mathe oder Deutsch haben. Der Erfahrung nach werden die Noten aber auch immer besser, je näher die Abschlussprüfung rückt. Viele verstehen erst dann den Ernst der Lage. Ansonsten lohnt es sich auch, gemeinsam mit den Lehrern und den Ausbildern darüber zu sprechen, wo sie die Schwierigkeiten sehen. Wenn der Sprössling schon über 18 Jahre alt ist, können Eltern nur mitgehen, wenn er es erlaubt. Manchmal ist es aber gar nicht so schlecht, wenn die Lehrer und der Ausbilder sehen, der Schüler ist nicht alleine. Seine Eltern stehen hinter ihm.

    Ich habe meine Ausbildung als Chemikant fertig gemacht und würde mich nun gerne weiterbilden. Was kann ich tun?

    Es besteht die Möglichkeit, sich zum Industriemeister Chemie weiterbilden zu lassen. Die Fortbildung ist speziell auf die Belange von Industrieunternehmen zugeschnitten. Die Einsatzmöglichkeiten eines Industriemeisters reichen von einer klassischen Führungsposition bis zur Besetzung von Schlüsselpositionen wie der Auftragssteuerung.

    Was genau ist die Berufsschule plus und wer sollte sie machen?

    Bei der Berufsschule plus macht man neben der Ausbildung das Abitur. Die Anforderungen sind schon höher. Die Schüler müssen manchmal samstags in die Schule gehen oder am Nachmittag. Generell sollte man das Niveau auf der Berufsschule nicht unterschätzen. Deshalb ist es ratsam, wenn Azubis erst einmal schauen, wie sie mit der Lehre zurechtkommen, bevor sie sich noch weitere Aufgaben auferlegen. (AZ)

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