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Interview: Lern-Expertin gibt Last-Minute-Tipps für die Klausurenphase

Interview

Lern-Expertin gibt Last-Minute-Tipps für die Klausurenphase

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    Am Montag beginnt für viele Studenten die Klausurenphase. Wer alles bisher aufgeschoben hat, muss noch nicht verzweifeln.
    Am Montag beginnt für viele Studenten die Klausurenphase. Wer alles bisher aufgeschoben hat, muss noch nicht verzweifeln. Foto: Alexander Kaya, Symbol

    Frau Heess, angenommen ein Student, der bislang überhaupt nicht gelernt hat, schreibt am Montag die erste von sechs Klausuren. Würden Sie ihm noch raten zu lernen?

    Juliane Heess: Grundsätzlich würde ich den Studierenden motivieren, den Kopf nicht in den Sand zu stecken und das Beste aus der Situation zu machen. Es gibt aber Ausnahmefälle: Hat der Student in einem Fach nur noch einen Versuch, dann sollte er nicht pokern. Dann sollte er versuchen, die Klausur auf das nächste Semester zu verschieben, sofern das möglich ist.

    Juliane Heess hilft Studierenden beim Strukturieren ihres Studiums.
    Juliane Heess hilft Studierenden beim Strukturieren ihres Studiums. Foto: Oliver Sold

    Ist es realistisch ein Wochenende vor der Klausurenphase mit Lernen anzufangen und akzeptable Ergebnisse zu erzielen?

    Heess: Hier ist die Frage mit welchen Ansprüchen und Grundvoraussetzungen ein Student in die Klausurenphase geht. Hat er unter dem Semester die Vorlesungen besucht und regelmäßig Kurse aufgearbeitet, mag es möglich sein. Für ihn ist die Lernphase vor den Prüfungen wie eine Wiederholung des Lernstoffs. Er kann sogar noch auf gute Noten hinarbeiten. Aber es gibt auch Studenten, die unter dem Semester nicht viel getan haben. Sie müssen häufig ihre Ansprüche herunterschrauben - sei es bei den Noten oder der Anzahl der Klausuren, die sie absolvieren wollen.

    Bleiben wir bei dem Beispiel des "faulen" Studenten. Er will die Klausuren lediglich bestehen. Wie kann er das anstellen?

    Heess: Er sollte zunächst errechnen, wie viele Tage Lernzeit für jede einzelne Klausur verbleiben. Daran sollte er seinen Lernplan orientieren. Dann sollte der Student sich fragen, was er in der Zeit überhaupt noch schaffen kann. Daran gemessen, muss der Studierende den Lernstoff radikal runterkürzen und akzeptieren, dass er nicht bis ins Detail lernen kann. Das sind einige meiner Last-Minute-Tipps.

    Was hilft dem Studenten dabei?

    Heess: Altklausuren. Sie sind wichtig, um einen Eindruck der anstehenden Klausur zu gewinnen - ist es beispielsweise eine Multiple-Choice-Klausur oder liegt der Fokus auf offenen Fragen. Die Altklausuren sind gleichzeitig wie ein Filter, der über dem Lernstoff liegt und ein Gefühl vermitteln kann, was klausurrelevant sein kann. Fängt ein Student frühzeitig mit dem Lernen an, empfehle ich eine Kombination aus beständigem Lernen und dem Bearbeiten der Altklausuren.

    Also halten Sie nichts von "Bulimie-Lernen"?

    Heess: Ich verwende diesen Begriff nicht im Coaching. Aber es ist entscheidend, auf was für eine Klausur der Student hinlernt. Einige Klausuren sind nicht Voraussetzung für das folgende Semester und könnten gegebenenfalls geschoben werden, sollte die Zeit für eine ordentliche Auseinandersetzung mit dem Stoff nicht reichen. Andernfalls gebe ich ihm meine Last-Minute-Tipps. Grundsätzlich ist es aber besser und nachhaltiger, sich frühzeitig mit dem Lernen zu beschäftigen. Falls ein Student aus verschiedensten Gründen nicht lernen kann, weil er es beispielsweise nie gelernt hat zu lernen, sollte er sich früh Hilfe suchen, etwa bei Lernberatungsstellen an den Hochschulen oder Studentenwerken.

    Welche Studenten kommen zu Ihnen ins Büro?

    Heess: Es können Studierende mit Lernschwierigkeiten sein oder welche, die sich nicht motivieren können und alles vor sich herschieben. Manche schreiben ihre Bachelorarbeit und bekommen auf einmal eine Schreibblockade.

    Wie sollten Studenten generell lernen?

    Heess: Ganz wichtig ist das frühzeitige Anfangen und das langfristige Lernen. Dafür sollten Studierende die Veranstaltungen besuchen und aufbereiten. Idealerweise finden sie dabei einen persönlichen Zugang zu den Themen und können somit ihr Wissen gut verankern. Zudem ist es empfehlenswert auf unterschiedliche Arten zu lernen, mal visualisierend, etwa mit Mind-Maps oder in Lerngruppen. So bleibt der Lernstoff besser in Erinnerung.

    Zur Person Juliane Heess ist Studierendencoach am Studentenwerk München.

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