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Umweltschutz: Real verbannt Plastikbeutel für Obst und Gemüse

Umweltschutz

Real verbannt Plastikbeutel für Obst und Gemüse

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    Die Verbrauchermarktkette Real will die dünnen Plastikbeutel für Obst und Gemüse bis 2020 vollständig ersetzten.
    Die Verbrauchermarktkette Real will die dünnen Plastikbeutel für Obst und Gemüse bis 2020 vollständig ersetzten. Foto: Marcel Kusch, dpa

    Die Verbrauchermarktkette Real will bis Ende 2020 die Plastikbeutel in der Obst- und Gemüseabteilung abschaffen. Wie die Handelskette am Montag berichtete, sollen damit rund 70 Millionen Plastikbeutel eingespart werden. Andere große Handelsketten zögern jedoch mit diesem Schritt. Tatsächlich sehen auch Umweltschützer die Pläne von Real nicht nur positiv.

    Kunden legen laut Real mehr wert auf Nachhaltigkeit

    Die dünnen Plastikbeutel sollen bei Real durch kostenlose Tüten aus recyceltem Papier, sowie durch waschbare Mehrwegnetze ersetzt werden.
    Die dünnen Plastikbeutel sollen bei Real durch kostenlose Tüten aus recyceltem Papier, sowie durch waschbare Mehrwegnetze ersetzt werden. Foto: real GmbH, dpa

    "Nachhaltigkeit spielt für unsere Kunden im Lebensmitteleinzelhandel eine immer größere Rolle", begründete Real Chef Patrick Müller-Sarmiento den Schritt der zum Metro-Konzern gehörenden Handelskette. "Die Menschen wollen heute nicht mehr nur Gutes essen, sie wollen das auch mit gutem Gewissen tun." Ersetzt werden sollen die dünnen Plastikbeutel - im Fachjargon Hemdchen- oder Knotenbeutel genannt - bei Real durch kostenlose Tüten aus recyceltem Papier, wie man sie vor allem vom Wochenmarkt kennt. Außerdem will das Unternehmen waschbare Mehrwegnetze anbieten, die der Kunde allerdings kaufen muss.

    Einsparung von Plastikbeuteln bei Real umstritten

    Real will durch den Schritt mehr als 140 Tonnen Kunststoffe einsparen. Gemessen am Gesamtverbrauch wäre die Einsparung von 70 Millionen Plastikbeuteln allerdings eher gering. Denn jährlich werden davon bundesweit nach Angaben des Bundesumweltamtes mehr als drei Milliarden verbraucht. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) etwa sieht den Schritt von Real durchaus mit gemischten Gefühlen.

    Der BUND-Experte für technischen Umweltschutz Rolf Buschmann betonte im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, zwar seien Papierbeutel, wenn sie in die Umwelt gelangten, deutlich leichter abbaubar als Plastikbeutel. Doch insgesamt sei ihre Ökobilanz, wenn sie nur einmal benutzt würden, schlechter als die der Plastikbeutel. Für die Herstellung der Papiertüten werde mehr Energie und mehr Wasser verbraucht, als für die Produkte aus Plastik. Der BUND-Experte Buschmann plädierte unterdessen dafür, möglichst ganz auf die zusätzliche Verpackung zu verzichten. "Die Sinnfrage bei den Plastikbeuteln und Papiertüten muss grundsätzlich gestellt werden", verlangte er.

    Real legt vor - andere halten sich beim Plastikbeutel-Ersatz zurück

    Immer mehr Müll in Deutschland

    Deutschland schmückt sich zwar gerne mit dem Titel eines Weltmeisters beim Mülltrennen, doch gleichzeitig produziert es auch besonders viel Verpackungsmüll.

    In den vergangenen zehn Jahren stieg der Pro-Kopf-Verbrauch an Plastik um 30 Prozent, mittlerweile produziert jeder Bundesbürger 37 Kilo Plastikmüll im Jahr.

    Hinzu kommen die gewerblichen Abfälle, ergibt zusammen etwa sechs Millionen Tonnen pro Jahr.

    Rund ein Viertel des Mülls wird exportiert, davon wiederum ging die Hälfte, 760.000 Tonnen, nach China.

    Auch andere Händler setzten sich mit dem Thema Plastikbeutel-Ersatz auseinander. Dennoch sind die wenigsten von der Sinnhaftigkeit überzeugt: "Plastik einfach durch Papier zu ersetzen, ist nicht unbedingt die ökologisch sinnvollste Lösung. Denn auch der Einsatz von Papier erfordert Ressourcen", betonte ein Edeka-Sprecher. Deutschlands größer Lebensmittelhändler bietet den Kunden deshalb Mehrwegnetze als Alternative zum Knotenbeutel an und versucht sie zu sensibilisieren, häufiger einmal ganz auf einen Beutel zu verzichten. "Wir haben innerhalb der letzten drei Jahren bereits rund 95 Millionen Plastikbeutel eingespart", bilanzierte der Edeka-Sprecher.

    Auch Rewe versucht die Kunden vom Vorteil wiederverwendbarer Mehrweg-Frischenetze zu überzeugen und bietet sie ab Ende April auch in seiner Discountkette Penny an. Aldi Süd testet in eine Reihe von Filialen Papiertüten und waschbare Mehrwegnetze als Alternative zu den Knotenbeuteln. Die Besonderheit: Der Discounter verkauft die Mehrwegnetze nicht nur, er untersucht auch, ob es Sinn macht, sie nur für den Weg von der Obstabteilung bis zur Kasse einzusetzen.

    Auch Aldi Nord betonte auf Anfrage: "Wir sind uns dessen bewusst, dass der Knotenbeutel langfristig durch nachhaltigere Alternativen ergänzt werden sollte." Und eine Lidl-Sprecherin erklärte, der Billiganbieter arbeite "an Alternativen zu den dünnwandigen Knotenbeuteln". (dpa)

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