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Umweltschutz: Bei Aldi kosten dünne Obst-Plastiktüten bald Geld

Umweltschutz

Bei Aldi kosten dünne Obst-Plastiktüten bald Geld

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    Aldi verlangt künftig einen symbolischen Preis für dünne Plastiktüten.
    Aldi verlangt künftig einen symbolischen Preis für dünne Plastiktüten. Foto: Bernd Thissen, dpa (Symbol)

    Wer in Deutschland im Discounter oder Supermarkt Obst und Gemüse kauft, hüllt dieses oft in Tütchen aus Plastik. Während der Pro-Kopf-Verbrauch der Plastiktüten in Deutschland in den vergangenen Jahren von über 40 auf rund 24 zurückgegangen ist, nutzen Kunden die Obst- und Gemüsetütchen noch immer fast schon „hemmungslos“, wie Friederike Farsen, Umweltberaterin an der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, es formuliert.

    Nun hat Aldi, der viertgrößte deutsche Lebensmittelhändler, bekannt gegeben, ab Sommer nur noch Plastiktütchen aus nachwachsenden Rohstoffen zu verwenden. Im Herbst möchte der Konzern zusätzlich Mehrwegnetze für Obst und Gemüse anbieten. Für die Tütchen verlangt Aldi einen Cent von den Kunden. Prompt regt sich Widerspruch gegen die Initiative des Lebensmitteldiscounters aus den Reihen von Verbraucher- und Umweltschützern.

    Bio-Kunststoff ist meist nicht besser für die Umwelt

    „Die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen wie Zuckerrohr“, erklärt Farsen, „ist keinesfalls besser als herkömmliches Plastik.“ Oft verursache die Produktion von Plastik-Ersatzrohstoffen Monokulturen, Wälder werden niedergebrannt und die Artenvielfalt geht verloren. Ob das in dem Fall von Aldi so ist, wisse sie allerdings nicht, konstatiert die Umweltberaterin. Auch Pendants aus Papier oder Stoff seien in der Ökobilanz keinesfalls besser – da für die Herstellung vielmehr Ressourcen wie Wasser oder Holz in großen Mengen verbraucht werden.

    Erst ihr Einsatz über einen langen Zeitraum macht sie laut Farsen zu einer ökologisch hochwertigen Alternative. „Für uns findet hier keine Abfallreduzierung im eigentlichen Sinne statt – was aber wünschenswert wäre.“ Dennoch gehe die Aktion von Aldi in die richtige Richtung.

    Von „Effekthascherei“ spricht Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe. Der Bereichsleiter für Kreislaufwirtschaft erklärt, der Preis von einem Cent habe keinerlei Lenkungswirkung und sei fast schon „Greenwashing“ – Ein Begriff, mit dem Kritiker Unternehmen vorwerfen, sich mittels PR-Methoden ein umweltfreundliches Image zu verpassen. Fischer vermutet, der eine Cent pro Beutel lande direkt in den Taschen des Unternehmens. „Verbraucher denken, sie tun der Umwelt etwas Gutes – aber sie irren sich.“

    Experten fordern gesetzliche Maßnahmen zu Recycling und Abfallvermeidung

    Auch wenn die Knotenbeutel in der Gelben Tonne entsorgt werden können, heiße das nicht, dass sie auch tatsächlich recycelt werden. „Der Verbrauch von Plastiktüten ist im Vergleich zum Gesamtaufkommen von Verpackungsabfällen gering und im Promillebereich“, erklärt Fischer. Dennoch sei die häufige Entsorgung in die Umwelt ein großes Problem und kaum zu unterschätzen. Positiv ist dem Fachmann zufolge die Entscheidung Aldis, als großer Lebensmitteldiscounter ab Herbst Mehrwegnetze anzubieten. Diese seien hundertfach wiederverwendbar und daher ressourcenschonend.

    Der Fachmann kritisiert, „in Deutschland fehlt es an einer Kreislaufstrategie von oben nach unten – also Verpackung vermeiden und deutlich mehr Recycling“. Hierzulande seien es oft Einzelaktionen, erklärt Fischer. Es brauche keine freiwilligen Selbstverpflichtungen wie jene von Lebensmittelhändlern, sondern ein Abfallvermeidungsziel mit regulatorischen politischen Maßnahmen und Mindeststandards.

    Der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser-, und Rohstoffwirtschaft begrüßt in einer Stellungnahme ebenfalls strengere gesetzliche Maßnahmen seitens der Politik. „Schon durch ein intelligentes Produktdesign muss für eine weitgehende Recyclingfähigkeit der verwendeten Materialien gesorgt werden“, erklärt der Verband. Darüber hinaus plädiert der Entsorgerverband für ein Verbot nicht recycelbarer Kunststoffe – eine deutlich höhere Recyclingquote zu erfüllen, sei infrastrukturell überhaupt kein Problem.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Plastiktüten-Gebühr kann nur ein Anfang sein

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