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Tierskandal im Allgäu: Woher stammt die Milch in unseren Lebensmitteln?

Tierskandal im Allgäu

Woher stammt die Milch in unseren Lebensmitteln?

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    Nach Vorwürfen gegen einen Bauern aus dem Allgäu, stellt sich die Frage: Woher stammt die Milch in unseren Lebensmitteln?
    Nach Vorwürfen gegen einen Bauern aus dem Allgäu, stellt sich die Frage: Woher stammt die Milch in unseren Lebensmitteln? Foto: Bernd Schoelzchen, dpa (Symbol)

    Kühe werden geschlagen, getreten und an den Füßen aufgehängt weggeschleppt. All das soll auf einem Hof in Bad Grönenbach im Allgäu vorgefallen sein. Der Fall sorgt deutschlandweit für Aufsehen, nicht nur Tierschützer sind entsetzt über die Vorwürfe der Tierquälerei gegen den Bauern. Ein bekannter Abnehmer der Milch ist das Unternehmen Champignon, das auch eine Käserei im rund 16 Kilometer entfernten Heising bei Lauben hat. Mittlerweile hat die Firma auf ihrer Internetseite erklärt, die Lieferbeziehungen zum betroffenen Betrieb mit sofortiger Wirkung einzustellen.

    Das Unternehmen Champignon stellt unter anderem die Produkte Rougette Ofenkäse oder St. Mang Original Allgäuer Limburger her. Auf den Verpackungen lässt sich zwar anhand eines Siegels erkennen, woher der Käse oder das Milchprodukt stammt - aber nicht die Milch selbst.

    Kennzeichnung auf der Milchtüte sagt nichts über die eigentliche Herkunft aus

    Das ovale Siegel, das die Herkunft angibt, hat drei Zeilen. In der obersten wird das Land genannt. "DE" steht für Deutschland, "AT" für Österreich.

    In der zweiten Zeile steht die Zulassungsnummer oder auch Betriebsnummer - und da wird es interessant, wie Andreas Winkler von Foodwatch erklärt: "Hier steht nur der Ort der letzten Verarbeitung, nicht die tatsächliche Herkunft der Milch." Im Falle der Firma Champignon in Heising bei Lauben wäre das der Code "BY 77711". Zu finden sind diese Nummern auf der Homepage des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.

    In der untersten Zeile steht für Produkte aus der EU einfach "EG", kurz für Europäische Gemeinschaft.

    Das Identitätskennzeichen (ovales Symbol) findet sich auf jeder Milchpackung. Er sagt etwas über den letzten Verarbeitungsbetrieb aus.
    Das Identitätskennzeichen (ovales Symbol) findet sich auf jeder Milchpackung. Er sagt etwas über den letzten Verarbeitungsbetrieb aus. Foto: Denis Dworatschek (Symbol)

    Woher die Milch also tatsächlich stammt, sei "sehr schwierig" bis nahezu unmöglich herauszufinden. Das sei aber laut Winkler nicht das eigentliche Problem. "Verbraucher erfahren normalerweise nichts von solchen Vorfällen in Milchbetrieben", sagt er - außer die Medien berichten darüber.

    Verbraucher können sich nicht auf das Tierwohl-Siegel verlassen

    Sich als Verbraucher auf ein Tierwohl-Siegel zu verlassen, sieht der Pressesprecher von Foodwatch ebenfalls kritisch. "Diese Kennzeichen sind alle freiwillig", sagt Winkler. Zudem würden dadurch die Bauern nur formale Haltungsbedingungen wie eine größere Stallfläche pro Kuh gewährleisten. "Ich weiß aber nicht, ob es den Kühen wirklich gut geht", erklärt Winkler.

    Auch die Empfehlung zu Bio-Produkten zu greifen, reiche nicht aus. "Die Vorgaben für die Haltungsbedingungen sind zwar besser, aber wir wissen auch hier nicht, ob wirklich alles in Ordnung war", sagt Winkler. Das sei an der Verpackung einfach nicht erkennbar. Auch der Preis sei kein Index für besseres Tierwohl.

    Aber was muss sich dann nach Auffassung von Foodwatch ändern? "Die Milchbauern stellen das schwächste Glied der Verarbeitungskette dar", erklärt Winkler. Es herrsche ein erbitterter Preiskampf unter den Bauern: "Tierische Lebensmittel in Deutschland müssten grundsätzlich teurer werden, wenn wir wirklich eine bessere Tierhaltung wollen." (dwo)

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