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"Cash Stuffing": Bargeld erlebt Comeback – und zwar ausgerechnet bei jungen Leuten

"Cash Stuffing"

Bargeld erlebt Comeback – und zwar ausgerechnet bei jungen Leuten

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    Cash Stuffing funktioniert so: Man befüllt für Ausgabeposten einen Umschlag mit Bargeld – und behält so die Kontrolle über die Ausgaben.
    Cash Stuffing funktioniert so: Man befüllt für Ausgabeposten einen Umschlag mit Bargeld – und behält so die Kontrolle über die Ausgaben. Foto: Stock Adobe

    Krisen führen zu Veränderungen. Anders lässt sich der aktuelle Trend des Cash Stuffing – wörtlich "Bargeld stopfen" oder auch mit "Kassensturz" übersetzt – auf TikTok wohl nicht erklären. So scheint eine Generation von Digital Natives offenkundig das Bargeld wiederzuentdecken. Verdrängt werden digitale Wallets und Finanz-Apps durch schnödes Bargeld in Umschlägen. Was passiert da? 

    Man hebe jeden Monat alles vom Konto ab, was nicht als Fixausgaben wie Miete oder Strom bereits regelmäßig abgebucht wird. Mit dem Bargeld befüllt man dann Umschläge, die mit Kategorien wie Kleidung, Freizeit, Lebensmittel, Kosmetik oder Fahrtkosten beschriftet sind. Aus diesen Umschlägen entnehmen die Stuffer dann wöchentlich Geld für ihre Einkäufe und sie wollen so besser ihr Ausgabeverhalten kontrollieren.

    Das ist enorm viel Aufwand, wenn man dies mit dem unbaren Bezahlen via Karte oder Smartphone vergleicht. Cash Stuffing mag ein kurioser Social Media Trend sein, jedoch wird dahinter auch die finanzielle Notlage vieler junger Menschen deutlich. Auch wenn dies bislang eher im Windschatten der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit wahrgenommen wird, muss man festhalten, dass besonders junge Menschen in Ausbildung oder Studium von Inflation und Preissteigerungen betroffen sind. Insbesondere, wer nicht auf Unterstützung vom Elternhaus zählen kann, den treffen steigende Lebenshaltungskosten besonders hart.

    Wie der Vorteil des bequemen Zahlens zum Nachteil wird

    Die Vorteile der bequemen Bezahl-App oder der schnellen PayPal-Zahlung auf Raten geraten plötzlich in den Hintergrund und erscheinen nicht mehr so attraktiv. Im Gegenteil, bei manch einem reift vielleicht die Erkenntnis, dass die digitalen Bezahlmöglichkeiten durchaus ihre Risiken haben. So weisen die Erfahrungen aus der Schuldnerberatung schon lange darauf hin, dass der richtige Umgang mit Geld erlernt – ja "begriffen" – sein will, was sich mit Bargeld am besten umsetzen lasse. Wer Bargeld als Zahlungsmittel verwendet, behält seine Ausgaben und Einnahmen besser im Blick, kann effektiver planen und so verhindern, dass sich Schulden anhäufen. Anders als bei der Kartenzahlung kann man hier nicht auf Pump kaufen und gerät nicht in Versuchung, sich durch Impulskäufe finanziell zu übernehmen.

    Das gute alte Haushaltsbuch gerät neu in den Fokus

    Cash Stuffing ist somit gar nichts Neues, sondern eher mit dem Führen des guten alten Haushaltsbuches zu vergleichen. Letztlich geht es auch hier um eine monatliche Budgetplanung des eigenen Ausgabeverhaltens, die überwacht und angepasst werden will. Wie dies am besten gelingt, hängt vom Sparenden ab. Dem einen reicht der regelmäßige Blick auf die Kontoumsätze, andere bevorzugen eine Exceltabelle oder das Haushaltsbuch auf Papier und für manche mag der – genaugenommen – umständlichere Weg des Cash Stuffing richtig sein.

    Langfristig scheint diese Art der Budgetierung aber kaum praktikabel. So ist es nicht nur aufwendig, sondern auch riskant, immer einen Großteil seines Einkommens in bar zu verwalten. Der Mensch neigt zudem zu Bequemlichkeit, weswegen sich dieser Trend wahrscheinlich nicht gesellschaftlich verfestigen wird. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass Bargeld auch in einer digitalen Welt noch gebraucht wird.

    Der Autor: Sascha Straub ist Fachmann für Finanzfragen und Versicherungen bei der Verbraucherzentrale Bayern.

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