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Reisemedizin: Im Schatten des Corona-Virus: Diese Krankheiten breiten sich aus

Reisemedizin

Im Schatten des Corona-Virus: Diese Krankheiten breiten sich aus

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    Ein Mitarbeiter der indischen Gesundheitsbehörden besprüht eine Straße, um die Ausbreitung von Krankheiten die durch Mücken übertragen werden, zu bekämpfen.
    Ein Mitarbeiter der indischen Gesundheitsbehörden besprüht eine Straße, um die Ausbreitung von Krankheiten die durch Mücken übertragen werden, zu bekämpfen. Foto: Rajesh Kumar Singh, picture alliance/dpa/AP

    Während Covid-19 schlagzeilenträchtig die Welt in Atem hält, sind im Schatten des Coronavirus andere Krankheiten relativ unbemerkt auf dem Vormarsch. Das Fatale daran: Manche Krankheiten verbreiten sich gerade durch Corona wieder vermehrt, da Präventionsprogramme ausgesetzt werden mussten. So etwa das Dengue-Fieber, das Prof. Tomas Jelinek, Wissenschaftlicher Leiter des Centrums für Reisemedizin (CRM), als „heimliche Pandemie“ bezeichnet. Da diese durch Mücken übertragene Krankheit in Industrieländern bislang kaum eine Rolle spiele, gehe die Gefahr hierzulande unter, so Jelinek. Dies könnte sich jedoch ändern, wenn der Tourismus wieder Fahrt aufnimmt.

    Dengue-Virus oder "Knochenbrecherfieber": Hoffnung auf neuen Impfstoff

    • Dengue-Fieber Das durch die Tigermücke übertragbare Dengue-Fieber gehört weiterhin zu den häufigsten Infektionskrankheiten weltweit. Experten schätzen, dass jedes Jahr zwischen 284 und 528 Millionen Menschen am Dengue-Virus erkranken. Mittlerweile hat sich die Infektionskrankheit in den Tropen und Subtropen flächendeckend ausgebreitet, zuletzt hat es in Lateinamerika und auf den Philippinen große Ausbrüche gegeben. Diese seit Jahrzehnten grassierende Pandemie wird im Westen nur am Rande wahrgenommen, obwohl sie in den Sommermonaten auch immer wieder nach Südeuropa hinüberschwappt – etwa nach Italien, Kroatien und Südspanien. Die Krankheit hat nicht von ungefähr den Zweitnamen Knochenbrecherfieber: Der Verlauf kann sehr schmerzhaft sein. Dass das Dengue-Fieber sich weiterhin so stark ausbreitet, hat indirekt auch mit dem Coronavirus zu tun. Nachdem Mückenkontrollprogramme im letzten Jahr den in vielen Ländern verordneten Lockdowns zum Opfer fielen, haben durch Mücken übertragene Krankheiten allgemein wieder deutlich zugenommen, so der Reisemediziner Dr. Tomas Jelinek. Der erste Impfstoff gegen Dengue ist seit wenigen Jahren in einigen Ländern verfügbar. „Die Ergebnisse sind jedoch enttäuschend“, so Jelinek. Der Impfschutz reiche bei weitem nicht aus, um groß angelegte Impfkampagnen zu rechtfertigen, erklärt der Mediziner. Nun richte sich alle Hoffnung auf einen weiteren Dengue-Impfstoff, der sich in der letzten Phase der klinischen Prüfungen befinde und noch im März zugelassen werden könnte. Reisende könnten sich vor Dengue-Fieber am besten mit den klassischen Mückenmitteln schützen. Die Tigermücken, die die Krankheit übertragen, sind tagsüber aktiv.

    Steigende Masern-Fallzahlen sind auch auf coronabedingte Lockdowns zurückzuführen

    • Masern Aus zahlreichen Ländern der Welt werden weiterhin Masernausbrüche gemeldet. Diese sehr leicht übertragbare Infektionskrankheit ist laut Reisemediziner Jelinek keineswegs harmlos: Etwa jeder tausendste Erkrankte fällt ihr zum Opfer. Aktuelle Anstiege der Infektionszahlen in Südamerika und Afrika seien vor allem dem Einstellen von Impfkampagnen geschuldet, das durch die coronabedingten Lockdowns verursacht wurde, so der Experte.

    Mütter, die mit dem Zika-Virus infiziert sind, gebären häufig Kinder mit zu kleinen Köpfen

    • Zika-Virus Vor sechs Jahren, im Vorfeld der Fußball-WM in Brasilien, sorgte das Zika-Virus weltweit für Schlagzeilen. Für Schwangere besteht die Gefahr, dass die Infektion auf das Kind übergeht und dieses schwer schädigt. So wurden in betroffenen Gebieten vermehrt Kinder mit Mikrozephalie geboren, einer Entwicklungsstörung, bei der der Kopf eine vergleichsweise geringe Größe aufweist. Auch wenn die absoluten Fallzahlen des Zika-Virus gesunken sind, breitet sich der Erreger kontinuierlich weiter aus. Mittlerweile sind mehr nicht nur Lateinamerika, die Karibik und die Südstaaten der USA betroffen: Auch in ganz Südostasien, Singapur und Indien breitet sich das Virus aus. Hier sind ebenfalls wichtige Reiseziele betroffen, betont der Reisemediziner Jelinek.

    Malaria kommt nun auch in afrikanischen Städten vor

    • Malaria Jahrelang ist die Zahl der Malariafälle weltweit zurückgegangen. 2016 sei allerdings eine Kehrtwende eingetreten. Seitdem steigen die Malariafälle in vielen Ländern wieder an, so Jelinek. Seit 2020 hat die WHO mehrfach Warnungen aufgrund der deutlichen Zunahme von Malaria-Fällen ausgesprochen. In Ostafrika kommt hinzu, dass mit der „Anopheles stephensi“ eine neue Überträgermücke aus Südasien eingewandert ist, die auch in Städten überlebt. Eigentlich benötigen Malariamücken sauberes Wasser als Lebensgrundlage. Die Anopheles stephensi“ habe sich jedoch in Indien auch an unsaubere Gewässer angepasst und sei „ziemlich resilient“, so der Reisemediziner Jelinek. Malaria-Ausbrüche habe es inzwischen schon in Addis Abeba in Äthiopien, auf der Arabischen Halbinsel und in Dschibuti in Somalia gegeben – Somit habe das Infektionsgeschehen eine neue Dimension erreicht.

    Im westafrikanischen Guinea werden neue Ebola-Ausbrüche befürchtet

    • Ebola Der zweitgrößte Ebola-Ausbruch der Geschichte im Osten Kongos ist eingedämmt. Trotz der instabilen Situation in der Bürgerkriegsregion führten Impfungen der Bevölkerung schließlich zu einer Unterbrechung der Infektionskette. Aber das Virus ist noch nicht verschwunden. Aktuell werden Ausbrüche im westafrikanischen Guinea befürchtet.

    Wer Chikunguya hatte, ist dagegen immun

    • Chikunguya Die ebenfalls durch Mücken übertragbare Krankheit hat sich seit 2006 mit einem „Affenzahn“ ausgebreitet, so Dr. Jelinek. Inzwischen haben die Fallzahlen aber wieder abgenommen. Der letzte Ausbruch in Europa war 2017 im Latium rund um Rom. Wer sich einmal mit Chikungunya infiziert hat, ist anschließend dagegen immun.

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