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Interview: Green Camperin: "Wir verlassen den Platz oft sauberer, als wir ihn vorfinden"

Interview

Green Camperin: "Wir verlassen den Platz oft sauberer, als wir ihn vorfinden"

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    Svenja Preuster, auch bekannt als Fräulein Öko, hat das Green Camping für sich entdeckt.
    Svenja Preuster, auch bekannt als Fräulein Öko, hat das Green Camping für sich entdeckt. Foto: Preuster

    Frau Preuster, Sie haben ein Buch über Green Camping veröffentlicht, was versteht man darunter?

    Svenja Preuster: Das Buch soll seine Leser an die Hand nehmen, möglichst nachhaltig unterwegs zu sein. Schließlich ist man bei keiner anderen Urlaubsform so sehr in der Natur wie beim Camping. Ich möchte ein Bewusstsein schaffen, die Umwelt mehr zu schonen und zu schützen.

    Wann sind Sie unter die Camper gegangen?

    Preuster: In meiner Kindheit war ich eher der Typ Ferienwohnung. Aber mein Freund war immer mit dem Wohnwagen unterwegs, da habe ich mich anstecken lassen. 2018 haben wir uns einen gebrauchten Camper gekauft und versucht, ihn so nachhaltig wie möglich auszubauen. Mit viel Holz und Kork. Das Dämmmaterial allerdings ist herkömmlich. Manchmal muss man Kompromisse machen.

    Wie suchen Sie einen Stellplatz aus? Eher nach den ökologischen Kriterien oder doch nach der schönen Landschaft oder einem Reiseziel?

    Preuster: Uns geht es schon um die Landschaft. Aber wenn wir das Ziel festgelegt haben, informiere ich mich im Vorfeld über die Campingplätze und würde natürlich den ökologischsten auswählen.

    Green Camping beginnt schon bei der Auswahl des Stellplatzes

    Sie dürfen sich was wünschen, welche ökologischen Standards müsste jeder Campingplatz erfüllen?

    Preuster: Es wäre toll, wenn jeder Campingplatz den Strom selbst durch Solar erzeugen oder zumindest Ökostrom nutzen würde. Außerdem sollten die öffentlichen Anlagen mit ökologischen Reinigungsmitteln oder Waschmitteln sauber gemacht werden. Und es sollte Wasser gespart werden, da ich glaube, dass dieses Thema in Zukunft immer wichtiger wird.

    Svenja Preuster ist Fräulein Öko.
    Svenja Preuster ist Fräulein Öko. Foto: Bo Lelewel/Gräfe & Unzer

    Wenn Sie unterwegs sind, wie viel Müll müssen Sie nach einer Woche entsorgen?

    Preuster: Hm, Plastik haben wir relativ wenig, vielleicht zwei Hände voll. Biomüll schon mehr, aber der zählt ja nicht so richtig, oder? Restmüll haben wir eigentlich gar nicht, aber relativ viel Papier. Ich würde sagen, nach einer Woche entsorgen wir ein Täschchen Müll.

    Was sind Ihre Plastiksünden?

    Preuster: Wir probieren gerne die Spezialitäten in den Ländern, in denen wir unterwegs sind. Wenn die in Plastik verpackt werden, dann ist das eben so. Und ab und zu eine Tüte Chips.

    Wie könnten Camper Ihrer Meinung nach am meisten Müll sparen?

    Preuster: Viel Müll entsteht beim Einkaufen. Am besten ist es, alles unverpackt zu kaufen. Also auf den Markt mit der eigenen Tasche gehen. Duschgel, Haarseife und Reinigungsmittel gibt es auch längst ohne Verpackung. Man kann sie sich sehr leicht in einem Unverpackt-Laden abfüllen. Man muss auch nicht alle Ausrüstungsgegenstände fürs Camping neu kaufen. Secondhand ist ziemlich einfach. Irgendjemand will immer etwas loswerden, was man selbst gerade braucht. Wir haben viel über Anzeigen oder in Facebook-Gruppen gefunden. Es dauert manchmal etwas länger, aber es funktioniert.

    Fräulein Öko sammelt im Urlaub Müll aus dem Meer

    Drei Dinge: Was sind die größten Umweltsünden, die Sie unterwegs bei anderen Campern beobachten?

    Preuster: Den Müll in der Natur entsorgen, das fällt mir als erstes ein. Wenn wir an manchen Orten ankommen, müssen wir erst mal aufräumen. Die Natur als Toilette benutzen und das Abwasser einfach entsorgen, das geht auch gar nicht. Und dann ist bei vielen Campern der Ballast zu hoch. Bis an die Belastungsgrenze beladene Wohnmobile verbrauchen wesentlich mehr Sprit. So lohnt es sich zum Beispiel wirklich, den Abwassertank vor der Abfahrt zu leeren beziehungsweise den Wassertank erst am Zielort aufzufüllen.

    Sie haben das Thema Toilette angesprochen. Ein heikles Thema, das jeden zwangsläufig beschäftigt, der mit einem Wohnmobil unterwegs ist. Wie sieht Ihre Lösung aus?

    Preuster: Wir haben den Tipp von anderen Campern bekommen und in unseren Van eine Trockentrenntoilette eingebaut. Einfach erklärt: das Flüssige wird vom Festen getrennt aufbewahrt. Der Geruch entsteht nämlich in der Kombi. Der Trick beim Festen ist Kleintierstreu. So können wir drei, vier Tage unterwegs sein, ohne dass Geruch im Wohnmobil entsteht.

    Sie erzählen im Buch von einer netten Begegnung am Strand in Italien. Als Sie dort Plastikmüll aus dem Meer sammelten, machten plötzlich andere mit, passiert Ihnen das häufiger?

    Preuster: Ja, wir verlassen den Platz oft sauberer, als wir ihn vorfinden. Aber diese Mithilfe war eine einmalige Sache. Ich stelle aber seit zwei, drei Jahren fest, dass sich das Bewusstsein und die Einstellung bei vielen geändert hat. Aber es dürfte auch noch ein wenig mehr sein.

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