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Städtereise: Schöner shoppen geht fast nicht: Ein Einkaufsbummel durch Paris

Städtereise

Schöner shoppen geht fast nicht: Ein Einkaufsbummel durch Paris

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    Jedes Jahr besonders: Die Weihnachtsdekoration in den eleganten Kaufhäusern von Paris
    Jedes Jahr besonders: Die Weihnachtsdekoration in den eleganten Kaufhäusern von Paris Foto: Adobe Stock

    Es ist ein alter Bekannter, der da von der 43 Meter hohen Art-déco-Glaskuppel wie ein Star zur Erde herabschwebt. Arme recken sich ihm entgegen, Handys sind auf ihn gerichtet: Es ist der Weihnachtsmann, der diesmal in einem rot-weißen Astronautenanzug steckt, sein Kopf in einem durchsichtigen Raumfahrerhelm. Und der mit bunten Kugeln und allerlei Schnickschnack übersäte Tannenbaum zu seiner Linken entpuppt sich als eine Rakete in Aktion. Voilà: Wir sind im Kaufhaus Les Galeries Lafayette mitten in Paris. Es ist Vorweihnachtszeit und der Laden brummt. Parfum, Luxustaschen, Schuhe gehen hier im Sekundentakt über die Ladentheken und an den aufwendig geschmückten Schaufenstern draußen drücken sich nicht nur die Kinder die Nase platt.

    Riesige Weihnachtsbäume und fantasievoll geschmückte Schaufenster haben in der französischen Hauptstadt eine lange Tradition. Seit Generationen ziehen sie kleine und große Besucher magisch an. Dabei liefern sich die Kaufhäuser Les Galeries Lafayette und Printemps, die in direkter Nachbarschaft am Boulevard Haussmann in der Nähe der Oper liegen, einen kreativen Wettbewerb um die aufregendsten Dekoideen. In diesem Jahr ist ein weiteres Kaufhaus ins Rennen eingestiegen: La Samaritaine am Pont Neuf direkt an der Seine.

    Überraschung bei den Bauarbeiten im Pariser Kaufhaus-Tempel

    Das Leben sorgt für die besten Überraschungen: Als das altehrwürdige Warenhaus vor 16 Jahren seine Türen wegen mangelnden Brandschutzes schließen musste, hätte niemand gedacht, dass das Gebäude solche Geheimnisse in sich barg: Als die Deckenabhängungen heruntergerissen wurden, kamen feinste Jugendstilfliesen zum Vorschein, die bei Modernisierungsmaßnahmen im letzten Jahrhundert verdeckt worden waren.

    Jetzt erstrahlt das prächtige Art- déco-Kaufhaus, das Ernest Cognacq 1869 eröffnete und das jetzt für 750 Millionen Euro renoviert wurde, in weihnachtlichem Glanz und präsentiert sich als Paradies für Shoppingsqueens und -kings und alle, die ein stilvolles Geschenk zum Fest suchen. Von Kosmetik bis Mode, Schmuck und Uhren – die Auswahl ist verwirrend groß. Dazu gibt es den größten Spa-Tempel der Stadt, Restaurants und Cafés sowie ein Luxushotel. Nur fünf Gehminuten entfernt, vorbei am Louvre, der früheren Residenz der französischen Könige, taucht man in eine andere Welt ein: Die Säulengänge des Palais Royal, das Anfang des 17. Jahrhundert für Kardinal Richelieu gebaut wurde, versprühen einen leicht morbiden Charme. An der einen oder anderen Ecke blättert die Farbe von den Decken; noch hat niemand sie auf Hochglanz gebracht. Dafür wird hier fündig, wer zum Fest der Liebe etwas Besonderes, Ausgefallenes sucht: Ein Kostüm von Jean Potou von 1969 zum Beispiel bei The Vintedge von Didier Ludot, einen extravaganten Duft von Serge Lutens, hochwertige Taschen von Delvaux, raffinierte Mode von Rick Owens, edle Lederhandschuhe aus dem schon 1924 gegründeten Haus Fabre. Dazu Vintagemode der Deutschen Gabriele Geppert oder Fotokunst in kleinen Galerien.

    Selbst Anfang Dezember sitzen die Gäste in dem Pariser Bistro abends noch draußen
    Selbst Anfang Dezember sitzen die Gäste in dem Pariser Bistro abends noch draußen Foto: Brigitte Jurczyk

    Paris hat eine lange Tradition als Modehauptstadt und in den Kaufhäusern, kleinen Läden und Nobelboutiquen der Rue du Faubourg Saint-Honoré zeigt sie sich immer noch. Wer von den Eindrücken überwältigt wird, zieht sich in eines der vielen charmanten Cafés zurück, für welche die Seine-Metropole ebenso berühmt ist. Zum Beispiel zum ausgiebig mit feinster Pâtisserie zelebrierten Afternoon Tea ins Café Antonia im Hotel Bristol. Oder ins berühmte Le Nemours, direkt am Palais Royal. Hier an einem der schönsten Plätze von Paris, an der Place Colette, treffen wir die Buchautorin Murielle Rousseau: „Für mich ist Le Nemours eine Pariser Café Institution par excellence“, sagt die Deutsch-Französin, die in St. Germain-en-Laye bei Paris geboren und aufgewachsen ist und heute in Freiburg lebt. Sie hat gerade das Buch „Die Cafés von Paris“ (Insel Verlag, 14,40 Euro) veröffentlicht: Eine Ode an die kleinen und großen, historischen oder modernen, traditionellen oder ausgefallenen Lokalitäten, ohne die die Pariser und Pariserinnen nicht auszukommen scheinen. Selbst jetzt Anfang Dezember sitzen sie noch draußen auf den typischen Bistrostühlen und -tischen, die sich auch nach 100 Jahren nicht verändert zu haben scheinen. Später am Abend ziehen sie sich dann in die schicken oder nostalgischen Bars wie Les Ambassadeurs im Hôtel de Crillon oder in eines der vielen Bistros und Restaurants zurück.

    In der französischen Hauptstadt hat zum Glück das eine oder andere Charmante, Skurrile oder Originelle überlebt. Kleine Wunder, die gerade in der Vorweihnachtszeit das Herz wärmen. Wie zum Beispiel der Eckladen E. Dehillerin: Dass Kunden, die das erste Mal den Laden mit den grün gefassten Schaufenstern in der Rue Coquillière betreten, große Augen machen – daran ist man hier gewöhnt. Der Spezialist für Kochutensilien ist seit über hundert Jahren eine Institution in der Seine-Metropole.

    Ein typisches Pariser Restaurant seit den 1940er Jahren

    Ein paar Schritte entfernt liegt ein weiteres Traditionshaus: das Au Pied de Cochon. Ein typisches Pariser Restaurant, das seit den 1940er Jahren rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr geöffnet ist. Es liegt in unmittelbarer Nachbarschaft von Saint-Eustache, der ältesten noch erhaltenen Kirche der Stadt, die im 16. Jahrhundert von einem Metzger gestiftet worden sein soll und nicht nur in der Vorweihnachtszeit ein Ort für zauberhafte Orgelkonzerte ist. Voilà: Wir sind im Hallenviertel, im „Bauch von Paris“ gelandet, wo bis 1969 die gusseisernen Markthallen der Metropole standen. Zehn Pavillons aus Eisenteilen und Glas entstanden unter Napoleon III. hier zwischen 1852 und 1870 und prägten das Bild des Quartier des Halles, das Émile Zola in seinem Roman „Le Ventre de Paris“ – „Der Bauch von Paris“ – so schön verewigte.

    Als die traditionsreichen Hallen Anfang der 1970er Jahre abgerissen wurden, entstand an ihrer Stelle ein Tiefbahnhof im Stil der Zeit. Welche Metamorphose: Statt Lebensmittel werden jährlich hier über 50 Millionen Menschen nun durchgeschleust. Während in den Restaurants und Läden drumherum der Betrieb wie eh und je weitergeht, hat Paris vor ein paar Jahren nun wieder an seiner „Magengegend“ operiert und für über eine Milliarde Euro das neue „Herz von Paris“, das Forum des Halles an dieser Stelle entstehen lassen. Aber das Genussviertel hat das nicht weiter beeinträchtigt.

    Die Pariser Pinault Collection ist ein Tempel für moderne Kunst

    Wie eh und je kauft man hier Feinkost in kleinen Épicerien. Im Foie Gras de Luxe gibt es die begehrte Gänsestopfleber sowohl frisch als auch im Glas. Aus der Rue Montorgueil machen Fromagerien, Bistros und die älteste Patisserie von Paris, die schon im Jahr 1730 gegründete Bäckerei Stohrer, eine einzige Genussmeile. Das Herz vom Paris schlägt immer noch im Bauch und nicht wenige Touristinnen und Touristen decken sich in diesem Viertel mit feinsten Zutaten zum Weihnachtsschmaus ein.

    Jetzt hat auch geistige Nahrung hier Einzug gehalten – in Form eines gerade neu eröffneten Museums: In der Alten Börse, in Sichtweite der Pfarrkirche Saint-Eustache, wurde dank Tadao Andos genialem Umbau aus der Bource de Commerce ein Tempel für moderne Kunst, in der die Pinault Collection untergebracht ist. Die Sammlung moderner Kunst einer der reichsten Männer Frankreichs macht er nun den Parisern und ihren Gästen zum (Weihnachts-) Geschenk.

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