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Schlüsseldienst: Türe zu, Schlüssel weg: So verhindern Sie Schlüsseldienst-Abzocke

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Türe zu, Schlüssel weg: So verhindern Sie Schlüsseldienst-Abzocke

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    Wenn der Schlüssel drinnen ist und man selbst vor verschlossener Türe steht, hilft oft nur, einen Schlüsseldienst zu engagieren. Doch dabei ist Vorsicht geboten.
    Wenn der Schlüssel drinnen ist und man selbst vor verschlossener Türe steht, hilft oft nur, einen Schlüsseldienst zu engagieren. Doch dabei ist Vorsicht geboten. Foto: Christin Klose, dpa (Symbolbild)

    Zack! Schon ist die Tür ins Schloss gefallen – und siedend heiß fällt einem sogleich ein: Der Schlüssel ist noch drinnen. Wer sich aus Versehen aus seiner Wohnung ausgesperrt hat, dem hilft kein Jammern und kein Fluchen. Gibt es keinen schnell erreichbaren Zweitschlüssel außerhalb des Hauses, muss oftmals der Schlüsseldienst her. Doch Vorsicht: wer nicht aufpasst bei der Wahl des Schlüsseldienstes, wird am Ende womöglich teuer belangt. Eine Frau zahlte nach Angaben der Verbraucherzentrale fast 800 Euro auf Basis einer frei erfundenen Rechnung für eine einfache Türöffnung. Solche Fälle begegnen den Verbraucherzentralen in Deutschland immer wieder. Die Verbraucherzentrale Bayern gibt Tipps, um dem vorzubeugen.

    Zunächst einmal gilt: Augen auf bei der Schlüsseldienstwahl. Vor allem im Internet sind unter den ersten Treffern häufig überregionale Schlüsselnotdienste zu finden, die jedoch gar keine Geschäfte vor Ort haben. Doch lange Anfahrtszeiten treiben den Preis nach oben. Es ist daher ratsam, nach Schlüsseldiensten zu schauen, die sich möglichst in der Nähe befinden. Neben dem Blick auf die Vorwahl ist auch die Kontrolle der angegebenen Adresse im Impressum ratsam. „Es kommt immer wieder vor, dass ein Schlüsseldienst etwa eine Hotline in München besitzt, der eigentliche Sitz des Unternehmens sich jedoch ganz woanders befindet“, sagt Simone Bueb, Referentin für Verbraucherrecht von der Verbraucherzentrale Bayern. 

    Es braucht klare Ansagen am Telefon zu Situation und Preis

    Am Telefon sollte dann genau beschrieben werden, was passiert ist: Ist nur die Tür ins Schloss gefallen oder steckt der Schlüssel womöglich noch innen? Handelt es sich um ein spezielles Schloss oder um eine besondere Türe? Auf Basis dieser Informationen kann dann eine Preisangabe eingeholt werden. Seriöse Anbieter zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie an dieser Stelle klare Angaben machen können, erklärt Bueb. 

    Natürlich könnten im Ausnahmefall, wenn etwa doch das Schloss gewechselt werden müsse, Kosten hinzukommen. „Aber mein Gesprächspartner am Telefon muss mir schon verraten können, wie viel etwa die Anfahrt und der Austausch des Schlosses oder weitere Preise kosten“, so die Verbraucherrechtlerin. „Wenn dann keine Angaben gemacht werden und es heißt, 'Das müssen wir vor Ort anschauen!', sollte man lieber einen anderen suchen.“

    Der Preis schwankt je nach Uhrzeit und Region stark

    Der Preis ist abhängig von verschiedenen Faktoren. Neben der Anfahrtsstrecke kommen nach 18 Uhr oder am Wochenende meist Zuschläge hinzu. Nach Informationen des Verbraucherservice Bayerns sind je nach Tageszeit und Wochentag Zuschläge von 25 bis 100 Prozent branchenüblich. Je nach Region und Wohnsitz in der Stadt oder auf dem Land kann der Preis stark schwanken. 

    Stiftung Warentest listet die Innungsempfehlungen auf, die Kunden eine Orientierung geben können, was ein angemessener Preis sein kann. Auch der ADAC gibt Kunden eine preisliche Orientierung, welche Kosten sie erwarten können. Mehr als 100 Euro sollte eine Türöffnung an einem normalen Werktag laut der Verbraucherzentrale Brandenburg nicht kosten, am Ende hängt das jedoch immer von den regionalen Gegebenheiten ab. In jedem Fall lohnt es sich nach Einschätzung von Verbraucherrechtlerin Bueb, einen Preisvergleich durchzuführen und zwei bis drei Anbieter anzurufen. 

    Schlüsseldienst: Immer eine Rechnung ausstellen lassen

    Ist ein seriös wirkender Schlüsseldienst gefunden, sollte man sich vor Ort auf jeden Fall eine Rechnung ausstellen lassen. Geht es ans Zahlen, ist Ruhe gefordert. „Es ist wichtig, sich nicht unter Druck setzen zu lassen“, sagt Bueb. Es begegne ihnen häufiger der Fall, dass Schlüsseldienste auf Barzahlung pochen würden – unter Umständen verbunden mit der Drohung, die Türe sonst wieder zu schließen. Doch das ist Nötigung und damit strafbar. Notfalls sollte die Polizei gerufen oder der Schlüsseldienst vom Grundstück verwiesen werden. 

    Auch falsch ausgestellte Rechnungen im Nachgang begegnen der Verbraucherzentrale immer wieder. Gezahlt werden sollte eine verdächtig hoch erscheinende Summe nicht. „Denn ist das Geld einmal gezahlt, gibt es meist nur geringe Chancen auf Rückzahlung“, warnt die Verbraucherzentrale Bayern. Zwar existiert seit Januar 2020 ein BGH-Urteil, das die Rechte von Verbraucherinnen und Verbrauchern in solchen Situationen stärkt. Demnach gilt die Ausnutzung von Notsituationen mit weit überzogenen Rechnungsbeträgen als Wucher. Doch ob die strafrechtliche Verfolgung am Ende erfolgreich ist, ist eine andere Frage. Gezahlt werden sollte nach Empfehlung der Verbraucherzentrale daher nur, was vereinbart wurde und wenn eine detaillierte Rechnung vorliegt. 

    Am besten schon im Vorfeld kümmern

    All das sind wichtige Hinweise. Doch in solchen Situation ist es natürlich schwierig, einen kühlen Kopf zu bewahren. Wie viele Betrugsmaschen zielen auch überteuerte Schlüsselnotdienste darauf ab, die Notsituation von Menschen auszunutzen. Wer im Stress ist und unter Druck steht, lässt sich leichter auf hohe Summen ein. Bueb rät daher, vorzubeugen. „Am besten sucht man sich irgendwann in Ruhe ein oder zwei Dienste aus, macht einen Screenshot und speichert sie sich als Kontakte im Handy“, so die Verbraucherrechtlerin. 

    Auch die Empfehlungen und Erfahrungen von Bekannten können hierfür eingeholt werden. Um gar nicht erst auf Schlüsseldienste angewiesen zu sein, ist es natürlich noch ratsamer, den Schlüssel an einem sicheren Ort zu hinterlegen. Achtung: Sicher bedeutet nicht unter der Fußmatte, über dem Türstock oder unter dem Blumentopf, mahnt die Expertin. „Das ist einfach zu unsicher, da schaut man als allererstes.“ Sie rät: Entweder den Schlüssel so verstecken, dass ihn wirklich keiner findet – oder ab zu Nachbarn oder Bekannten damit. 

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