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Wann Händedesinfektion sinnvoll ist

Ratgeber

Wann Händedesinfektion sinnvoll ist

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    Wer eine Arztpraxis besucht, sollte wenn er kommt und wenn er geht seine Hände desinfizieren.
    Wer eine Arztpraxis besucht, sollte wenn er kommt und wenn er geht seine Hände desinfizieren. Foto: Swen Pförtner, dpa (Symbolbild)

    Nicht auszudenken, was alles an Keimen auf einer Handfläche herumwuselt! Zudem liefern Mediziner erschreckende Fakten: Bis zu 80 Prozent aller ansteckenden Krankheiten werden über die Hände übertragen. Saubere Hände sind wichtig, um sich und andere zu schützen. Sollte man sie daher besser ab und zu desinfizieren? Im öffentlichen Bereich, etwa in den Toilettenräumen von Gaststätten oder Bahnhöfen, hängen immer öfter Desinfektionsmittel-Spender. Und für viele Menschen gehören Desinfektionsgele oder -tücher zur Grundausstattung ihrer Handtasche.

    Auf einen Nenner gebracht lautet die Antwort von Experten: Im Alltag reicht es normalerweise, die Hände mit Wasser und Seife zu waschen. Dennoch kommt es manchmal vor, dass Desinfektionsmittel nützlich sind: „Etwa dann, wenn auf öffentlichen Toiletten kein Wasser oder keine

    Auch unterwegs können Desinfektionsmittel für die Hände – etwa Tücher oder Gele – nützlich sein. So kann es gerade bei weiten Reisen Situationen geben, in denen man mit besonders gefährlichen Erregern rechnen muss. Auch dann ist eine Händedesinfektion gerechtfertigt, findet Jürgen Gebel, Abteilungsleiter der Desinfektionsmitteltestung am Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn. „Das können bei Fernreisen zum Beispiel auch multiresistente Bakterien sein oder bestimmte Viren“, erklärt er.

    "Eine Händedesinfektion entfernt keinen Schmutz"

    Was dem Laien allerdings oft nicht bewusst ist: Händewaschen und -desinfizieren sind ganz unterschiedliche Dinge, wie Gebel zu bedenken gibt: „Beim Händewaschen werden Schmutz und auch Krankheitserreger primär mechanisch entfernt.“ Das reiche für den allgemeinen Infektionsschutz im Alltag. „Eine Händedesinfektion entfernt keinen Schmutz. Sie inaktiviert Krankheitserreger, macht sie also unschädlich, sodass keine Gefahr von ihnen ausgehen kann.“ Daher sei sie im medizinischen Umfeld – etwa in Kliniken und Arztpraxen – Standard.

    Aber auch außerhalb davon kann es manchmal gute Gründe dafür geben, sich auf öffentlichen Toiletten die Hände zu desinfizieren: zum Beispiel, weil Grippe-Saison ist oder Durchfallerreger unterwegs sind. „Sinnvoll ist das Desinfizieren grundsätzlich da, wo es viele Krankheitserreger gibt und wo sich geschwächte Menschen aufhalten“, heißt es bei der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz. „Dies gilt vor allem auch im Krankenhaus. Wenn Sie jemanden im Krankenhaus besuchen, desinfizieren Sie beim Eintreten und Verlassen der Krankenstation Ihre Hände.“ Auch Arztpraxen sind sensible Bereiche, in denen Hygiene eine besondere Rolle spielt.

    Dass immer mehr Praxen im Eingangsbereich Desinfektionsmittelspender bereitstellen, findet Tabori daher eine gute Sache. „Die sollte man als Patient auch wirklich nutzen, und zwar zweimal: wenn man kommt und wenn man geht“, betont der Hygiene-Experte. Das soll sicherstellen, dass man weder gefährliche Keime in die Praxis einschleppt noch von dort mitnimmt.

    Wann ist Desinfektionsmittel zu Hause sinnvoll?

    Daheim können Desinfektionsmittel unter besonderen Umständen empfehlenswert sein: nämlich dann, wenn kranke oder abwehrgeschwächte Menschen im Haushalt leben. So ist eine zusätzliche Händedesinfektion wichtig, wenn ein Familienmitlied eine hoch ansteckende Krankheit hat – etwa Grippe oder eine Norovirus-Infektion.

    In solchen Fällen sollte man aber nicht blindlings zu einem Drogeriemarktprodukt greifen, sondern sich von Arzt oder Apotheker beraten lassen, wie Gebel rät: „Händedesinfektionsmittel haben unterschiedliche Wirkbereiche“, sagt er. „Bei Grippe oder Norovirus muss darauf geachtet werden, dass die Produkte gegen diese Viren auch wirklich wirksam sind.“ Außerdem reiche es bei einer Norovirus-Infektion nicht, nur die Hände zu bearbeiten: Auch bestimmte Flächen, etwa Toilettenspültaste und Wasserhahn, müssten mit einem geeigneten Mittel desinfiziert werden.

    Desinfektionsmittel haben auch Schattenseiten

    Ob Desinfizieren wirklich nötig ist, sollte man gut abwägen. Die Mittel haben nämlich auch ihre Schattenseiten. Sie können die Umwelt belasten, indem sie ins Abwasser gelangen und dort auch nützliche Mikroorganismen angreifen. Außerdem bergen bestimmte Stoffe, wie Triclosan, das Risiko, dass Keime widerstandsfähig gegen sie werden. Diese Gefahr besteht grundsätzlich auch dann, wenn man antimikrobielle Substanzen in zu geringen Dosen anwendet.

    Dagegen sind die Folgen für die Haut offenbar oft weniger schlimm als befürchtet: Prinzipiell seien zugelassene Händedesinfektionsmittel auf Alkohol-Basis gut hautverträglich, heißt es in einem Positionspapier der „Aktion Saubere Hände“. Allerdings sollten die Produkte keine Duft- oder Farbstoffe enthalten, um Sensibilisierungen zu vermeiden. Auf der sicheren Seite sind Verbraucher, wenn sie sich beim Kauf in der Apotheke beraten lassen. Eine Orientierungshilfe ist Gebel zufolge zudem eine Zertifizierung durch den „Verbund für Angewandte Hygiene“ (VAH). In der Regel findet man dann einen Hinweis auf dem Etikett.

    Wichtig ist außerdem, die Mittel richtig anzuwenden. Sonst kann es vorkommen, dass man sich in falscher Sicherheit wiegt und erst recht zur „Keimschleuder“ wird. Nicht umsonst werde das Händedesinfizieren in medizinischen und pflegerischen Berufen „regelrecht trainiert“, gibt Gebel zu bedenken.

    Laien ist oft nicht klar, dass die Hände trocken sein müssen, bevor man Desinfektionsmittel verwendet. Der nächste Schritt heißt: Hände so einreiben, dass die Haut komplett mit dem Mittel benetzt wird. Daumen und Fingerspitzen werden gern vernachlässigt. Die ganze Prozedur sollte mindestens 30 Sekunden dauern. Und natürlich darf man Desinfektionsmittel nicht wieder abwaschen – es ist schließlich keine Seife.

    Mehr hilfreiche Informationen finden Sie hier in unserem Ratgeber zum Thema Gesundheit.

    Hinweis der Redaktion: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Beitrag aus unserem Online-Archiv.

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