
Scientology-Aktion gibt Verfassungsschutz Rätsel auf

Eine Scientology-Organisation betreibt in Günzburg derzeit massiv Werbung. Warum gerade in dieser Stadt, ist auch für den Verfassungsschutz noch unklar.
Die Scientology-Tarnorganisation "Der Weg zum Glücklichsein" ist aktuell in Günzburg aktiv. Das berichtete die Stadtverwaltung. Etliche Exemplare der gleichnamigen Broschüre "Der Weg zum Glücklichsein" seien in den vergangenen Tagen in Briefkästen, Geschäften und Lokalen verteilt worden.
Scientology versuche mit der Broschüre, Menschen "zur Kontaktaufnahme mit der Tarnorganisation zu motivieren", heißt es beim bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz. "Sobald die Kontaktdaten vorhanden sind, können diese genutzt werden, um die Personen mittelfristig an die Scientology-Organisation heranzuführen."
Ein Einzelfall ist die Werbeaktion nicht. "Seit Mitte 2016 betreibt "Der Weg zum Glücklichsein" in Bayern verstärkt Öffentlichkeitsarbeit", sagte eine Sprecherin des bayerischen Verfassungsschutzes unserer Redaktion. "In den vergangenen Monaten waren Verteilaktionen vor allem im Großraum München, aber auch in Nürnberg feststellbar."
Warum nun ausgerechnet Günzburg ins Visier der umstrittenen Organisation geraten ist, bleibt derzeit unklar. "Dem Landesamt liegen keine Erkenntnisse vor, warum die Tarnorganisation "Der Weg zum Glücklichsein" ihre Aktivitäten massiv auf die Stadt Günzburg konzentriert hat", heißt es bei den Verfassungsschützern. Ebenso sei unklar, wer die Werbeaktion konkret steuere.
Verfassungsschutz geht von 1200 Scientology-Mitgliedern in Bayern aus
Der Verfassungsschutz geht davon aus, dass in Bayern rund 1200 Mitglieder der Scientology-Organisation leben. Die Zahl sei in den vergangenen Jahren leicht gesunken, unter anderem wegen "konsequenter staatlicher Aufklärungsarbeit, Prävention und kritischer Darstellung in den Medien." Zum Vergleich: Vor 15 Jahren gingen die Verfassungsschützer noch von rund 1700 Scientologen im Freistaat aus.
Scientology bezeichnet sich selbst als Kirche und steht seit Jahren in Deutschland unter staatlicher Beobachtung. Experten werfen der Organisation vor, Anhänger psychisch und finanziell abhängig zu machen. Dabei arbeite sie auch mit Tarnorganisationen, die den Namen Scientology nicht tragen. (AZ)
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