
Kurioses aus der Schule

Musiklehrer Han’s Klaffl wird im Günzburger Forum gefeiert
Günzburg Herr Klaffl ist ein mysteriöses Zwitterwesen. Seit 2004 trainiert er die Bilokation zwischen Schule und Kabarettbühne. Für seine Bühnenauftritte hat sich Herr Klaffl einen „Deppenapostroph“ in seinen Vornamen Hans gesetzt. Also schreibt sich Herr Klaffl auf der Bühne „Han’s“. Schließlich muss man das ausnutzen, was einem die Rechtschreibreform erlaubt. Doch nicht nur die Schulpolitik bekommt ihr Fett weg bei Klaffls Auftritt im voll besetzten Günzburger Forum. In der ersten Szene seines Programms „40 Jahre Ferien – ein Lehrer packt ein“ ist die Bühne in ein götterdämmerliches Dunkelblau getaucht.
Wenn das bekannteste Werk von Händel „Hallo Julia!“ heißt
Der Musiklehrer (Klaffls richtiger Beruf) steht in der Ecke der Bühne an einem alten Stehpult und korrigiert Exen. Die frustrierenden Leistungen seiner Schüler muss er mit einer Flasche Rotwein herunterspülen: „Das bekannteste Werk von Händel heißt „Hallo Julia!“(…) Der dritte Teil der Symphonie heißt „Minarett“. Und nur einer in der Klasse kann das Wort „Rhythmus“ richtig schreiben. Und ausgerechnet der hat ein Attest, dass er Legastheniker ist.
Doch nicht nur die Schüler haben Probleme, auch die Lehrer, die nicht nur mit den Schülern, sondern auch mit den Vorgaben des Ministeriums klarkommen müssen. Diese werden, so Klaffl, von Leuten ausgearbeitet, „die von Sachkenntnis nicht behindert sind“. Klaffl teilt die Lehrerkollegen in Typen ein, abhängig davon, wie sie mit den Vorgaben umgehen. Der Typ „Sedlmayr“ liest nichts, kommentiert es bestenfalls mit einem „Tja“. Seine Devise ist: „Da haben wir schon ganz andere Katastrophen ausgesessen.“ Der Typ Gütlich – meistens eine Frau – liest alles, legt seine ganze Kraft in leidenschaftlichen Projektunterricht, und wird früher oder später vom Burn-out eingeholt. Im Französisch-Unterricht backt Gütlich mit den Schülern Crêpes. „Dann wissen die Schüler, was ‚Pfannkuchen’ auf Französisch heißt, aber schreiben können sie es nicht“. Viel zu lax sind die ganzen Vorgaben dem Typ „Gmeinwieser“, für den die Schüler „bildungsresistente Zellhaufen“ sind und zusammen mit den Eltern „eine kriminelle Vereinigung“ bilden. Der Typ „Gregorius“ erinnert die Kollegen im täglichen Umgang durch eine geballte Ladung lateinischer und griechischer Fremdwörter daran, dass er „alte und ganz alte Sprachen“ unterrichtet.
Im Kabarettprogramm eines Musiklehrers dürfen auch musikalische Einlagen nicht fehlen. Klaffl begleitet sich selbst am Flügel und am Kontrabass, manchmal sogar im selben Stück abwechselnd. Zu der Basslinie von Queens „Another one bites the dust“ rapt er über einschläfernde Lehrerkonferenzen, mit dem Schlager „Im Wagen vor mir“ besingt er die Hintergedanken von Mutter und Lehrer beim Elternsprechtag. Gut drei Stunden dauert der Streifzug durch die Kuriositäten des Schulwesens, der immer wieder mit großen Lachsalven begleitet wird, die in einen frenetischen Schlussapplaus münden.
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