
„Festungen gegen Jahrhundertfluten“


In Höchstädt stellt Umweltministerin Scharf zusammen mit dem Wasserwirtschaftsamt den Zwischenstand für Schutzmaßnahmen an der Donau vor.
Nein, neue Erkenntnisse hatte Christian Konrad am Montag in Höchstädt nicht gewonnen, sagte Leipheims Bürgermeister. Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf hatte zusammen mit dem Leiter des Donauwörther Wasserwirtschaftsamtes, Ralph Neumeier, über das Maßnahmenpaket zum Hochwasserschutz entlang der Donau informiert. Rund 30 Projekte sind bislang geplant. Alle zusammen können nach den Worten der Ministerin 50 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen. Mit dieser Menge könnte man drei Mal die Münchner Allianz-Arena füllen.
Neben Leipheims Bürgermeister trug auch Gerd Mannes von der Interessengemeinschaft „Ja zum Hochwasserschutz – Kein Flutpolder Leipheim“ auf der Bühne vor rund 500 Interessierten seine Argumente vor. „Die Bürger sind besorgt, dass von allen Seiten das Wasser kommt, sie haben Angst um Hab und Gut. Die Jugend sorgt sich um ihre Zukunft“, sagte Bürgermeister Konrad. Er beklagte sich über die sehr kurzfristige Information darüber, dass Leipheim überhaupt einen Flutpolder bekommt. Grundlegende Fragen zum Trinkwasserschutz, über die Grundwasserprobleme und die Wiedervernässung des Donaumooses seien bislang nicht geklärt.
Daher lehnt Leipheim den Flutpolder ab. „Eine Akzeptanz gibt es nur, wenn die Bürger einen Vorteil haben. Stattdessen sehen wir essenzielle Nachteile.“ Das Wasserwirtschaftsamt kennt die Probleme. Von allen drei Flutpolder-Standorten sei Leipheim beim Thema Grundwasser am schwierigsten. Doch Flächenbeanspruchung, Waldanteil und Hochwasserwirkung sprechen laut Neumeier klar für den Standort. Außerdem lägen viele Flächen in öffentlicher Hand. Er sagte zu, dass es für die Bürger keine Verschlechterung geben dürfe. Ein steigender Grundwasserspiegel zum Beispiel sei ein K.-o.-Kriterium.
Leipheim hat eine besondere Schutzwirkung
Viele Fragen hatte auch Gerd Mannes dabei. Etwa, warum Flutpolder als alternativlos gelten, ob ein Wall am Günzburger Industriegebiet nicht günstiger und wirkungsvoller wäre, warum die Umweltministerin in Höchstädt und nicht in Leipheim sei, und ob das Schadenspotenzial eines extremen Hochwassers (HQ) überhaupt realistisch sei.
„Ein HQ extrem ist eine statistische Größe – und die tritt so auf“, entgegnete Neumeier vom Wasserwirtschaftsamt. Flutpolder seien eine Zusatzoption, eine Reserve. Mannes’ Idee, statt eines Flutpolders auf mehrere kleinere zu setzen, sei im Katastrophenfall nicht hilfreich. Dann müsste es schnell und einfach gehen.
Die Umweltministerin betonte, Flutpolder seien „Festungen gegen Jahrhundertfluten“, und Leipheim habe eine ganz besondere Schutzwirkung, gerade auch vor Ort. Sie appellierte an die Menschen, auf die Ingenieurskunst der Experten zu vertrauen. Und sagte zu, im weiteren Verlauf des Prozesses Leipheim zu besuchen.
Noch keine detaillierten Planungen
Laut Wasserwirtschaftsamt gibt es noch keine detaillierten Planungen für die einzelnen Standorte. Rund 24 Monate werden die weiteren Vorplanungen dauern, kündigte Neumeier an. „Entscheidend sind die Wirksamkeit und die Auswirkung auf das Grundwasser.“
In zwei Jahren könnte das Maßnahmenpaket dann ins Raumordnungsverfahren gehen. Bei einem positiven Ergebnis beginnt das Planfeststellungsverfahren. „Das heute ist nur eine Zwischenbilanz.“ Auch künftig sollen Bürger beteiligt werden, in kleinerem, konkretem Rahmen.
Knapp drei Stunden später, nach den Reden von Scharf und Neumeier, nachdem sich auf der Bühne neben Konrad und Mannes auch Politiker und Vertreter von Interessengruppen aus dem Landkreis Dillingen geäußert hatten, ging es im Kleinen weiter: An drei Stehtischen, je einen für die drei betroffenen Landkreise Dillingen, Donau-Ries und Günzburg, beantworteten Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes die Fragen einzelner. Stellwände, Videos und Flyer sollten darüber hinaus informieren.
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