
Wie bedenkenlos lässt sich Leitungswasser im Kreis Günzburg trinken?

Plus Die Qualität wird ständig kontrolliert, damit man das Wasser ohne Sorgen aus dem Hahnen „zapfen“ kann. Doch es gibt Faktoren, die die Reinheit beeinflussen.
Der Landkreis Günzburg ist nahe am Wasser gebaut – nicht nur dank seiner Flüsse wie Günz, Mindel, Kammel und Donau. Auch bei der Förderung von Trinkwasser ist der Landkreis spitze. In unserer Serie „Unser Wasser“ schauen wir diesen Sommer, wo das Wasser im Landkreis herkommt, wie unterschiedlich die Preise sind und was passiert, wenn die Wasserversorgung einmal ausfällt.
Das Trinkwasser ist das wohl am besten überwachte Lebensmittel in Deutschland. Das zeigt sich alleine daran, dass beispielsweise bei den Stadtwerken Günzburg automatisch ständig die Qualität kontrolliert wird. Bei einem Problem würde direkt Alarm ausgelöst. Zusätzlich nehmen Fachleute zwei bis drei Mal in der Woche weitere Proben, die dann beim Zweckverband Landeswasserversorgung in Langenau analysiert werden. Die chemischen Werte werden zudem zwei bis drei Mal im Jahr untersucht. Doch so gut das Wasser an sich sein mag – wie gut kommt es aus dem Hahn? Schließlich muss es auch durch die Leitungen in den Gebäuden bis dahin gelangen.
Die Zahl der Bleileitungen sollte "gegen Null gehen"
Das Problem der Bleileitungen in den Häusern dürfte sich jedenfalls inzwischen erledigt haben, sagt Stadtwerke-Chef Johann Stelzle. Deren Zahl sollte „gegen Null gehen“. Was danach kam, sei grundsätzlich unbedenklich, und solange es keine Schäden an den Rohren gibt, sei es normalerweise kein Problem, das Wasser direkt aus dem Hahn zu trinken. Das sieht Steffen Lange, einer der Geschäftsführer des Wasseraufbereitungsunternehmens Evoqua Water Technologies aus Günzburg, auch so. Die Versorger hätten die Aufgabe und Pflicht, sicheres Wasser bis zum Hahn zu liefern, von daher dürfe es in Deutschland keinen Grund geben, Wasser aufzubereiten als Privatperson. Um Kalk oder die Härte zu reduzieren gebe es verschiedene Methoden, aber hier gehe es nicht um die Qualität an sich, sondern darum, beispielsweise Geräte zu schützen, denen kalkhaltiges oder hartes Wasser zusetzt.
Nichtsdestotrotz könne es Probleme geben, etwa wenn Bakterien in der Flüssigkeit gefunden werden. Solchen „Einzelfällen“, sagt der Leiter des Gesundheitsamts beim Landratsamt Günzburg, Dr. Patrick Dudler, gehe die Behörde dann umgehend nach. Eine Schwierigkeit sieht er bei der Infrastruktur, also den Leitungen: Diese hätten in der Regel eine „Lebensdauer“ von mehr oder minder 50 Jahren. In vielen Nachkriegsbauten müsse also allmählich etwas getan werden, soweit das nicht bereits geschehen ist. Grundsätzlich sei bei den Rohren im Haus der Eigentümer verantwortlich.
Vermieter haben auch beim Wasser Pflichten
Wird ein Gebäude vermietet, habe er gewisse Prüf- und Überwachungspflichten, und der Mieter könne sich erkundigen, wie der Zustand der Leitungen ist. Bei einem Problem müsse der Vermieter ohnehin informieren – wenn das existiert, überwache das Gesundheitsamt, ob der Verantwortliche seinen Pflichten nachkommt. Wie berichtet, müssen aber auch die kommunalen Versorger in die Infrastruktur investieren, die auch auf dieser Ebene in die Jahre kommt. „Werden alle Regeln eingehalten, kann man das Wasser aus dem Hahn bedenkenlos trinken“, betont der Amtsleiter.
Dass die Bleileitungen inzwischen in fast keinem Gebäude mehr zu finden sein dürften, bestätigt Ulrike Kirchhoff von Haus & Grund Bayern. In jedem Fall sei es aber sehr kostspielig, Leitungen auszutauschen. Bei älteren Anlagen könnten Legionellen ein Problem werden, hier liege auch die Hauptpflicht, dafür Sorge zu tragen, dass es nicht soweit kommt. Denn das Wasser dürfe natürlich nicht gesundheitsgefährdend sein. Wird ein Befall mit Legionellen festgestellt, müsse nach der Beseitigung in kurzen Abständen geprüft werden, ob die Gegenmaßnahmen tatsächlich geholfen haben. In Gegenden in Bayern, in denen die Mietpreise nicht so hoch sind wie woanders, sei es für die Eigentümer finanziell schwierig, die Leitungen auszutauschen. Alte Leitungen seien aber auch nicht grundsätzlich gleichzusetzen mit einer Gesundheitsgefährdung.
Rostiges Wasser kann auf eine defekte Leitung hinweisen
Als „gelegentliches Symptom“ bezeichnet Thomas Weiand vom Mieterverein rostiges Wasser, das auf einen Defekt in einer Leitung schließen lasse. Dann müsse man reagieren, betont Florian Röger, stellvertretender Obermeister der Sanitär-Innung Günzburg-Krumbach. Am wenigsten Probleme gebe es bei Rohren aus Kunststoff oder Edelstahl. Wer ganz sicher sein will, dass sein Wasser zum Beispiel auch keine Rückstände von Medikamenten oder anderen Stoffen enthält, könne übrigens spezielle Filter nachrüsten – die dann aber auch gewartet werden müssen. Sonst erreiche man das Gegenteil, weil sich dann Keime rasch vermehren.
Und wer die Qualität des Wassers testen will, kann sich beispielsweise in der Apotheke einen entsprechenden Test kaufen, sagt Jan Jaud, Inhaber der Oberen Apotheke in Günzburg. Der wird dann zu einem Labor geschickt und der Kunde bekommt das Ergebnis. Um eben ganz sicher zu gehen, dass das ohnehin schon streng überwachte Trinkwasser auch wirklich bedenkenlos getrunken werden kann.
Lesen Sie auch die vorherigen Folgen der Serie:
Wasserversorgung im Landkreis: Gemeinsam stark
Wie die Stadtwerke das Wasser für die Günzburger filtern
Wenn die Wasserversorgung zum Notfall wird
Wasserversorgung im Kammeltal: Eine Gemeinde, drei Versorger, drei Preise
Die Diskussion ist geschlossen.