
Landkreis Günzburg
Volksbegehren: Andrang am ersten Tag

In den zwei größten Städten im Kreis Günzburg unterschreiben viele Bürger für „Rettet die Bienen“. Was den Biologen Bernhard Lohr an der Initiative begeistert.

Das Volksbegehren für mehr Artenvielfalt ist in Bayern angelaufen. Mindestens zehn Prozent der wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger müssen sich bis zum 13. Februar in Listen eintragen, damit es überhaupt zu einem Volksentscheid kommen kann. Auf den Landkreis Günzburg heruntergebrochen sind es rund 9000 Menschen, die sich eintragen müssen, um zumindest im Kreis das Quorum zu erreichen.
Beobachter geben diesem Volksbegehren gute Chancen, erfolgreich zu sein. Denn inzwischen gibt es im Freistaat über 170 Partner, die es unterstützen – und 80 Aktionsbündnisse. Eines davon wurde vor wenigen Tagen im Krumbach gegründet. Der Mobilisationsgrad scheint also recht hoch zu sein. Die Informationsveranstaltung an diesem Freitag um 19 Uhr im Forum im Hofgarten in Günzburg soll ihren Teil dazu beitragen. Die Einführung übernimmt der Arzt und Biologe Bernhard Lohr, der Vorsitzende des Günzburger Vereins Faszination Regenwald: Er wolle deutlich machen, dass das Thema Artensterben nicht nur im Regenwald stattfinde, sondern auch bei uns zu Hause.
Ein Vorwurf an die Agrarpolitik
Das Volksbegehren sieht er nicht gegen die Landwirtschaft gerichtet. „Es ist vielmehr ein Vorwurf gegen die Art und Weise, wie Agrarpolitik betrieben wird.“ Pauschalisierte Flächenprämien machten den Großteil der Subventionen aus. Die industrialisierte Landwirtschaft profitiere davon am meisten. „Dagegen wird der Beitrag der Bauern zum Natur- und Klimaschutz zu gering gewichtet.“ Dass die Landwirtschaft eine entscheidende Rolle bei der Artenvielfalt spiele, zeige sich allein daran, dass 44 Prozent der Fläche Bayerns landwirtschaftlich genutzt sei. „Das lässt sich auch nicht wegdiskutieren.“
Global kann das bayerische Volksbegehren natürlich kaum etwas ausrichten. „Aber es geht hier ja um die Singvögel in unserer Heimat, um die Schmetterlinge in unseren Gärten“, sagt Lohr, der diese Initiative als „ganz großen Beitrag zum Erhalt der Natur vor unserer Haustür“ bewertet.
160 Unterschriften in Günzburg bis zum Nachmittag
Über den ganzen Tag verteilt haben sich die Menschen in Günzburg eingetragen, berichtet Julia Ehrlich, die Sprecherin der Stadt. Etwas stärker sei die Gruppe ab 40 Jahren gewesen. Vom morgen weg bis kurz vor 16 Uhr waren 160 Unterschriften beieinander.
Thomas Mayer, der Leiter des Bürgerbüros der Stadt Krumbach berichtet, dass sich am ersten Tag zwischen 7.30 und 15 Uhr bereits 86 Menschen in die Listen eingetragen haben. „Ich habe schon mit so einer Resonanz gerechnet“, sagt er. „Am Anfang ist es immer mehr. Zwischendrin flaut es dann ab – und am Schluss kommen die Leute wieder verstärkt.“ Die Erfolgaussichten schätzt er höher ein als beim gescheiterten Volksbegehren zur Wahlfreiheit zwischen acht- und neunjährigem Gymnasium vor viereinhalb Jahren. Denn „wie beim Nichtraucherschutz betrifft das Thema quasi alle“.
Die Diskussion ist geschlossen.