
Schock für Mitarbeiter in Waldstetten: Fendt-Werk schließt

Plus Die Ladewagenproduktion von Fendt wird von Waldstetten an den Standort Wolfenbüttel verlagert. Bürgermeister Michael Kusch ist total geschockt. Wie geht es jetzt weiter?

Es ist eine überraschende Nachricht, eine Nachricht, mit der nur die wenigsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerechnet hätten und die auch Bürgermeister Michael Kusch unerwartet trifft. Der Landtechnikhersteller AGCO/Fendt verkündete am Freitag, dass die Produktion und Entwicklung der Fendt Ladewagen innerhalb Deutschlands vom Standort Waldstetten an den Produktionsstandort Wolfenbüttel in Niedersachsen verlagert wird.
70 Mitarbeiter sind in der Niederlassung in Waldstetten tätig, am Donnerstagnachmittag gab es eine Betriebsversammlung. Auf dem Firmengelände war bis auf etwas Staplerverkehr und das Entladen eines Lastwagens nichts los, auch nicht am Verwaltungsgebäude. Als vier Mitarbeiter das Werk verlassen, wollen sie keine Auskünfte geben, was sich im Inneren des Gebäudes gerade abspielt. Klar ist jedenfalls: Die Stimmung ist alles andere als gut.
Fendt verlegt Ladewagenproduktion von Waldstetten nach Wolfenbüttel
Mit der Schließung in Waldstetten und der Verlegung nach Wolfenbüttel, wo bereits mehr als 200 Angestellte tätig sind, soll laut Unternehmensangaben langfristig das Angebot im Bereich Futtererntetechnik für professionelle Landwirte und Lohnunternehmer ausgebaut werden. Um die Kompetenz für Futtererntetechnik am bisherigen Produktionsstandort für Rundballenpressen weiter zu stärken und gleichzeitig eine höhere Kosteneffizienz zu erzielen, werden ab September 2022 auch die Fendt Ladewagen im niedersächsischen Wolfenbüttel produziert werden.

„Die Entscheidung, die Produktion der Fendt Ladewagen am Standort Wolfenbüttel zu bündeln, ist ein unternehmerischer Entschluss, um unsere Maschinen zur Grünfutterbergung weiter zu professionalisieren. Wir wollen langfristig eine hervorragende Qualität der Fendt Tigos in Design und Verarbeitung gewährleisten“, lässt sich Christoph Gröblinghoff, Vorsitzender der AGCO/Fendt-Geschäftsführung, zitieren. „In den kommenden Jahren investieren wir sowohl in die Entwicklung der Futtererntetechnik als auch in die Fertigung der Fendt-Produkte. Unser Standort Wolfenbüttel eignet sich durch Größe und Struktur für einen weiteren Ausbau der Produktionskapazitäten. Wir erwarten in Zukunft noch stärkere Synergien, die durch die Zusammenarbeit der Entwicklungsspezialisten für Ballenpressen und Ladewagen entstehen werden.“
Aufsichtsrat Theo Waigel ist an Verschwiegenheitspflicht gebunden
Doch warum wird der Standort Waldstetten im Herbst nächsten Jahres stillgelegt? Dem Vernehmen nach schaut die finanzielle Situation vor Ort nicht gut aus. Offiziell dazu äußern möchte sich niemand. Der frühere Bundesfinanzminister Theo Waigel aus Krumbach ist seit Juli 2007 im Aufsichtsrat der AGCO/Fendt GmbH in Marktoberdorf. "Als Aufsichtsrat bin ich an die Verschwiegenheitspflicht gebunden. Aber ich kann sagen, dass ich mit Blick auf die aktuelle Situation in Waldstetten mein Möglichstes tun werde."
Denn wie es für die rund 70 Mitarbeiter weitergeht, ist unklar. Werden sie das Angebot erhalten, mit nach Wolfenbüttel zu gehen? Selbst wenn, wer würde seinen Lebensmittelpunkt um mehr als 500 Kilometer verlagern? Oder können die Angestellten an die anderen bayerischen Standorte wie Marktoberdorf oder Asbach-Bäumenheim gehen? An allen deutschen Standorten zusammen beschäftigt AGCO rund 6100 Mitarbeiter in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Vertrieb und Marketing sowie Produktion, Service und Verwaltung.
Waldstettens Bürgermeister Michael Kusch spricht von 70 Existenzen
Waldstettens Bürgermeister Michael Kusch zeigt sich am Freitag "total geschockt" von der Nachricht der bevorstehenden Werksschließung. Er sei vor nicht langer Zeit bei einer Betriebsführung vor Ort gewesen, zudem habe das Unternehmen in der Vergangenheit viel verändert und investiert. "Mir war klar, dass der Standort über Jahre erhalten werden soll", sagt Kusch. Doch am Donnerstagabend habe er Gerüchte gehört, wonach dies nur ein Wunschdenken sei und Fendt das Werk in Waldstetten schließt. Die Verlagerung nach Niedersachsen sei eine "furchtbare Sache". Vor allem für die Angestellten, denn es gehe um 70 Existenzen, die von dieser Entscheidung betroffen sind.
Aber auch für die Gemeinde ist diese Entscheidung des AGCO-Konzerns ein herber Schlag. "Uns trifft das massiv, die Gewerbesteuereinnahmen werden uns fehlen", sagt Kusch. Waldstettens Bürgermeister blickt auch in die Zukunft, denn was mit dem Gelände passiere, wisse er nicht. Fendt sei dort nur Mieter, ein Immobilienunternehmen der Eigentümer. "Wir haben überhaupt keine Handhabe, welches Unternehmen nach Fendt dort hinkommt", sagt Kusch. Das schlimmste Szenario aus Gemeindesicht: Es kommt jemand, der seinen Firmensitz woanders hat und die Gemeinde geht dann bei den Steuereinnahmen leer aus. "Wir waren so happy und jetzt wird alles eingestampft", sagt Bürgermeister Kusch enttäuscht.
Da wirkt es fast schon ironisch, dass Fendt vor nicht einmal drei Wochen bei einer Umfrage den ersten Platz als beliebtester Arbeitgeber im Agribusiness 2021 errang. „Motivierte und zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind der Schlüssel für den Unternehmenserfolg“, teilte der Vorsitzende der AGCO/Fendt-Geschäftsführung Gröblinghoff nach der Auszeichnung mit. Extrem motiviert und zufrieden werden die Angestellten in Waldstetten nach der angekündigten Schließung voraussichtlich nicht mehr sein.
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da muß man schon einen unterschied machen zwischen Der Familie Fendt und leider den jetzigen Besitzern !! Heuschrecken aus USA