Das Konzept für das neue Klostermuseum war eigentlich fertig. Alles bis ins kleinste Detail ausgefeilt, wo welches Ausstellungsstück platziert wird. Doch dann kam da vor wenigen Tagen ein überraschender Anruf. Ob eventuell Interesse bestehe an einer alten Fahne des Schützenvereins, einst wunderschön gestickt von Klosterschwestern. Wie hätte Claudia Madel-Böhringer zu so einem kleinen Schatz nein sagen können? Kurzerhand plante die Museumskuratorin das Konzept um. An diesem Morgen, nur wenige Tage vor der Eröffnung des Museums am Samstagabend, steht Madel-Böhringer an dem großen, schweren Holztisch im dritten Stock, wo früher die Schwestern ihre Stickarbeiten erledigt haben, und heftet die Fahne auf eine Leinenbahn, um sie daran aufhängen zu können. Es ist nur eine Aufgabe von vielen, die sie noch bis Samstag abarbeiten muss - dabei lässt sie sich trotz Zeitdruck nicht aus der Ruhe bringen und sich ausnahmsweise auch über die Schulter schauen.
Wettenhausen