Der „Abriss des Jahres“ 2024 steht fest. Bei der bayernweiten Abstimmung des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege über den Jahreswechsel hinweg stand auch das Burgauer Haus am Spitalberg zur Wahl. Auf dem ersten Platz landete allerdings nicht das einzige schwäbische Objekt auf der Liste. Stattdessen wurde der Abriss eines denkmalgeschützten Gebäudes in der Landshuter Wagnergasse als ganz besonders bedauernswertester Verlust auf Platz eins gewählt. Auf Platz zwei auf der Liste von zwölf Abrissen des vergangenen Jahres landete das historische Handwerkerhaus in Bad Birnbach und auf Platz drei die Kühltürme des AKW Grafenrheinfeld. Das Burgauer Haus kam mit 173 Stimmen auf den fünften Platz.
Wie berichtet, war im vergangenen Jahr das denkmalgeschützte Gebäude abgerissen worden, nachdem es massive Sicherheitsbedenken gegeben hatte und das Gebäude abzurutschen drohte. Insgesamt nahmen nach Angaben des Vereins mehr als 1700 Personen an der Abstimmung teil – das sei wieder ein Zuwachs von mehreren hundert Stimmen im Vergleich zum Vorjahr, heißt es in einer Pressemitteilung des Verbands. Auf den Landshuter Abriss entfielen 447 Stimmen, 226 Stimmen weniger auf Bad Birnbach (221 Stimmen) und für die Kühltürme votierten 197 Teilnehmer.
„Die Teilnehmerzahl bei unserer Aktion steigt trotz vergleichsweise hoher Teilnahmehürden kontinuierlich“, sagt Olaf Heinrich, der Vorsitzende des Landesvereins. „Das zeigt den Stellenwert der regionalen Baukultur für die Menschen und für ihr Heimatgefühl. Denn bayerische, fränkische und schwäbische Heimat besteht eben nicht nur aus Dialekten oder Bräuchen, sondern eben zu einem sehr bedeutenden Teil auch aus dem gebauten Erbe. Je mehr wir an historischer Bausubstanz verlieren, umso mehr büßen wir an Materie ein, die die Ästhetik unseres Landes prägt und die Bayern besonders macht.“
Bei der nun schon zum dritten Mal veranstalteten Aktion „Abriss des Jahres“ geht es laut Rudolf Neumaier, Geschäftsführer des Landesvereins für Heimatpflege, nicht nur um Gebäude, die auf der Denkmalliste standen, sondern generell um Bestandsbauten. „Eigentlich ist es schon allein aus ökologischen Gründen ein großer Fehler, Häuser abzureißen und damit unnötig Energie für den Abriss selbst und für den Neubau zu verschwenden, statt sie weiterzuentwickeln. Dass das durchaus möglich ist, zeigen Hunderte gute Beispiele in ganz Bayern. Zwei Wochen im Jahr legen wir vom Landesverein, mit der Aktion den Finger in die Wunde, um Entscheidungsträger zu sensibilisieren. Die anderen 50 Wochen bringen wir Best-Practice-Beispiele unter die Leute.“
In der kommenden Woche möchte sich der Landesverein wieder positiven Perspektiven in der Denkmalpflege zuwenden und beruft eine Jury ein, die den Preisträger oder die Preisträgerin für den erstmals zu verleihenden „Erich-Schosser-Preis“ küren soll. Ausgezeichnet wird eine bayerische Kommunalpolitikerin oder ein Kommunalpolitiker, die oder der sich in besonderer Weise um Denkmalpflege verdient gemacht hat. (mit AZ)
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden