
Nach der Massenschlägerei im Puls: War nur der Alkohol schuld?

Plus Es war nicht das erste Mal, dass Partygäste die Günzburger Disco Puls am Sonntagmorgen mit Verletzungen verlassen haben. Diese Konsequenzen zieht die Polizei.

Dass der ein oder andere nach einer durchzechten Nacht am nächsten Morgen mit einem schweren Kopf aufwacht, mag vorkommen. Eine gebrochene Rippe oder eine heftige Beule am Kopf zählen zu den seltenen Folgen einer Party. Allerdings gilt das nicht für den ein oder anderen Gast der Günzburger Disco Puls in der Nacht von Samstag auf Sonntag.
Immer wieder berichtet die Günzburger Polizei von Ausschreitungen, Körperverletzungen oder auch Diebstählen im und um das Puls im Günzburger Gewerbegebiet. Am vergangenen Samstag ist es erneut eskaliert. Um die 20 Personen sollen bei einer Massenschlägerei beteiligt gewesen sein. Unter anderem wurde laut Polizeibericht eine 20-Jährige mit dem Kopf gegen eine Wand geschleudert, sodass sie ohnmächtig wurde. Einem 29-Jährigen wurde zunächst mehrfach ins Gesicht und dann mit einer Glasflasche gegen den Kopf geschlagen. Außerdem erlitt ein 25-Jähriger eine Rippenfraktur. Wie kam es dazu? Und warum immer wieder das Puls?
Der Alkoholkonsum steigert laut Polizei die Gewaltbereitschaft
Auf der Facebook-Seite unserer Redaktion amüsieren sich einige Nutzerinnen und Nutzer über die Häufigkeit der Ausschreitungen in der Disco, einer schreibt unter dem Beitrag: "Und jedes Wochenende grüßt das Murmeltier." Eine andere Leserin meint: "(…) Wie sagt man so schön als klassischer Puls-Gänger: ohne Stich und ohne Hieb …, niemand ruhig in sein Bettchen stieg." Andere finden die Häufigkeit dieser Vorfälle gar nicht witzig.
Das Puls ist eine Großraumdisco, bis zu 4000 Gäste haben Platz. "Es gibt bis auf die gesetzlichen Einschränkungen keine Beschränkung zur Alkoholabgabe, sodass Partygänger oftmals deutlich dem Hochprozentigem zusprechen, was die Hemmschwelle zu gewalttätigen Reaktionen senkt", erklärt Dominic Geißler, Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West. Die Gründe für den Ausbruch der Schlägerei seien bislang nicht bekannt und Gegenstand der laufenden Ermittlungen. Eine Frau habe in der Partynacht die Beamten informiert. Diese gab laut Polizei an, dass ein Angehöriger von ihr unter den Opfern sei und einen Rippenbruch erlitten habe. Bei dem Einsatz waren fünf uniformierte Streifen der Polizei Günzburg und umliegender unterstützender Dienststellen beteiligt.
Puls-Gast schildert Streit an der benachbarten Tankstelle in Günzburg
Früher sei das Puls für ihn interessant gewesen, gute Stimmung und viel friedlicher, schildert ein Partygast im Gespräch mit unserer Redaktion. Auch er war am Samstag mit Freunden dort. "Ich selbst war im Puls noch nie in einen Streit verwickelt", sagt der 25-Jährige aus Ellzee. Trotzdem war der Besuch vermutlich sein letzter dort. Er habe "keinen Bock mehr", wenn es dort immer wieder so eskaliere. Seiner Einschätzung nach entstehen die Auseinandersetzungen oft an der gleichen Stelle, im sogenannten Black-Floor. "Der Raum ist abgedunkelt. Weil es dort sehr eng ist, passiert es schnell, dass jemand geschubst und ein Getränk verschüttet wird." Auch die Schlägerei von Samstag sei dort entstanden.

Der 25-Jährige meint, es seien immer wieder die gleichen Leute, die auffallen, "eine Gruppe von Ausländern". Er selbst ist Türke, nimmt seine Landsmänner bei diesen Vorfällen nicht in Schutz. Am Samstag sollen laut seinen Beobachtungen ungefähr 15 Personen in die Schlägerei verwickelt gewesen sein, erst drinnen, später ging es draußen weiter. "An der Tankstelle wurde lautstark diskutiert", so der Gast. Er meint mitbekommen zu haben, dass es dabei auch um Drogen gegangen sei. Auch die Günzburger Polizei berichtete von einem Kokainfund in den Räumlichkeiten der Diskothek. Die Einschätzung des Gastes teilen die Beamten jedoch nicht. "Derzeit gibt es keine Erkenntnisse, dass spezielle Gruppen wiederholt gewaltbereit auftreten", so Geißler.
Streifen gibt es auch auf dem Autohof in Günzburg
Die Polizei habe die Örtlichkeit im Blick und reagiere je nach Lage. Die Disco werde aktuell allerdings nicht als "Hotspot" eingestuft. "Zurückliegende Körperverletzungsdelikte – insbesondere nach der langen Corona-Schließung – wurden in persönlichen Gesprächen mit dem Betreiber aufgearbeitet", sagt Geißler. Hierzu wurde ein Konzept seitens der Diskothek erarbeitet, die Security-Mitarbeiter sollen auch den Parkplatzbereich des Autohofes kontrollieren. "Diese sind sichtbar als Ordnungspersonal erkennbar. Den Kräfteansatz hat der Betreiber in Absprache mit der Polizei erhöht", so der Sprecher weiter.
Am Samstag öffnet das Puls wieder. Das Motto der Party lautet "Crazy Night – die verrückteste Party des Jahres". Es soll ein Bobbycar-Wettrennen geben und eine "Mega-Kissenschlacht", wie das Puls in den sozialen Medien wirbt. Im Gegensatz zu Glasflaschen haben Schläge mit Kissen einen Vorteil: Man verletzt sich nicht so schnell.
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