
Sanierung am Günzburger Schloss nach drei Jahren fertiggestellt

Die Baumaßnahmen am Finanzamt im Günzburger Schloss sind bis auf Arbeiten im Schlosshof abgeschlossen. Wie die Ergebnisse der Bauforschung den Schlossdurchgang gestalten.
Knapp drei Jahre mussten die Fußgänger, die über die Treppen- und Rampenanlage von der Ichenhauser Straße die Innenstadt erreichen wollten, die Baustelle des Schlosses großräumig umgehen. Nun ist der Durchgang durch das Schloss wieder möglich. Und das Warten hat sich gelohnt. Wo vor der Sanierung nur ein enger, in den 1960er-Jahren entstandener, improvisierter Schlupf durch den Südflügel des Schlosses vorhanden war, empfängt den Stadtbesucher nun wieder der großzügige, aus der Barockzeit stammende Durchgang durch das Hauptgebäude.

"Im Zusammenspiel mit dem neu gestalteten Turniergarten bildet der Schlossdurchgang nun einen sehr einladenden westlichen Stadtzugang", freut sich Bauleiter Karlheinz Treimer vom Staatlichen Bauamt Krumbach. Dessen Behörde zeichnet sich für die Planung, Bauleitung und das Projektmanagement der Schlosssanierung – die das vorgegebene Kostenbudget von 14 Millionen Euro eingehalten hat – und den darin enthaltenen neuen Durchgang, verantwortlich. Dabei ist nicht nur ein öffentlicher Durchgang entstanden, gleichzeitig wird der Bereich auch genutzt, um Interessierten Informationen über die Schlossgeschichte an die Hand zu geben. Treimers Kollege Theodor Merk, Architekt der Schlosssanierung, erläutert: "Die hochspannenden Ergebnisse, die wir aus der Bauforschung gewonnen hatten, wollten wir allen Bürgern zugänglich machen." Dafür bot sich der öffentliche Durchgang in idealer Weise an.
Öffentlicher Raum mit Erlebniskomponente im Herzen Günzburgs entstanden
Die ehemalige Günzburger Residenz sei ein überregional bedeutendes Baudenkmal und ist das einzige von den Habsburgern auf deutschem Boden errichtete Schloss. Bei einem Umbau 1768 durch den in der Region bekannten Wettenhauser Stiftsbaumeister Joseph Dossenberger wurden die Fassaden mit einer aufwendigen Fassadenmalerei versehen, deren letzte Reste man erst in den 1970er-Jahren beseitigte. Zu diesem Dossenberger-Umbau gehörte auch eine hölzerne barocke Treppenanlage. Teile des Balustergeländers dieser Treppe befinden sich noch heute in einem Günzburger Privathaus. Überhaupt die barocke Treppenanlage: Ihr ist ein eigener Bereich im Durchgang gewidmet.

In Zusammenarbeit mit dem Bauforscher Bernhard Niethammer, dem Leiter des Heimatmuseums, Rafael Gerhardt, dem Grafiker Thomas Schmid und dem Staatlichen Bauamt Krumbach ist ein öffentlicher Raum mit Erlebniskomponente entstanden. Einziger Wermutstropfen: Die Neugestaltung des Schlosshofes ist erst für den noch ausstehenden dritten und letzten Bauabschnitt, der den Nordflügel des Schlosses beinhaltet, vorgesehen.
Optisch verändert hat sich am Schloss nicht nur der öffentliche Durchgang. Theodor Merk hebt drei weitere Punkte hervor, nämlich die neue Glasfassade am Westflügel, die neue Putzfassadengestaltung und die Beseitigung des Blechdachprovisoriums des Schlossturmes aus dem 19. Jahrhundert. Bereits 2019 war mit der Einweihung des Servicezentrums des Finanzamtes Günzburg der erste Bauabschnitt im Westflügel des Schlosses abgeschlossen worden. "Einen Bezug zur einst vorhandenen aufwendigen barocken Fassadenmalerei, die Joseph Dossenberger 1768 beim letzten großen Umbau der Schlossanlage angebracht hatte und deren letzte Reste in den 1970er-Jahren beseitigt wurden, stellt die neue Putzfassadengestaltung des Schlosses nun wieder her", erklärt Merk.
Finanzbeamte in Günzburg erhalten moderne Arbeitsplätze
Wichtig war dem Staatlichen Bauamt auch, der westlichen Stadtansicht wieder ihre barocke Harmonie zu verleihen. Damals bildeten der Schlossturm, der Stadtturm und der Ursulaturm eine Symmetrie. Dass man 1866 den barocken Mansarddachturm durch einen blechgedeckten Pyramidenturm ersetzt hatte, beeinträchtigte darüber hinaus auch die Schlosssilhouette erheblich. So wurde im Zuge der Sanierungsmaßnahme das Unterteil des historischen Turmdachstuhls, das den bisherigen Pyramidenturmspitz bildete, in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege, wieder zu einem Mansarddachstuhl ergänzt. Die zur Barockzeit vorhandene Laterne rekonstruierte man. Auf der Spitze des mit Biberschwanzziegeln gedeckten Turmes sitzt nun wieder die erhaltene barocke Turmspitze mit goldener Kugel.
"Nach der nun erfolgten Fertigstellung des zweiten Bauabschnittes der Baumaßnahme können die Mitarbeiter des Finanzamtes die entstandenen modernen Arbeitsplätze nutzen", informiert Treimer. Die gravierenden statischen Mängel des Gebäudes wurden behoben. Zudem erhielt die Stadt Günzburg neben ihrer historischen, symmetrischen Stadtansicht auch einen angemessenen Westzugang. (AZ)
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