
Plus Die Stadt Ichenhausen beleuchtet mit einem Gedenken die dunkle Vergangenheit während des Dritten Reichs und setzt gleichzeitig ein Zeichen gegen Gleichgültigkeit. Stark!
Normalerweise gibt es an dieser Stelle keine Empfehlung, Gemeinderats- oder Stadtratssitzungen zu besuchen. Es ist ohnehin ein grundsätzlicher Rat, sich einmal anzusehen, wie über Gegenwart und Zukunft der Kommune, in der man lebt, diskutiert wird. Davon hat auch der Stadtrat Ichenhausen eine Menge zu bieten, wie sich aus der Tagesordnung der Sitzung am Dienstag ab 19 Uhr herauslesen lässt: Es geht um den Familienstützpunkt, einen Tätigkeitsbericht des Büros Soziale Stadt, um Städtebauförderung und eine Einladung zum Seniorentanz. Das, was am meisten an diesem Abend beeindrucken wird, ist ein Blick in die Vergangenheit.
Der Stadtrat setzt mit seinem Gedenken an die ermordeten jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger ein starkes Zeichen. Dass der Vorabend des Abtransports der letzten Ichenhauser Juden vor 80 Jahren mit einer Stadtratssitzung zusammenfällt, mag ein Zufall sein. Dass jener Zufall genutzt wird, ist Absicht. Und dafür kann der Ideengeberin Claudia Madel-Böhringer und dem Ichenhauser Bürgermeister Robert Strobel, der den Vorschlag aufgegriffen hat, nur gratuliert werden. Die Stadt setzt sich in beachtlicher Weise mit ihrer Vergangenheit auseinander. Und die Vertreterinnen und Vertreter der Bürgerschaft zeigen damit gleichzeitig, dass ihnen die Menschen, die während des Nazi-Regimes gedemütigt, verprügelt, ermordet wurden, nicht gleichgültig sind. Leider haben wir keine Zeitmaschine, um ungeschehen zu machen, was in diesem Land, in diesem Landkreis vor wenigen Generationen passiert ist. Aber wir haben die Verantwortung dafür, dass so etwas nie wieder geschieht.
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