
Kreisweite Kastrationspflicht für Katzen könnte Leid verhindern

Plus Der Tierschutzverein Thannhausen ist Initiator einer möglichen Katzenschutzverordnung für den Kreis Günzburg. Denn das Leiden von tausenden Tieren soll aufhören.

Etwa 200 Unterschriften hat der Tierschutzverein Thannhausen innerhalb von drei Tagen beim vergangenen Weihnachtsmarkt in Edelstetten gesammelt, viele weitere sollen noch folgen. Zusammen mit dem Tierschutzverein Günzburg, dem Tierschutzverein Weißenhorn, der Katzenhilfe Ulm/Neu-Ulm und der Katzenhilfe Langenau, die alle im Landkreis Günzburg aktiv sind, treten sie für mehr Tierwohl und weniger Leid ein – und eine Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen. Auch Burtenbachs Bürgermeister und Kreisrat Roland Kempfle ist mit involviert.

35 Plätze für Katzen bietet das Tierheim in Thannhausen – und die seien quasi immer rappelvoll belegt, sagen Conny Stegmann, Vorsitzende des Tierschutzvereins Thannhausen, und ihre Stellvertreterin Doris Kristl-Wenzel. Dazu gebe es etwa zehn Außen-Pflegestellen, damit die Masse an Katzen überhaupt zu bewältigen sei. Im Tierheim landen meist kranke, ehemals streunende Katzen, die erst wieder aufgepäppelt werden müssen, was zeitlich und finanziell extrem belastend sei. Erst danach könnten die Katzen an Tierliebhaber vermittelt werden, bis dahin vergeht aber viel Zeit. Etwa ein Jahr, schätzt Stegmann.
Tierheim Thannhausen könnte jährlich 25.000 Euro einsparen
100.000 Euro beträgt der Haushalt des Tierheims, allein 30.000 Euro fallen jährlich an Tierarztkosten an. Knapp 25.000 Euro davon könnten eingespart werden, wenn es eine Katzenschutzverordnung im Landkreis gebe, rechnet Kristl-Wenzel vor.

"Wer sieht, wie diese Katzen gelitten haben, bis sie bei uns landen, weiß, dass es so nicht weitergeht und endlich gehandelt werden muss", sagt Kristl-Wenzel. Die streunenden Katzen haben häufig schwere Krankheiten, sind unterernährt; nicht wenige von ihnen haben keine Überlebenschance. Kristl-Wenzel und Stegmann zeigen mehrere Bilder, auf denen schwer verletzte oder kranke Katzen aus dem Kreis Günzburg zu sehen sind. Das alles liege an der unkontrollierten Fortpflanzung und könne verhindert werden, betonen die beiden Frauen. Sie sprechen sich deshalb klar für eine Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen aus.
Initiative für Katzenschutzverordnung geht nicht von der Politik aus
Diese soll landkreisweit gelten. Im September 2022 bat der Tierschutzverein Thannhausen die Bürgermeister der ihm angegliederten Kommunen zu einem Treffen, um das große Leid freilebender Katzen und die dadurch entstehenden immensen Kosten für den Verein zu besprechen. Ergebnis des Gesprächs war, dass es so nicht weitergehen könne und eine gesetzliche Regelung getroffen werden müsse. Die Bürgermeister baten ihren Kollegen und Kreisrat Roland Kempfle aus Burtenbach, die Problematik auf Kreistagsebene vorzutragen, damit nicht jede Kommune einzeln entsprechende Richtlinien beantragen muss. Kempfle hat selbst eine Katze, die - wie es sich für einen Tierliebhaber gehört - auch als Familienmitglied angesehen wird. Tierschutz habe viel mit Menschlichkeit zu tun, meint Kempfle. "Diese Initiative geht nicht von der Politik aus, sondern von den Bürgern und Tierheimen", erklärt Kempfle.
Und das muss nicht zwangsläufig eine Katzenschutzverordnung sein. "Wenn sie aber kommt, muss sie auf rechtlich sicheren Füßen stehen und das Tierleid im Landkreis durch ein Gutachten nachgewiesen worden sein", sagt Kempfle. Er ist politisch erfahren genug, um zu wissen, dass das Wort "Kastrationspflicht" bei Bürgern negativ aufgenommen werden kann. Deswegen spricht er auch immer von einer Katzenschutzverordnung. Diese muss nachvollziehbar und praktisch durchführbar sein. Denn was passiere, wenn sich jemand ganz bewusst dafür entscheidet, dass eine Freigänger-Katze auch mal Junge bekommen soll? "Man muss aufpassen, niemanden zu erschrecken – oder gar zu verschrecken." Es müssen seiner Meinung nach aber Maßnahmen zum Wohle der Tiere ergriffen werden, denn die jetzige Situation sei nicht weiter hinnehmbar.
Hunderte streunende Katzen in jeder Kommune im Landkreis Günzburg
Eine rechtliche Grundlage, um die Not der Tiere im Landkreis Günzburg zu verringern, möchten Kristl-Wenzel und Stegmann vom Tierschutzverein Thannhausen. "Es gibt viel Not in der Welt, welches wir nicht lindern können. Aber hier könnten wir ganz konkret einschreiten und helfen", sind sich die beiden einig. Die Situation habe sich in den vergangenen Jahren ihrer Meinung nach nicht verschlechtert, sie ist gleich schlimm geblieben. Hunderte, wenn nicht gar tausende streunende Katzen gebe es in jeder Kommune im Landkreis, schätzt Kristl-Wenzel. Häufig verbunden mit viel Leid.
Kempfle will das Thema bei der Bürgermeisterdienstversammlung vermutlich im Sommer dieses Jahres auf die Tagesordnung bringen, bei der die Unterschriftenlisten übergeben werden. Danach dem Landratsamt einen Prüfungsauftrag erteilen und schauen, was möglich ist, ist laut Kempfle das weitere Vorgehen.
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