Was es mit diesem Kreuz am Mühlbach in Vöhringen auf sich hat
70 Jahre lang stand dieses Feldkreuz an seinem angestammten Platz. Dann musste es umziehen. Dieses Schicksal steckt hinter dem Kreuz am Mühlbach in Vöhringen.
Meist gehen Spaziergänger an ihnen vorbei, ohne ihnen große Beachtung zu schenken: Feldkreuze. Auf die Vöhringerin Jeannette Wischenbarth üben sie aber eine Faszination aus. Denn sie weiß, dass hinter den Kreuzen oft tragische Schicksale oder glückliche Fügungen stecken. Früher stellten die Menschen solche Kreuze auch als Zeichen ihrer Dankbarkeit auf.
Wischenbarth hat mehr als acht Jahre lang als Stadtarchivarin in Vöhringen gearbeitet. In unzähligen Gesprächen mit der Bevölkerung erfuhr sie fast vergessene Geschichten über den Ort, der ihre Heimat geworden ist. Immer wieder ging es um die Feldkreuze, die auf der Vöhringer Flur aufgestellt worden waren und über die sie nun in loser Reihenfolge berichtet. In diesem Text geht es um das Feldkreuz am Mühlbach.
An dieses Vöhringer Schicksal erinnert das Kreuz am Mühlbach
Dieses steinerne Kreuz erzählt eigentlich zwei Geschichten. Warum wurde es überhaupt aufgestellt und warum steht es nicht mehr an seinem ursprünglichen Platz? Die erste Frage führt mehr als 100 Jahre zurück in die Zeit des Ersten Weltkrieges. Der Vöhringer Anton Schlenz musste in diesem Krieg kämpfen. Wie Wischenbarth, die für eine Publikation zur Stadtgeschichte schon mit einer silbernen Bürgermedaille ausgezeichnet wurde, herausfand, stellte Schlenz das Kreuz aus Dankbarkeit für seine Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft Anfang der 1950er-Jahre am Mühlbach auf. In einen Hohlraum im Sockel des Kreuzes soll auch eine Urkunde gelegt worden sein. Die ist aber nicht mehr erhalten. Warum sie verloren ging, wisse heute leider niemand mehr.
In den Jahren 2014 und 2015 wurde dann der Vöhringer Kirchplatz neu gestaltet und die Mühlbachbrücke erneuert. Das Kreuz, das rund 70 Jahre lang seinen festen Platz gehabt hatte, war plötzlich im Weg. Es wurde von seinem Standort an der Ecke Bellenberger Straße und Herbststraße entfernt. Jeanette Wischenbarth, zu diesem Zeitpunkt noch Stadtarchivarin, nahm sich des kleinen steinernen Flurkreuzes an. Im schlimmsten Fall wäre es sonst entsorgt worden.
Das Kreuz bekommt einen neuen Standort
Sie sprach mit den beiden Söhnen von Anton Schlenz. Das Kreuz ging letztlich in den Besitz der Stadt über und Wischenbarth machte sich auf die Suche nach einem neuen, würdigen Standort. Die Entscheidung fiel auf ein grünes Grundstück mit einer Linde am Anfang der Straße Zwischen den Bächen. Im November 2016 wurde das restaurierte Kreuz gesetzt. Es hatte eine neue, bronzefarbene Jesusfigur erhalten. Das Kleindenkmal ist komplett aus Terrazzo gefertigt und trägt als Haube ein mit Schneckenmustern verziertes, in neugotischem Stil gefertigtes Dach. Am Schaft des Kreuzes befindet sich eine Kartusche mit der Inschrift: „Christi Kreuz / Sei dein / Wanderstab“. (AZ)
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