Misstrauen gegenüber weiteren Kraftwerken an der Iller
Beim Kormoran setzt die Fischereigenossenschaft auf Abstimmung mit den Jägern
Lankdreis/Illerrieden Bei der Mitgliederversammlung der Fischereigenossenschaft Untere Iller im Sportheim Illerrieden (Alb-Donau-Kreis) verwies der Präsident des Fischereiverbands Schwaben, Franz Josef Schick (Nersingen) auf den geplanten Ausstieg aus der Atomstromerzeugung. Damit wachse der Druck auf erhöhte Nutzung der Wasserkraft. „Wir müssen sehr sorgfältig prüfen, ob sich die geplante Errichtung neuer Kraftwerke mit der im Gange befindlichen Renaturierung der Iller vereinbaren lässt“, sagte er. Das vor allem deswegen, weil sogenannte Schachtkraftwerke unter der Wassersohle das Fließgewässer aufstauen, die relativ geringe Wassermenge erwärmen und damit den Lebensraum für Äsche und Nase vernichten. Um den Kormoran zu „vergrämen“, sei enger Kontakt mit den Jägern erforderlich.
Vorsitzender Ulrich Altstetter berichtete vom Neubesatz von Fischen in der Iller und den einbezogenen Kanalstrecken. Geschäftsführer Norbert Frank betreute die Aktion. Weil die Äsche stark gefährdet ist, hoffe man auf Erfolg.
Insgesamt fingen die Mitglieder 4616 Fische mit einem Gesamtgewicht von 2730 Kilogramm, durchschnittlich 0,59 kg. Weitaus am häufigsten wurden Regenbogenforellen (3280) und Bachforellen (616) geangelt. Bemerkenswert sei der Fang von zwei Huchen, je sieben Pfund schwer. Huchen wurden vom Fischereiverein Ulm besetzt, können aber auch in anderen Gewässern vorkommen.
Bei einer Revierbesprechung mit den Jägern habe sich die flächendeckende Bejagung des Kormorans als Erfolg erwiesen. Die Allgemeinverfügung brauche noch mehr Rechtssicherheit, bessere Öffentlichkeitsarbeit und noch intensiveres Zusammenwirken. Eine Abschussprämierung sei beiderseits unerwünscht. Das Reduzieren des Gänsesägers könne leider nicht in gleicher Weise erfolgen. Die Regelung in der Schweiz und in Österreich sollte auch in Bayern erlaubt werden.
Voruntersuchung für drei Querbauwerke
Die geplanten Kleinkraftwerke im Rahmen des Ausbaus erneuerbarer Energien erforderten genaue Prüfung. Die Firma Fontin hat den Antrag zum Bau von acht Kleinkraftwerken zurückgezogen, will aber ein neues Schachtkraftwerk bei Flur-Kilometer 23.48 ins Auge fassen. Beim Kraftwerk nahe Bellenberg, das einen starken Eingriff in den Auwald bedeuten würde, ist der Streit zwischen den Stadtwerken Ulm und der Unteren Iller AG beim Verwaltungsgericht München zugunsten der Stadtwerke entschieden worden. Vorgesehen ist der Bau im Bereich der drei Meter hohen Sohlschwelle bei Kilometer 17. Baubeginn soll 2013/2014, Fertigstellung 2016 sein. Das Büro Waibel und Ness plant eine Voruntersuchung zum Bau von drei Querbauwerken. Betroffen sind das Kirchdorfer Wehr, das Arlacher Wehr und das bei Kilometer 50.650.
Zum Thema „Schachtkraftwerke“ hielt Albert Sepp von der Technischen Universität München einen Fachvortrag. Die neuen Konstruktionen sollen Schäden minimieren, erläuterte der Referent. Es zeigte sich jedoch, dass er die Bedenken der Fischer gegen diese Kraftwerke nicht ausräumen konnte.
Geschäftsführer Norbert Frank bedankte sich beim Vorsitzenden für dessen Einsatz in ideeller und materieller Weise. Der Fischereiverein Balzheim, der 2,22 Kilometer Flussstrecke der Iller betreut, ist noch nicht Mitglied der Genossenschaft. Auf Anfrage wurde vom Regierungspräsidium Tübingen mitgeteilt, dass in Baden-Württemberg keine Genossenschaft mehr besteht und eine Verpflichtung zum Eintritt nicht gegeben ist. Frank nahm nochmals zum Thema Kormoran Stellung und empfahl zur besseren Zusammenarbeit eine Adressenkartei, in der die Fischer den für ihren Bereich zuständigen Jägern zugeordnet werden können.
Ein Elektrofischen im Auftrag der Stadtwerke Ulm und dem Institut für Fischbiologie und Umwelt, Freiburg, im Wielandkanal, dem UIAG-Kanalstück zum Iller-Einlauf, und in angrenzenden Bereichen der Iller ergab einen teilweise breit gefächerten Fischbestand.
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