
Corona bremst den Flexibus im Raum Babenhausen-Boos

Plus Vor gut einem Jahr ist der Rufbus im Raum Babenhausen eingeführt worden. Eine Pandemie ahnte damals noch niemand. Wie hat sie das Angebot beeinflusst?
Als im November 2019 der Flexibus im Raum Babenhausen-Boos eingeführt wurde, ahnte niemand, wie sehr sich der Alltag der Menschen schon bald ändern wird. Ein paar Monate später fuhr das öffentliche Leben herunter und die Leute waren dazu angehalten, das Haus nur aus dringlichen Gründen zu verlassen. Wie beeinflusste – und beeinflusst – die Corona-Pandemie das Rufbus-Angebot? Kann sie sogar eine Chance bergen?
„Corona wirkt sich unmittelbar auf das Mobilitätsverhalten der Menschen aus“, sagt Josef Brandner, Geschäftsführer des Busunternehmens, das den Flexibus als Ergänzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) anbietet. Und so spiegelte die Rufbus-Nutzung 2020 in gewisser Weise auch das Infektionsgeschehen wider: Im Frühjahr legten die Flexibusse – gleich dem öffentlichen Leben – eine Vollbremsung hin; die Fahrzeuge wurden ab Ende März für die Zeit des ersten Lockdowns aus dem Betrieb genommen. Danach stieg die Nutzung wieder, jedoch moderat. „Die Leute schränken sich ja weiter ein“, sagt Brandner.
Hinzukommt aus seiner Sicht eine Entwicklung, die auch Umfragen bezeugen: Die Menschen setzen in der Pandemie stärker auf den Individualverkehr, um von A nach B zu kommen; der ÖPNV hat das Nachsehen. Sprich: Viele nehmen aktuell lieber das eigene Auto statt Bus und Bahn, um Kontakte zu anderen zu reduzieren. Brandner sagt mit Blick auf das Thema Infektionsschutz: „Wir begrüßen die FFP2-Maskenpflicht auch im Flexibus für Fahrer und Fahrgäste. Jeder schützt sich und andere.“
Flexibus: Im Raum Babenhausen ist Luft nach oben
Das errechnete Potenzial im sogenannten „Flexibus-Knoten“ Babenhausen-Boos liegt ihm zufolge bei rund 9000 Fahrgästen in einem Zeitraum von einem Jahr. Seit der Einführung Mitte November 2019 sei etwa die Hälfte davon erreicht worden, wobei die „Anlaufphase“ und die Lockdown-Pause zu berücksichtigen sind. Im Schnitt chauffiert der Flexibus demnach zwischen 400 und 500 Passagiere pro Monat im Gebiet zwischen Tafertshofen im Norden und Heimertingen im Süden. Hauptanziehungspunkt innerhalb des Knotens ist der Markt Babenhausen. „Da sind Geschäfte, Ärzte, Dienstleister“, begründet Brandner.
Der Unternehmer kommt zu dem Fazit: „Der Flexibus ist angelaufen, hat aber noch deutlich Potenzial nach oben.“ Finanziell trägt sich das Angebot im Raum Babenhausen-Boos nämlich noch nicht, was aber letztlich Voraussetzung für den Erhalt der Flexibusse sein wird, die im Unterallgäu in den ersten fünf Jahren von öffentlicher Hand gefördert werden.
Pilotprojekt Flexitrans startet in Krumbach
Dass die Etablierung Zeit brauche, das sei zu erwarten gewesen; die Zielperspektive sei auf zwei Jahre angelegt worden. „Die Fahrzeuge müssen gesehen werden, präsent sein, die Leute müssen darüber sprechen“, sagt Brandner. Die Pandemie habe das zumindest in Teilen zunichtegemacht. Dennoch spricht er von einer guten Resonanz derjenigen, die den Rufbus bereits nutzen: „Die Leute schätzen es, dass es den Flexibus gibt.“ Damit dies so bleibt, werde an der Dienstleistung und deren Erweiterung gearbeitet.
In Krumbach und den umliegenden Gemeinden startet in dieser Woche ein staatlich gefördertes Pilotprojekt: Für eine neue Dienstleistung mit dem Namen Flexitrans nutzt Busunternehmer Josef Brandner die Flexibusse, die dort seit Jahren im Einsatz sind, für den Transport von Lebensmitteln und anderen Waren. Das neue Angebot soll Menschen, die weniger mobil sind, den Einkauf erleichtern. Brandner erzählt über seinen Ururgroßvater Josef, der damals von Thannhausen aus Transporte mit Kutschen organisiert hat. Er bot Kunden an, auch Waren zu befördern. „Im Grunde greifen wir diese Idee jetzt mit modernster Technik wieder auf.“ Sich Milch, Pizza und anderes nach Hause bringen lassen: Brandner geht davon aus, dass der Bedarf gerade jetzt, in der Corona-Krise, groß ist. Mehr dazu lesen Sie hier: Neues Angebot im Raum Krumbach: Flexibus bringt Milch und Gemüse nach Hause
Momentan gibt es im Unterallgäu vier sogenannte Flexibus-Knoten:
- Knoten Mindelheim mit den Gemeinden Apfeltrach, Dirlewang, Kammlach, Stetten und Unteregg.
- Knoten Kirchheim-Pfaffenhausen mit Breitenbrunn, Eppishausen, Kirchheim, Oberrieden, Pfaffenhausen und Salgen.
- Knoten Babenhausen-Boos mit den Gemeinden Egg, Fellheim, Heimertingen, Kettershausen, Kirchhaslach, Niederrieden, Oberschönegg, Pleß und Winterrieden.
- Knoten Ottobeuren mit Böhen, Hawangen und Markt Rettenbach.
Dort und auch in den zugehörigen Ortsteilen und Weilern kann der Rufbus bestellt werden. Es gibt zudem weitere Flexibus-Pläne für den östlichen Landkreis: Flexibus im Wertachtal kommt ins Rollen
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