
Ortsgeschichte: Als beim Rathausbrand das Löschwasser in den Schläuchen gefror

Der Historische Verein gibt den siebten Band mit „Beiträgen zur Geschichte“ aus Babenhausen heraus. Darin gibt es viel Spannendes zu entdecken.
Eine ganze Menge Geschichte und Geschichten hat Babenhausen aus den vergangenen Jahrhunderten zu bieten. Das zeigt ein Blick in den neuesten Band des Historischen Vereines zur Babenhauser Geschichte. Auf knapp 200 Seiten werden Episoden und Geschichten aus der Vergangenheit des Fuggermarktes, versehen mit historischem Bildmaterial, wieder lebendig. Dabei handelt es sich um Beiträge aus den vereinsinternen Veröffentlichungen des Historischen Vereins. Die meisten stammen aus der Feder des Heimatforschers Dieter Spindler sowie der Vereinsvorsitzenden Barbara Kreuzpointner.
Warum es in Babenhausen einen "doppelten Nepomuk" gibt
Auf der Titelseite: Ein Bild der ehemaligen Orangerie östlich des eigentlichen Fuggerschlosses, die eventuell im Rahmen der Unterbringung des Kindergartens Guter Hirte im ehemaligen Ökonomietrakt zu neuem Leben erweckt wird.

Nicht weit davon entfernt findet man eine der beiden Nepomukfiguren im Fuggermarkt, deren erstes Exemplar im Jahr 1730 „aufs Postament gestellt wurde“. Die zweite Figur stand ursprünglich am Mühlkanal, ehe sie nach Jahrzehnten des „Verstecks“ im Gmoindsstadel die endgültige Heimat an der Günzbrücke erhielt.
Rathausbrand 1949: Die Feuerwehr rückte im Faschingsgewand aus
Ausführlich erfahren die Leser alles rund um den Rathausbrand vom 1. auf den 2. Februar 1947: Da das Ereignis während eines Faschingsballs passierte, rückte so mancher maskierte Feuerwehrler zum Einsatz aus. Das Wasser gefror teilweise in den Schläuchen, letztendlich blieb nur eine eisüberkrustete Ruine. Trotz leerer Haushaltskassen erfolgte ein Neuaufbau, der im August 1950 feierlich eingeweiht wurde.
Eine wechselvolle Geschichte beleuchtet auch das Kapitel über den Bauernkrieg. Besonders spannend ist dabei der Bericht über das „Rote Fähnlein“ und den Bauernrebell Augustin Schlegel.

Mit Krieg hat auch die Rettung des Stadtarchivs Augsburg zu tun: Von 1943 bis etwa 1950 lagerten im Fuggerschloss die wertvollen Akten, die sogar mit Ochsenkarren und Schlitten den Weg in ihre neue Heimat fanden. Dort lagerten die Papiere im Speisesaal und auf den Gängen, sogar Stockbetten des Reichsarbeitsdienstes wurden als Regale verwendet.
Der Reichsarbeitdienst ist auch mit dem Begriff des „Arbeitsdienstgrabens“, einem damals entstandenen kleinen Wasserweg, verknüpft. Dazu passen auch die Betrachtungen über den „Energielieferanten Klosterbeurer Bach“, einem wichtigen Wirtschaftsfaktor vor der Einführung der Dampfmaschine oder gar der Elektrizität.
Die Zünfte hatten im 16. Jahrhundert das Sagen
Ein großes Kapitel ist dem Zunftwesen gewidmet, worin schon im Mittelalter die Ordnung des Handwerkerwesens festgelegt wurde. Dass bereits 1562 eine Zunftordnung für Weber und Barchentarbeiter samt dem Zunftsheiligen Ulrich erlassen wurde, dürfte angesichts der Fuggerherrschaft kein Wunder sein. Da die Zunftmeister auch Zunftkerzen spendieren mussten, wird auch der Beruf des Wachsziehers am Beispiel Babenhausens dargelegt. Aus dieser Zeit stammt auch der Spruch, „einem anderen nicht ins Handwerk pfuschen“, da jeder nur in seinem erlernten Beruf tätig werden durfte. Treffpunkt war schon damals das Rössle-Gebäude.
Versuchte und tatsächliche Morde finden ebenfalls Erwähnung
Doch auch andere Persönlichkeiten bekommen in dem heimatlichen Geschichtsbuch Platz. Beispielsweise die Herren von Schönegg, der Handelsmann Georg Wöhrle, der Landgerichts- und fürstliche Leibarzt Dr. Joseph Anton Gruber und der Reformator Martin Luther. An dessen Wanderung durch das Unterallgäu erinnert heute noch das Lutherkreuz nördlich von Oberschönegg. Thematisiert wird zudem in diesem Buch, weshalb einige Gemeinden im Umkreis evangelisch wurden, beispielsweise Frickenhausen. Dort wurde damals die Figur des Heiligen Vitus in der Günz versenkt und in Weinried ‚gerettet‘ und zum zweiten Namenspatron der örtlichen Kirche erhoben. Doch es gibt noch mehr: Wer wusste von einer lang verloren geglaubten Renaissanceholzdecke im Rechbergbau des Fuggerschlosses? Von versuchten und tatsächlichen Morden mit Babenhauser Beteiligung? Oder, dass es im 19. Jahrhundert einen Zündholzfabrikanten im Ort gab? Wer über diese oder andere Facetten der Babenhauser Geschichte mehr erfahren will, dem sei der Kauf des neuen Bandes empfohlen.
Das Buch gibt es in der Papeterie Dilger und „Bei Elke“ (Auf der Wies) für 15 Euro. Außerdem kann man dort auch noch ältere Exemplare erstehen. Band I ist jedoch vergriffen.
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